Enzyklopädie der Neuzeit Online

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Die Enzyklopädie der Neuzeit Online, die auf der gedruckten Ausgabe Enzyklopädie der Neuzeit (J.B. Metzler Verlag Stuttgart, 2005-2012, in Zusammenarbeit mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen) basiert, bietet in über 4.000 Schlagwörtern einen facettenreichen Blick auf das bedeutsame Zeitalter von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

Seit 2017 wird die Enzyklopädie der Neuzeit Online regelmäßig erweitert. Neue Artikel kommen hinzu und bestehende Artikel werden um neue Abschnitte und zusätzliche Literatur ergänzt. In Erweiterung des ursprünglichen Konzeptes sind neue Artikel auch einzelnen Räumen und Regionen gewidmet oder reflektieren aktuelle Trends der historischen Neuzeit-Forschung.

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Genera dicendi

(870 words)

Author(s): Andres, Jan
Die Lehre von den drei G. D. (lat. auch elocutionis genera; »Arten des sprachlichen Ausdrucks«) wird auch als Dreistillehre bezeichnet. Sie stammt aus der antiken Rhetorik und regelt die Unterscheidung der Stil-Ebenen von Texten nach historisch variablen Kriterien. Der Begriff bezeichnet die Stilebenen, die jeden Text bestimmen. Daneben waren immer auch alternative Stilbestimmungen möglich. Die Dreistillehre der G. D. hat sich aber als bekannteste durchgesetzt.Die griech.-röm. Rhetorik bezeichnete die drei unterschiedenen Ebenen der Rede mit genus subtile/humile für d…
Date: 2019-11-19

Generalbass

(695 words)

Author(s): Synofzik, Thomas
G. ist in der Musikpraxis seit dem 17. Jh. eine Art musikalischer Kurzschrift, bei der ein auf Tasten- oder Zupfinstrumenten auszuführender harmonischer Begleitsatz nur durch dessen unterste Stimme in Noten ausgeschrieben wird (Notierung, musikalische). Die über dieser Bassstimme zu ergänzenden Harmonietöne werden improvisiert (Improvisation); sie ergeben sich aus standardisierten Fortschreitungsfloskeln oder werden durch ein Intervall-Ziffernsystem angedeutet. Ein einziger Dreiklang benötigte dabei meist nur eine einzige Ziffer. Schon …
Date: 2019-11-19

Generalbasszeitalter

(678 words)

Author(s): Waczkat, Andreas
Die Musikgeschichtsschreibung hat seit dem frühen 20. Jh. die Versuche anderer kulturhistor. Disziplinen zu einer stilgeschichtlichen Darstellung reflektiert, in der abstrahierte gemeinsame Merkmale eines Kanons anerkannter Kunstwerke als wesentlich für eine bestimmte Epoche angesehen werden. Einen entscheidenden Impuls dazu gab Wilhelm Diltheys Einleitung in die Geisteswissenschaften (Leipzig 1883), aus der die Musikgeschichtsschreibung die Konzentration auf den Text des Kunstwerks als eigentlichen Gegenstand der Musikgeschichte abgeleit…
Date: 2019-11-19

Generalstände

(1,331 words)

Author(s): Bahlcke, Joachim
1. Begriff und TypologieDer auf die seit Anfang des 14. Jh.s zuerst in Frankreich nachweisbaren états généraux zurückgehende Terminus G. verweist in allgemeiner Form auf eine gesellschaftliche Großgruppe, die innerhalb eines politischen Systems ein spezifisches, aufgrund unterschiedlicher rechtlicher, ökonomischer und sozialer Rahmenbedingungen regional zwangsläufig variierendes Recht auf Teilhabe an Herrschaft beanspruchte.In Abgrenzung von den in sachlicher und funktionaler Hinsicht mitunter schwer zu unterscheidenden Provinzialständen des e…
Date: 2019-11-19

Generationen

(1,633 words)

Author(s): Kondratowitz, Hans-Joachim von
1. Ambivalenz zwischen Natur- und GesellschaftsperspektiveIn der Nz. wurde die Ausdifferenzierung eines eigenständigen G.-Konzepts von einer charakteristischen Spaltung und begrifflichen Ambivalenz bestimmt: der Spaltung zwischen einem durch biologisch fundierte Natürlichkeitskriterien und einem durch gesellschaftliche Beziehungen definierten Bedeutungsraum, der ab dem späten 18. Jh. zunehmend an Dominanz gewann.Die Naturperspektive wird in einem heute kaum mehr präsenten Wortgebrauch sichtbar, nach dem G. (vgl. lat. generare; »erschaffen«, »erzeugen«) v.…
Date: 2019-11-19

Generationenbewusstsein

(793 words)

Author(s): Kondratowitz, Hans-Joachim von
Die Entstehung eines G. ging in der Nz. mit epochalen Krisenerfahrungen infolge der Auflösung überkommener Berechenbarkeiten einher. Dies traf sicherlich für die Kulturkrise im Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) zu, deren Verarbeitung sich bes. in lit. und biographischen Zeugnissen ausdrückte [4]; [5]. Diese Quellen maßen einen neuen, bisher so nicht gekannten Erfahrungsraum aus, der von nicht endender Gewalt und unmittelbarer Todesnähe bestimmt war [8].Diese neue Qualität existentieller Unsicherheit trennte die dichterischen Beobachter v…
Date: 2019-11-19

Generationenkonflikt

(640 words)

Author(s): Kondratowitz, Hans-Joachim von
1. BezugsrahmenDas nzl. Generationsverständnis ist charakterisiert durch seine Ambivalenz zwischen einer dominant genealogischen Deutungslinie und einer synchronen Kulturalisierung, die in der Zeit um 1800 begann, den Generationsbegriff umzuformen und ihm neue Bedeutungsebenen zu erschließen (vgl. Generationen). Es wäre zu erwarten, dass aus einer solchen Neujustierung auch ein deutlicheres Bewusstsein und eine stärkere Akzentuierung all jener Veränderungen resultieren würde, die dadurch in den generationellen Verhältnissen erkennbar wurden. Konflikte zwischen…
Date: 2019-11-19

Generationentransfer

(986 words)

Author(s): Kondratowitz, Hans-Joachim von
1. BezugsrahmenDie Gewähr eines Transfers von Eigenschaften, Anlagen und Qualitäten unterschiedlicher Art ist konstitutiv für den Generationen-Begriff der Nz. Das charakteristische Oszillieren des Generationsverständnisses im 17. und 18. Jh. zwischen der noch starken Dominanz des genealogischen Diskurses (Genealogie) und der zunehmenden Ausformung einer soziokulturellen Sichtweise erlaubte eine Vielfalt von Konzepten, die um die Figur der Weitergabe kreisen.Diese Mehrdeutigkeit der Generationsverständigung zeigt sich in den zeitgenössischen Begriffe…
Date: 2019-11-19

Genie

(1,915 words)

Author(s): Aurnhammer, Achim
1. DefinitionDer G.-Begriff, im 18. Jh. eine zentrale ästhetische Kategorie, hat eine lange, noch ungenügend erforschte Vorgeschichte. Schon die frühnzl. Poetik beschränkte sich nicht auf das Postulat der »Nachahmung« (lat. imitatio; vgl. Mimesis), sondern würdigte in der komplementären Forderung nach einem schöpferischen »Wettstreit« mit klassischen antiken Vorbildern (lat. aemulatio) auch das eigenständige künstlerische Schaffen. Die schöpferische Anlage, speziell die göttliche Begabung eines »Mustergeists« zu Dichtung und Kunst, wurde in …
Date: 2020-11-18

Genossenschaft

(2 words)

s. Korporation
Date: 2019-11-19

Genozid

(7 words)

s. Demographische Katastrophe | Indianerpolitik | Kolonialismus
Date: 2019-11-19

Genrebild

(1,774 words)

Author(s): Kepetzis, Ekaterini
1. EinleitungG. zeigen Szenen aus dem (zumeist zeitgenössischen) Alltag: Motive aus dem Bauern-, Küchen- oder Wirtshausmilieu, aus den Freizeitvergnügungen und Kinderspielen sowie aus dem bürgerlichen Lebensumfeld. Bis ins 18. Jh. herrschen erotische und moralisierende Tendenzen vor, nicht selten verknüpft mit Mitteln der Karikatur. Vom Historienbild und dem Porträt unterscheidet sich das G. darüber hinaus durch die zumeist typisierten Figuren [6. 13–46]; [10. 2].Der Begriff Genre geht auf lat. genus (»Gattung«) zurück und bezeichnet ursprünglich (analog zu den…
Date: 2019-11-19

Gentleman

(891 words)

Author(s): Heyl, Christoph
Der ab dem 13. Jh. nachweisbare Begriff G. (mittelengl. gentilman) bezeichnete ursprgl. einen Mann von edler Geburt, dem es zustand, ein Wappen zu führen, der aber kein Aristokrat war; insofern ging der Terminus von Anfang an nicht in den kontinentaleurop. Kategorien auf: »G.« überschnitt sich funktional mit dem (insbes. niederen) Adel Kontinentaleuropas, unterschied sich aber zugleich in mehrfacher Hinsicht von diesem. Der G. stand über der Sphäre der Erwerbs-Arbeit, insbes. der manuellen Arbeit, da er über ererbten Besitz, v. a. Landbesitz, …
Date: 2019-11-19

Genussmittel

(863 words)

Author(s): Teuteberg, Hans Jürgen
1. Zur sachlichen AbgrenzungG. sind natürlich vorkommende und gewerblich weiterverarbeitete Stoffe, welche das Nervensystem, den Blutkreislauf und den Stoffwechsel anregen sowie die Nahrung schmackhafter und bekömmlicher machen. Sie werden in Speisen (Zucker, Gewürze), als Heißgetränke (Kaffee, Tee, Kakao) oder als »geistige Getränke« (Bier, Wein, Spirituosen) bzw. als Narkotika (Tabak, Opiate) genossen (vgl. Opium; Drogenkonsum). Vielen G. ist gemeinsam, dass sie das Kraftgefühl kurzfristig verstärken; bei längerem Konsum kann die Wirkung aber wieder abnehmen.Der s…
Date: 2019-11-19

Geodäsie

(1,015 words)

Author(s): Epple, Moritz
1. Traditionen und Anfänge im 16. Jh.Die Vermessung der Erde, gestützt auf optische, astronomische und math. Verfahren und Instrumente, bildete einen bedeutenden Strang der neuen europ. Naturwissenschaft des 16. und 17. Jh.s. Von ökonomischer, militärischer und politischer Bedeutung und eng verknüpft mit der Navigation zur See, lieferte sie mehrfach Anlass und Anwendungsfeld naturwiss. Innovationen.Die Anfänge der nzl. G. liegen im Bereich der Herstellung von Karten und Globen (Kartographie) [3], die weit in frühere Kulturen zurückreichte und vor der Entfaltun…
Date: 2019-11-19

Geographie

(1,977 words)

Author(s): Schröder, Iris
1. BegriffIm wörtlichen Sinne bedeutet G. »Erdbeschreibung« (griech. geographía). Zusammen mit der Astronomie ist sie Teilgebiet der Kosmographie, der Lehre vom Kosmos. Seit der Antike umfasst G. im engeren Sinne eine gelehrte Wissenstradition, die sich auf die Beschreibung der Erde als Ganze, insbes. auf die Beschreibung der physischen Erdoberfläche bezieht; im weiteren Sinne betrifft geographisches (= geogr.) Wissen ein populäres und praktisches Wissensgebiet, das in der Nz. eng mit dem Aufkommen moderner Territorialstaatlichkeit u…
Date: 2019-11-19

Geologie

(1,974 words)

Author(s): Fritscher, Bernhard
1. Mineralogie und MeteorologieDie G., die Wissenschaft vom Aufbau und der Geschichte der Erde, ist eine Erfindung der Nz. Als eigenständige Disziplin (Disziplinen, gelehrte) war sie ein Produkt der bürgerlichen Kultur und der nationalstaatlichen Bestrebungen des späten 18. und des 19. Jh.s. Gleichwohl reichen viele ihrer Fragen bis in die Antike zurück. Die Entstehung der Gesteine und der Gebirge, die Veränderungen in der Verteilung von Land und Meer, Erosion und Sedimentation, die Ursachen der Erdbeben und der Vulkane etc. wurden bis zur Mitte des 18. Jh.s v. a. im Ra…
Date: 2019-11-19

Geometrie

(3,371 words)

Author(s): Epple, Moritz
1. Historische Entwicklung: ÜberblickDie G. – das math. Studium ebener und räumlicher Figuren – galt in der wiss. Tradition der um das Mittelmeer angesiedelten Kulturen seit der griech. Antike als Inbegriff einer exakten, ihre Resultate auf präzise formulierten Voraussetzungen gründenden und streng beweisenden Wissenschaft. Zugleich bildete sie – die Arithmetik in dieser Hinsicht lange übertreffend – deren mächtigste Sprache zur Beschreibung von Größenverhältnissen aus, von der unmittelbaren Messung räumlicher Verhältnisse über die Astro…
Date: 2019-11-19

Geozentrisches Weltbild

(1,438 words)

Author(s): Beuttler, Ulrich
1. AllgemeinDie Ersetzung des G. W. durch das heliozentrische Weltbild war keine »wissenschaftliche Revolution« (Kant), sondern ein langwieriger und zögerlicher Prozess der Umformung und Assimilation, der mit N. Kopernikus begann [7]; [20] und sich bis zu I. Newton und P. S. de Laplace hinzog (vgl. Kopernikanische Wende). Bis 1600 gab es gerade eine Handvoll Kopernikaner (Rheticus, M. Maestlin, J. Kepler, G. Galilei), bis zum Ende des 17. Jh.s wurde das Modell des G. W. als astronomisch völlig gleichwertig diskutiert, erst um 1760 war der Kopernikanismus unangefochten; empi…
Date: 2019-11-19

Gerberei

(2 words)

s. Lederproduktion
Date: 2019-11-19

Gerechter Krieg

(4 words)

s. Krieg, gerechter
Date: 2019-11-19

Gerechter Preis

(1,257 words)

Author(s): Köster, Roman
1. BegriffDer G. P. (lat. iustum pretium; engl. just price) bezeichnet eine ethisch fundierte Handlungsnorm für das wirtschaftliche Zusammenleben, die seit der Antike diskutiert wird. Diese fand Ausdruck sowohl im theologischen und ökonomischen Denken (s. u. 2.) wie auch in praktischen wirtschaftspolitischen Maßnahmen seit dem MA (s. u. 3.). Diese beiden Dimensionen hängen eng miteinander zusammen. Die theoretischen Überlegungen zum G. P. rekurrierten zumeist auf spezifische ökonomische Problemlagen; um…
Date: 2019-11-19

Gerechtigkeit

(1,021 words)

Author(s): Klippel, Diethelm | Übler, Rebekka
1. Begriff und KontexteDer Begriff der G. und die Frage nach dessen Inhalt bilden ein Grundproblem der Rechtsphilosophie und der Vorstellungen von Recht aller Zeiten; zudem ist diese Frage eng verknüpft mit der religiös bzw. theologisch geprägten Idee einer G. der Götter bzw. Gottes (Gottesbilder; Theodizee). Entsprechend uferlos ist die Zahl der Antworten auch und gerade in der Nz. Als noch schwieriger zu beantworten erscheint die Frage nach dem histor. Wandel der Idee der G. Es liegen nur wenige histor. Untersuchun…
Date: 2019-11-19

Gericht

(3,058 words)

Author(s): Simon, Thomas
1. BegriffG. sind streitentscheidende und sanktionierende Institutionen der Justiz. Die Bedeutung des Wortes G. war in der Frühen Nz. allerdings wesentlich weniger als heute vergegenständlicht; es bezeichnete keine Justizbehörde mit bestimmtem Gebäude, fest angestelltem und ständig präsentem Stab von Amtsträgern und einem Ensemble von Sacharbeitsmitteln, sondern war vielmehr als Ereignis und Handlungsablauf gemeint, die dann durch ständige Wiederholung zur Institution wurden. In den frühnzl. Wörterbüchern erscheint das »G.« (lat. judicium/iudicium) vorrangig als …
Date: 2019-11-19

Gericht, Jüngstes

(3 words)

s. Eschatologie
Date: 2019-11-19

Gerichtsbarkeit

(3,042 words)

Author(s): Simon, Thomas | Eibach, Joachim | Härter, Karl
1. Allgemein 1.1. DefinitionIm modernen Sprachgebrauch bezeichnet G. die Tätigkeit und Funktion der Gerichte. Darin erschöpfte sich aber die Bedeutung in der Frühen Nz. nicht: Das Wort stand für den juristischen Fachbegriff der iurisdictio (»G.«). Mit diesem wurde nicht nur eine bestimmte hoheitliche Funktion, sondern vorrangig ein Herrschaftsrecht bezeichnet, dem bei der juristischen Begründung der Landeshoheit (Landesherrschaft) insbes. im 16. Jh. zentrale Bedeutung zukam. Die iurisdictio, wie sie damals verstanden wurde, war demgemäß wesentlich mehr als b…
Date: 2019-11-19

Gerichtsbote

(822 words)

Author(s): Neschwara, Christian
1. Mittelalterliche GrundlagenDas seit Mitte des 14. Jh.s verbreitete Wort G. bezeichnet niedere Justiz-Personen; es leitet sich her von den – etwa im Sachsenspiegel (um 1225) synonym gebrauchten – Termini Büttel und Fronbote (für die vom Richter bei bestimmten Gerichtshandlungen herangezogenen Gehilfen). Zu den damit verbundenen Aufgaben zählte das Ankündigen (»fürbieten«) der Gerichtsversammlung (Prozess), die Bekanntmachung von Klagen, die Zustellung von Ladungen sowie Erklärungen und Entscheidungen des Gerichts, die zwangswei…
Date: 2019-11-19

Gerichtsherr

(649 words)

Author(s): Härter, Karl
Als G. oder Gerichtsobrigkeit wurde vom SpätMA bis etwa zur Mitte des 19. Jh.s in Europa und insbes. im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation der Inhaber der Gerichts- bzw. Jurisdiktionsgewalt in einer Grundherrschaft, einem Gerichtsbezirk, einer Stadt oder einem Territorium bezeichnet. Bei den Gerichten konnte es sich um hohe und niedere, weltliche, geistliche, gutsherrliche und genossenschaftliche, Zivil- oder Strafgerichte handeln. Folglich existierte eine Vielzahl von G. – vom König bzw. Ka…
Date: 2019-11-19

Gerichtsmedizin

(1,125 words)

Author(s): Lorenz, Maren
1. BegriffDie heute in Deutschland als Rechtsmedizin oder forensische Medizin bezeichnete G. war bereits in der Frühen Nz. unter den synonym gebrauchten Begriffen medicina forensis bzw. medicina legalis, »Gerichtliche Arzneiwissenschaft« und »Gerichtliche Medizin« bekannt. Sie befasste und befasst sich mit dem Bereich der kriminalisierten Sexualität und der Fortpflanzung, mit Gewalt- und Tötungsdelikten (Mord) sowie zweifelhaften Todesfällen. Das galt für die genannten strafrechtlich einschlägigen Gebiete ebenso wie für z…
Date: 2019-11-19

Gerichtsöffentlichkeit

(749 words)

Author(s): Weitzel, Jürgen
G. meint die Zugänglichkeit des gerichtlichen Verfahrens für das allgemeine Publikum. Unterhalb der rechtsstaatlich voll entwickelten G. seit der Mitte des 19. Jh.s steht die sog. Parteiöffentlichkeit, die selbst im Verfahren vor dem Rat der spätma. Stadt neben den Parteien auch deren »Freunden« (Verwandten) Zutritt gewährte. Generell folgte der Prozess des gemeinen Rechts der Maxime der Schriftlichkeit und damit des Ausschlusses der Öffentlichkeit. Reste der ma. G. lebten im »endlichen Rechtstag«, der unter Beteiligung der Öffentlichkeit zunehmend als Ri…
Date: 2019-11-19

Gerichtsstand, privilegierter

(899 words)

Author(s): Mohnhaupt, Heinz
1. Begriff und FunktionPrivilegierter (= privil.) G. bedeutet die Zuständigkeit des Gerichts, vor das eine Streitsache zu bringen ist. Anders als in der Nz. ist diese im modernen Rechtsstaat durch Gesetz bestimmt (für Deutschland: § 12 ZPO). Diese Festlegung dient (1) dem Interesse der öffentlichen Ordnung, (2) dem Recht des Beklagten auf den gesetzlichen, d. h. heute: unabhängigen, Richter (für Deutschland: Art. 19 I 2 GG), wodurch er der Willkür des Klägers, Gerichtsherrn oder der Exekutive entzogen werden soll. Dazu bildet der privil. G. (lat. privilegium fori; forum privile…
Date: 2019-11-19

Gerichtsverfahren

(8 words)

s. Kameralprozess | Prozess | Strafprozess | Zivilprozess
Date: 2019-11-19

Gerichtsverfassung

(969 words)

Author(s): Weitzel, Jürgen
1. Begriff und FunktionDie G. regelt in Aus- und Fortführung der Staatsverfassung, insbes. der territorialen Gliederung des Staates und der Prinzipien der Herrschaftsausübung, die Organisation, Besetzung, Zuständigkeit, (Selbst-)Verwaltung, Zusammenarbeit, Öffentlichkeit, Sitzungspolizei, Sprache, Beratung und Abstimmung der Gerichte. Auf ihr ruhen die Verfahrensrechte der einzelnen Gerichtszweige.Die G. im Europa der Frühen Nz. folgte prinzipiell den Maximen des Gemeinen Rechts und dem Vorbild der Römisch-katholischen Kirche. Sie war in …
Date: 2019-11-19

Gerichtsvollzieher

(702 words)

Author(s): Oestmann, Peter
Ein G. ist ein Vollstreckungsbeamter, dessen Aufgabe es ist, Gerichts-Entscheidungen und andere Vollstreckungstitel durchzusetzen. Die Existenz des Amtes beruht auf zwei Grundentscheidungen der Rechtsordnung. Das Amt eines G. ist zum einen Ausdruck des staatlichen Gewaltmonopols. Privatpersonen, insbes. Sieger in Gerichtsverhandlungen, dürfen ihr Recht nicht selbst durchsetzen; nur die öffentliche Gewalt – personifiziert u. a. im G. – ist hierfür zuständig. Zum anderen steht der G. für die prinzipielle Unterscheidung von Erkenntnis- und Volls…
Date: 2019-11-19

Germanenmythos

(1,086 words)

Author(s): Hirschi, Caspar
1. Tacitus und seine humanistischen LeserDie verschiedenen Kulturregionen des ma. Reichs besaßen noch durchaus unterschiedliche Herkunftsmythen. Entsprechend wurde auch der lat. Begriff Germani in variierenden Bedeutungen verwendet, bezeichnete aber keine spezifische ethnische Einheit [1. 326 f.]. Dies änderte sich mit der Wiederentdeckung von Tacitus' Germania (Mitte des 15. Jh.s) und ihrer Vermittlung nach Deutschland durch den ital. Humanismus. Tacitus hatte die Germanen als Urbewohner reiner Abkunft beschrieben. Von 1500 an entwarfen dt. Humanis…
Date: 2019-11-19

Germania Illustrata

(806 words)

Author(s): Müller, Gernot Michael
Der Begriff G. I. bezeichnet den Titel eines nie realisierten Buchprojekts des dt. Humanisten K. Celtis, dem – wäre es realisiert worden – der Rang der frühesten humanistischen Darstellung von Geographie und GeschichteDeutschlands zugekommen wäre. Gleichwohl dokumentiert die G. I. als Plan, den Celtis von 1495 bis zu seinem Tod 1508 verfolgte und im Kreise der dt. Humanisten maßgeblich betrieb, sein anhaltendes Interesse an einem Diskurs über die dt. Nation, der einen spezifisch humanistischen Nationalismus begründete [1. 251–379].Hauptquellen für das avisierte Themenf…
Date: 2019-11-19

Germanistik

(594 words)

Author(s): Frassek, Ralf
1. RechtIn juristischem und insbes. rechtshistor. Zusammenhang ist G. die Bezeichnung für die Wissenschaft vom german., später dt. Recht und für die Wissenschaftler, die sich primär den Quellen dieses Rechts widmeten. Der Begriff wird im rechtshistor. Kontext bis heute in diesem Sinne verwendet; dagegen hat sich die allgemeine Wortbedeutung etwa seit Mitte des 19. Jh.s auf die Wissenschaft von den german. Sprachen und Literaturen verschoben (Philologie).Der Übergang vom MA zur Frühen Nz. stellte die Hauptphase der Rezeption des römisch-kanonischen Rechts dar; d. h. das…
Date: 2019-11-19

Gerontokratie

(871 words)

Author(s): Kondratowitz, Hans-Joachim von
Im Sinne Max Webers ist G. ein traditionales Herrschafts-Prinzip, das in vielen der patriarchal organisierten antiken griech. Staaten in Form unterschiedlicher institutioneller Gestaltungen vorherrschte und den freien Männern vornehmer Herkunft vorbehalten war. Später bestimmte es aber auch in der röm. Republik die Strukturen des politischen Entscheidungsprozesses. Darüber hinaus wurde der Terminus in der Nz. zum Synonym für jede Art von Herrschaftsausübung, in der gesellschaftlich als »alt« definierte Männer die Entscheidungsebenen …
Date: 2019-11-19

Geruch

(2,826 words)

Author(s): Heuser, Peter Arnold
1. DefinitionG. ist ein spezifischer Duft, der von einem Stoff, Gegenstand oder Lebewesen ausgeht und für den G.-Sinn wahrnehmbar ist. Der G.-Sinn, ein durch niedrige Reizschwellen gekennzeichneter, bei höheren Tieren und beim Menschen in Nasenorganen lokalisierter Fernsinn, bildet zusammen mit dem Geschmackssinn den chemischen Sinn der Lebewesen.Peter Arnold Heuser2. Der menschliche Geruchssinn 2.1. PhysiologieNach heutigem Wissensstand besteht das Riechepithel des Menschen, das auf ca. 2 x 5cm² Teile der Nasenhöhle ( regio olfactoria) überzieht, aus Sinnes-, Stütz…
Date: 2019-11-19

Geruchssinn [Hinzugefügt 2019]

(1,537 words)

Author(s): Näther, Birgit
1. BegriffAls G. wird jener Sinn (Sinnesforschung, historische) bezeichnet, der Menschen und Tieren die olfaktorische (von lat. olfacere; »riechen«) Wahrnehmung der Umwelt mittels ihrer Riechorgane ermöglicht. Beim G. handelt es sich um einen komplexen Sinn, denn am Vorgang des Riechens sind verschiedene Organe des Nasen- und Mundraumes beteiligt, weshalb ein enger Konnex zwischen G. und Geschmackssinn besteht. Aufgrund der organischen Interdependenzen und der Schwierigkeit, Gerüche objektiv zu erfassen, gilt der G. als wissenschaftlich komplex [24. 24–33]. Zudem könne…
Date: 2021-06-18

Gerücht

(646 words)

Author(s): Hohkamp, Michaela
Das G. (lat. fama oder rumor) ist eine Form kollektiver Kommunikation, die Öffentlichkeiten konstituiert. Verbreitet durch Hörensagen, ohne bestimmbaren Autor und ohne Bindung an ein bestimmtes Medium, sind G. allgemein verfügbare Elemente oraler wie schriftlicher Kulturen. Als unkontrollierte Rede thematisieren G. kulturelle, soziale, politische oder wirtschaftliche Kernbereiche einer Gesellschaft oder einer sozialen Gruppe, die sie damit kommentieren, kritisieren, korrigieren, kontrollieren und regulieren. G. entstehen in krisenh…
Date: 2019-11-19

Gerüstbau

(2 words)

s. Fachwerk
Date: 2019-11-19

Gesamtkunstwerk

(2 words)

s. Oper
Date: 2019-11-19

Gesandtschaft

(4 words)

s. Botschafter | Diplomatie
Date: 2019-11-19

Gesang

(5 words)

s. Chor, Chormusik | Vokalmusik
Date: 2019-11-19

Gesangbuch

(2,316 words)

Author(s): Matthias, Markus | Fischer, Michael
1. BegriffEin G. ist eine gedruckte Sammlung von gottesdienstlichen Liedern (Kirchenlied) mit oder ohne Notation der Melodie oder des Liedsatzes. Der Terminus G. (erstmals Geystliche gesangk Buchlyn, Wittenberg, 1524) setzte sich in der ersten Hälfte des 18. Jh.s durch. Als Produkt des neuartigen Buchdrucks hatte das G. an dessen Möglichkeiten teil, insbes. hinsichtlich äußerer (Herstellung, Ausstattung, Umfang, Auflage, Verbreitung, Nachfolgepublikationen) und innerer (Auswahl, Rubrizierung, Funktion) Konzeption sowie tatsächlichem Gebrauch.Markus Matthias2. Ev…
Date: 2019-11-19

Geschäftsfähigkeit

(2 words)

s. Person
Date: 2019-11-19

Geschenk

(2 words)

s. Gabe
Date: 2019-11-19

Geschichte

(4,590 words)

Author(s): Walther, Gerrit
1. ÜberblickDas Bedürfnis, die Vergangenheit des eigenen Geschlechts, Clans, Standes, Heimatortes, Landes oder Volkes – eventuell auch jene anderer Gruppen, Völker und Kulturen – möglichst gut zu kennen und diese Kenntnis durch geschulte Spezialisten sichern und pflegen zu lassen, dürfte allen nzl. Hochkulturen gemeinsam sein (Historiographie; Historische Überlieferung). In ihnen allen nämlich besaßen Traditionen als Basis für Besitz-, Rechts- und Machtansprüche fundamentale Bedeutung. Die Formen, das Gedächtnis früherer Zeiten, Ereignisse…
Date: 2021-07-29

Geschichtsbewusstsein

(1,257 words)

Author(s): Jordan, Stefan
1. VoraussetzungenEine wesentliche Eigenart menschlichen Denkens ist die Einsicht in die Endlichkeit irdischen Seins. Von dieser existenziellen Bezogenheit des Individuums auf den Tod unterscheidet sich das G. (engl. historical consciousness; franz. conscience historique) als Einsicht nicht in die Vergänglichkeit, sondern in die Geschichtlichkeit alles irdischen Seins. Um ein G. zu entwickeln, sind v. a. zwei Voraussetzungen notwendig: (1) Das G. bedarf der Vorstellung einer Entwicklung; d. h. das histor. erkennende Subjekt unterscheidet einen früheren Zust…
Date: 2019-11-19

Geschichtsbewusstsein

(2,357 words)

Author(s): Jordan, Stefan | Schäufele, Wolf-Friedrich
1. VoraussetzungenEine wesentliche Eigenart menschlichen Denkens ist die Einsicht in die Endlichkeit irdischen Seins. Von dieser existenziellen Bezogenheit des Individuums auf den Tod unterscheidet sich das G. (engl. historical consciousness; franz. conscience historique) als Einsicht nicht in die Vergänglichkeit, sondern in die Geschichtlichkeit alles irdischen Seins. Um ein G. zu entwickeln, sind v. a. zwei Voraussetzungen notwendig: (1) Das G. bedarf der Vorstellung einer Entwicklung; d. h. das histor. erkennende Subjekt unterscheidet einen früheren Zusta…
Date: 2021-06-18

Geschichtsbild

(992 words)

Author(s): Ramonat, Oliver
1. BegriffDer moderne Begriff G. meint die Vorstellung, die ein Individuum oder Kollektiv sich vom Verlauf der Geschichte als Ganzer bzw. von einzelnen Epochen und Sachverhalten macht. Art und Gestalt dieser Vorstellung sagen viel über die politische Mentalität sowie über die sozialen und kulturellen Wertvorstellungen einer historischen Person oder Gruppe aus und sind daher ein bevorzugtes Thema der internationalen Forschung zur (Frühen) Nz.Oliver Ramonat2. Lebensweltliche ErfahrungenEin G. in diesem Sinne resultiert aus konkreten lebensweltlichen Erfahrungen…
Date: 2020-11-18

Geschichtsdrama

(833 words)

Author(s): Niefanger, Dirk
1. BegriffG. sind Dramentexte (Drama) mit histor. Stoffen, die nicht an bestimmte Gattungsvorstellungen gebunden sind (vgl. Gattung), in der Regel aber zur Untergattung Trauerspiel bzw. Tragödie zu rechnen sind. Diese vage Bestimmung kann durch eine Reihe von Merkmalen ergänzt werden: So behaupten G. durch Bühnenzeichen oder Neben- und Paratexte eine histor. Authentizität des Dramengeschehens; der histor. Stoff wird nicht lediglich als vergangen, sondern als überlieferungswürdig ausgewiesen; als Handlungsraum erscheint …
Date: 2019-11-19

Geschichtsepochen

(9 words)

s. Epoche | Geschichtstheologie | Periodisierung, globale | Weltalter
Date: 2019-11-19

Geschichtsfälschung

(867 words)

Author(s): Lehr, Thomas
1. Ein problematischer BegriffDer moderne Begriff bezeichnet ein histor. Zeugnis, das nach Maßstäben moderner Textkritik unecht, nämlich zu einem späteren Zeitpunkt hergestellt worden ist, als zu dem, von dem es nach Augenschein, Wortlaut, Datum- und Autorenangabe zu datieren behauptet. G. kamen in der Nz. häufig vor. Immer wieder wurden v. a. solche Dokumente gefälscht, die zur Legitimation von Besitz und Abstammung dienten: Urkunden, Diplome, Besitzverzeichnisse, Karten, Inschriften (Epigraphik), Adelsbriefe sowie Genealogien, welche die Ahnenr…
Date: 2020-11-18

Geschichtsphilosophie

(1,988 words)

Author(s): Nordalm, Jens
1. BegriffDie G. entwirft Theorien der Geschichte als Gesamtprozess: Modelle, mit deren Hilfe die Geschichte im Großen gedacht, die Entwicklung der Menschheit (Mensch, Menschheit) im Ganzen gedeutet, sowie Aussagen über Wesen, Ursprung, Ziel und Verlauf dieses Gesamtprozesses »Geschichte« getroffen werden können. Die G. – der Begriff stammt von Voltaire (1765) – beerbte die christl. Heilsgeschichte. Sie kann als deren Säkularisierung verstanden werden, als Ausdruck einer nun innerweltlichen Heilserwartung im Rahmen der Geschichte [5. 416 f.]; [12].Jens Nordalm2. Heilsg…
Date: 2019-11-19

Geschichtsschreibung

(2 words)

s. Historiographie
Date: 2019-11-19

Geschichtstheologie

(1,935 words)

Author(s): Sommer, Andreas Urs
1. BegriffDer Begriff G. ist eine polemische Schöpfung des ersten Drittels des 20. Jh.s. Als Kampfparole hatte er mindestens dreifache Stoßrichtung:(1) G. richtete sich gegen den Anspruch der Geschichtsphilosophie (= Gphil.), über ein Deutungsprimat zu verfügen, das die Gesamtheit der Geschichte als eine exklusiv von menschlichem Handeln bestimmte Einheit zu verstehen lehrte. Dagegen reaktualisierte G. Gott als Subjekt und Herrn der Geschichte und war gleichzeitig um den Nachweis bemüht, dass der Gphil. die (jüd.-)christl. Vorstellun…
Date: 2019-11-19

Geschichtstheorie

(2 words)

s. Geschichtsphilosophie
Date: 2019-11-19

Geschichtsunterricht [Hinzugefügt 2018]

(2,190 words)

Author(s): Nagel, Jens
1. BegriffDer Begriff G. ist modernen Ursprungs; bis ins späte 18. Jh. sprach man ausschließlich vom Unterricht in ›Historien‹. Darunter wurde im 16. Jh. hauptsächlich eine ›Erzählung geschehener Dinge‹ verstanden [33]. Unter dem Einfluss der Schriften Francis Bacons begann man dann im 17. Jh., mit ›Historie‹ zunehmend alle empirisch arbeitenden Wissenschaftsbereiche zu bezeichnen, also auch die Naturgeschichte [33]. Der Kollektivsingular ›Geschichte‹, der eine Gesamtheit aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie den Bericht darüber umfasst, entwick…
Date: 2021-06-18

Geschichtsverständnis

(8 words)

s. Geschichtsbild | Geschichtstheologie | Judentum | Tradition
Date: 2019-11-19

Geschichtswissenschaft

(2,358 words)

Author(s): Süßmann, Johannes
1. BezugsrahmenDer Begriff G. ist eine Provokation, deutlicher noch im Französischen ( science historique) und Englischen ( historical science), wo der Terminus science eigentlich für die Naturwissenschaften reserviert ist und die Geschichte als akademische Disziplin zu den humanities, den Geisteswissenschaften, zählt. Geschichte als Wissenschaft zu bezeichnen, spricht einer Überzeugung Hohn, die mehr als 2 000 Jahre lang vorherrschte und auch in der Gegenwart noch Verfechter findet: dass die »Erkundung« von Geschehenem und das durch s…
Date: 2021-07-29

Geschlecht

(2,562 words)

Author(s): Ulbrich, Claudia
1. Geschlecht als SchlüsselkategorieG. ist eine Kategorie sozialer Differenzierung und ein Instrument, mit dessen Hilfe die politischen, rechtlichen und sozialen Bedeutungen von G.-Identitäten und G.-Ordnungen in histor. und gegenwärtigen Gesellschaften erforscht werden. Der Terminus wird alternativ, gelegentlich auch konkurrierend, zum engl. gender gebraucht. Während der engl. Begriff auf die Unterscheidbarkeit von sex als biologischem und gender als sozialem G. verweist, vereinigt das dt. Wort beide Komponenten. Die Gender Studies untersuchen, wie Vorstellunge…
Date: 2019-11-19

Geschlechterrollen

(6,656 words)

Author(s): Ulbrich, Claudia
1. Begriff und KonzepteG. sind sozial konstruiert und in ihrer Ausprägung und Bedeutung vom jeweiligen histor. Kontext abhängig. Zwar betonten normative Ordnungen sowie wiss., juristische und theologische Diskurse der europ. Nz. die Hierarchie zwischen den Geschlechtern und wiesen Frauen und Männern unterschiedliche Aufgaben und Eigenschaften zu, doch erhielten psychologische Charakteristika, die aus dem biologischen Geschlecht hergeleitet wurden, erst im letzten Drittel des 18. Jh.s große Bedeutung für die Konstruktion von Männl…
Date: 2019-11-19

Geschlechtskrankheiten

(6 words)

s. Epidemie | Sexualität | Syphilis
Date: 2019-11-19

Geschlechtsrollentausch

(5 words)

s. Geschlechterrollen | Verkehrte Welt
Date: 2019-11-19

Geschlechtsverkehr

(2 words)

s. Sexualität
Date: 2019-11-19

Geschlechtsvormundschaft

(1,037 words)

Author(s): Jarzebowski, Claudia
1. AllgemeinGrundsätzlich bezeichnet G. die normative Vorstellung, dass Frauen eines Vormundes (althdt. foramundo, munt, »[Rechts-]Schutz«, »Schirm«) bedürfen. Die G. ist auf die seit dem frühen MA nachweisbare Praxis zurückzuführen, Waisen einen Vormund zur Seite zu stellen (Vormundschaft) bzw. den Anführer des Familienverbandes als Obermunt im Sinne eines Rechtsvertreters des gesamten Verbandes zu bezeichnen. Die G. nahm eine spezifische Rolle ein, denn sie betraf Frauen ausschließlich aufgrund ihres Geschlechts. Als Töchter standen sie in der Nz. traditionel…
Date: 2019-11-19

Geschmack

(1,772 words)

Author(s): Walther, Gerrit | Kanz, Roland
1. BegriffAus jenem der fünf Sinne, der dem Mund zugehört, wurde G. (lat. gustus bzw. sapor, ital. und span. gusto, franz. goût, engl. taste) spätestens im 17. Jh. zu einem universalen Begriff für die Begabung, das Schöne wahrzunehmen, zu schätzen, zu beurteilen und ggf. zu (re)produzieren. In diesem Sinne stand er zugleich für die Fähigkeit, in jeder Lebenslage das jeweils Angemessene (lat. aptum; Decorum) und Würdige zu tun bzw. zu verkörpern.Gerrit Walther2. Träger, Funktionen, OrteDie Begriffe und Leitideale des G. speisten sich aus der klassischen Rhetorik, die …
Date: 2019-11-19

Geschmackssinn [Hinzugefügt 2019]

(1,827 words)

Author(s): Hoffmann, Viktoria von
1. DefinitionDas dt. Wort Geschmack (von mhdt. gesmac( h), 9. Jh.; althdt. gismac, gismah, gesmacko [1]) steht wie seine Entsprechungen in den roman. Sprachen (franz. le goût, ital. il gusto, span. el gusto; alle von lat. gustus, gustare; »kosten, schmecken«) für den Sinn, mit dem man Empfindungen des Schmeckens differenziert. Das Wort bezieht sich sowohl auf die Qualität des Objekts als auch auf das Urteil der Wahrnehmenden. Nachdem der G. jahrhundertelang als eine körperliche Wahrnehmung in Mund und Kehle definiert worden war, stand er ab der Frühen Nz. auch für das…
Date: 2021-06-18

Geschmacksurteil [Hinzugefügt 2022]

(2,726 words)

Author(s): Borghardt, Dennis
1. Literatur 1.1. Begriffsgeschichtlicher HorizontG.e, die auf die Bewertung von Literatur abzielen, wurden ab der Frühen Nz. in immer wieder neuen Zusammenschlüssen poetologischer Theoreme und der Lehre von den Seelen-Vermögen konzipiert. Ausgehend von der systematischen Unterscheidung zwischen aktivem (lat. sapor) und passivem ( gustus) Geschmacks-Vermögen, fungierte das G. als kritische Kategorie, deren Bedeutungsspektrum bis in die Bereiche des Transzendenten hineinreichen konnte. Deutlich mehr als ein literarkritisches Urteils-Vermögen ( iudicium) umfassend…
Date: 2023-05-23

Geschwindigkeit

(4 words)

s. Schnelligkeit | Tempo
Date: 2019-11-19

Geschwisterbeziehungen

(1,004 words)

Author(s): Fertig, Georg
1. BegriffG. bestehen zwischen den Kindern derselben Herkunftsfamilie. Sie gehören zu den prägenden Einflüssen auf die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen innerhalb desselben Haushaltes während der Kindheit, erstrecken sich jedoch auch auf das Erwachsenenalter und damit auf die Beziehungen zwischen unabhängigen Haushalten. Sie sind daher sowohl für die Geschichte der Familie als auch die der Verwandtschaft relevant. Da Herkunftsfamilien nicht allein durch die biologischen Vorgänge von Zeugung und Geburt konstituiert werden, sondern vorrangig …
Date: 2019-11-19

Geschworene

(2 words)

s. Laienrichter
Date: 2019-11-19

Gesellen

(1,947 words)

Author(s): Reith, Reinhold
1. BegriffWährend man im MA im dt. Sprachraum den nach der Lehrzeit im Handwerk Tätigen als Knecht bezeichnete, wurde die Bezeichnung »G.« (von »Saalgenosse«) zunächst auf die Mitglieder gesellig-kommunikativer Zusammenschlüsse (also auch auf die Meister) bezogen (Geselligkeit). Nach der Bildung erster Zusammenschlüsse von G. übertrug man den Begriff auf die im Handwerk Tätigen (»Eid-G.«); in der heute gängigen Bedeutung findet er sich z. B. 1343 in Speyer (»geselleschaft« der Weberknechte). Die Begriffe Knecht und G. wurden während der Nz. auch synonym gebra…
Date: 2019-11-19

Gesellenstreik

(2 words)

s. Arbeitsniederlegung
Date: 2019-11-19

Gesellenwanderung

(1,726 words)

Author(s): Reith, Reinhold
1. BegriffDie G. stand mit der Ausdifferenzierung der Berufs-Laufbahn in Lehrling, Geselle und Meister in Verbindung. Sie schloss als spezifische Form der Arbeitsmigration im dt. Sprachraum meist an die Lehrzeit an. In England war der Geselle ( journeyman) nach der siebenjährigen Lehrzeit nicht zur G. verpflichtet; London verfügte als Arbeitsmarkt über eine starke Anziehungskraft, und erst als dieser nach 1660 an Dominanz einbüßte (neue Zentren lagen in den Midlands und im Norden), entwickelte sich im 18. Jh. ein inter-regional tramping system (»überregionale Wanderschaft«…
Date: 2019-11-19

Geselligkeit

(1,943 words)

Author(s): Albrecht, Clemens
1. Begriff und BedeutungMenschliche Vergesellschaftung ist an Zwecke und Funktionen gebunden: Bedürfnisbefriedigung, Reproduktion, Arbeitsteilung, Religion, Herrschaft erzeugen als Mittel je spezifische soziale Formen. G. entsteht, wo die Zwecke und Funktionen in den Hintergrund treten, indem sie zum Mittel der Vergesellschaftung werden, die sich als Selbstzweck setzt. G. als »Spielform der Vergesellschaftung« [13. 53] ist insofern außeralltäglich, als sie die überkommene soziale Ordnung spielerisch bestätigen (Fest, Stuben, Stammtisch) oder bewusst sprengen…
Date: 2019-11-19

Gesellschaft

(7,703 words)

Author(s): Schmale, Wolfgang
1. Allgemeine Charakterisierung der neuzeitlichen Gesellschaft 1.1. ModelleDie nzl. europ. G. wurde wesentlich durch zwei aufeinanderfolgende hegemoniale Modelle geprägt: die Ständegesellschaft und die bürgerliche Gesellschaft. Diese setzten sich in ganz Europa durch, auch wenn es faktisch zahllose Spielarten gab. Reste der Stände-G. haben sich bis heute z. B. in Form der Standesvertretungen erhalten. Generell etablierte sich jedoch an ihrer Stelle nach 1750 schrittweise (oder revolutionär angetrieben wie in Frankreic…
Date: 2019-11-19

Gesellschaft, geheime

(5 words)

s. Geheimgesellschaft | Vereinigungsfreiheit
Date: 2019-11-19

Gesellschaft, literarische

(3 words)

s. Sprachgesellschaft
Date: 2019-11-19

Gesellschaftskritik

(6 words)

s. Feudalgesellschaft | Gesellschaft | Gesellschaftsmetaphorik
Date: 2019-11-19

Gesellschaftsmetaphorik

(2,154 words)

Author(s): Schmale, Wolfgang
1. Metaphern der gesellschaftlichen EinheitMetaphern (= Met.) wurden in der Nz. eingesetzt, um die Einheit der Gesellschaft darzulegen oder um (vermeintliche) Wesensmerkmale einzelner Stände bzw. gesellschaftlicher Gruppen zu verdeutlichen. Die Einheit von Gesellschaft und politischem Gemeinwesen wurde im Wesentlichen durch Körper-Met. und Allegorien (s. u. 2.) dargestellt. Dabei konnte sowohl auf Schriften der Antike – insbes. des Aristoteles, Platon und Livius (2, 32), des Hl. Paulus (z. B. Korinther-Briefe) …
Date: 2019-11-19

Gesellschaftsrecht

(2,739 words)

Author(s): Klippel, Diethelm | Pahlow, Louis
1. Naturrecht 1.1. BegriffDas Staats- und Sozialmodell des nzl. europ. Naturrechts und damit die vom 17. Jh. bis in die erste Hälfte des 19. Jh.s maßgebliche Staats- und Gesellschaftstheorie beruhte auf der Vorstellung, alle menschlichen Institutionen seien rational als Gesellschaften zu deuten, die durch Verträge zustande kommen. Dementsprechend wurden insbes. die Ehe, das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern sowie zwischen Herrschaft und Gesinde, die Familie als aus den genannten Gesellschaften zusammengesetzte Gesellschaft, die Kir…
Date: 2019-11-19

Gesellschaftstheorie, Gesellschaftswissenschaft

(5 words)

s. Gesellschaft | Soziologie
Date: 2019-11-19

Gesellschaftsvertrag

(2 words)

s. Staatsvertrag
Date: 2019-11-19

Gesetz

(3,594 words)

Author(s): Pállinger, Zoltán Tibor
1. AbgrenzungDer Begriff des G. ist nicht auf das Recht begrenzt, sondern findet sich auch in verschiedenen anderen Bereichen. Dabei wird i. Allg. unter G. die sprachliche oder mathematische Formulierung eines unwandelbaren wesentlichen Zusammenhangs zwischen bestimmten Objekten oder Phänomenen verstanden, durch den ihr Verhalten bzw. ihr Ablauf eindeutig bestimmt wird und unter gleichen Rahmenbedingungen reproduziert werden kann (Gesetzmäßigkeit). G. werden durch das Hinterfragen der unmittelbaren Phäno…
Date: 2019-11-19

Gesetzespositivismus

(2 words)

s. Rechtspositivismus
Date: 2019-11-19

Gesetzespublikation

(948 words)

Author(s): Kohl, Gerald
1. Ideen und EntwicklungenDie schon in der Antike nachweisbare Idee der G. beruht auf der Überlegung, dass ein Gesetz erst dann gesellschaftlich wirksam werden könne, wenn der Gesetzgeber seinen Willen gegenüber der Öffentlichkeit geäußert habe (Gesetzgebung). In Abhängigkeit von den verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen (Verfassungsrecht) zeigen sich dabei in der Nz. verschiedene Entwicklungen: In England war eine G. zwar üblich, doch bedurften parlamentarische Gesetzesbeschlüsse zu ihrer Verbindlichkeit schon seit dem MA keiner Publikation m…
Date: 2019-11-19

Gesetzessammlung

(727 words)

Author(s): Kohl, Gerald
Die Quellengattung der G. entstand vor dem Hintergrund intensivierter Gesetzgebung und aufblühender Rechtswissenschaft seit dem 16. Jh. Auf Anfänge im Heiligen Röm. Reich ( Sammlungen der Reichsabschiede, Corpus recessum imperii, ab 1501) und bei dessen Nachbarn (Frankreich ab 1515) folgten G. auch in den dt. Territorien, erstmals in Sachsen 1573. Die Blüte der G. war im 18. Jh. erreicht: In Preußen begann die Herausgabe eines Corpus Constitutionum Marchicarum 1737; in der Habsburgermonarchie knüpfte der ab 1704 erschienene Codex Austriacus (Supplemente 1748, 1752, 1777…
Date: 2019-11-19

Gesetzgebung

(2,293 words)

Author(s): Brauneder, Wilhelm | Klippel, Diethelm
1. Historische Entwicklung 1.1. BegriffG. (Legislative) ist eine der drei klassischen Staats-Funktionen neben Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Diese Trias liegt der Lehre von der Gewaltenteilung zugrunde und ist daher bereits älteren Ursprungs. Die G. als Gestaltung der gesamten Rechtsordnung unterschied sich schon seit dem MA von der Rechtsfindung im Einzelfall durch Urteile sowie von konkreten obrigkeitlichen (administrativen) Maßnahmen, wie etwa der Erhebung von Steuern. Allerdings wurden G. und Gerichtsbarkeit noch bis in die Frühe Nz. hinein gemeinsam als Rechtsfindu…
Date: 2019-11-19

Gesetzliche Erbfolge

(3 words)

s. Erbrecht
Date: 2019-11-19

Gesetzlicher Richter

(3 words)

s. Richter
Date: 2019-11-19

Gesinde

(2,949 words)

Author(s): Flüchter, Antje | Hofer, Sibylle | Klußmann, Jan
1. BegriffDer Begriff des G. (von ahdt. gisind, »Gefolgsmann«) bezeichnet die Knechte und Mägde, die (meist) gegen Geld im landwirtschaftlichen Produktionsprozess beschäftigt waren. Im Gegensatz zu den Tagelöhnern hatten sie mit dem Bauern einen saisonunabhängigen Vertrag (s. u. 2.) geschlossen und waren in die bäuerliche Hausgemeinschaft integriert (Haus, ganzes).Antje Flüchter2. Soziale Aspekte Die bäuerliche Familie kann als Potential an Arbeitskräften verstanden werden, dessen Größe und Zusammensetzung je nach Phase des Familienzyklus variierte. Di…
Date: 2019-11-19

Gespenst

(3 words)

s. Übernatürliche Welt
Date: 2019-11-19

Geständnis

(2 words)

s. Beweis
Date: 2019-11-19

Gestik

(787 words)

Author(s): Rehm, Ulrich
G. bezeichnet die menschlichen Ausdrucksmöglichkeiten aufgrund von Körperhaltung und -bewegung sowohl im Sinne unwillkürlicher Emotionsäußerung (z. B. unten Abb. 1) als auch im Sinne reflektierter Mitteilung (z. B. unten Abb. 2). Der Begriff der Mimik beschränkt sich demgegenüber auf den Gesichtsausdruck, trat jedoch bis ins 19. Jh. hinein auch synonym auf [8. 152–162]. Die Physiognomik unterscheidet sich von G. und Mimik dadurch, dass sie die dauerhaft dem Körper und seinen Bewegungen eingeschriebenen Charakter-Merkmale bezeichnet [8. 252–255]. Anders als Gebärde…
Date: 2020-11-18

Gesundheit

(1,500 words)

Author(s): Eckart, Wolfgang Uwe
1. BegriffDer G.-Begriff der Frühen Nz. war bis in die Mitte des 17. Jh.s noch wesentlich durch die antike Säftelehre (Humoralpathologie/-physiologie) und Diätetik geprägt. Mit der Ablösung humoralphysiologischer Vorstellungen in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s wurden andere G.-Konzepte bestimmend, die sich vom 18. bis ins frühe 19. Jh. v. a. aus mechanistischen (Iatromechanik), animistischen und vitalistischen Vorstellungen vom Leben des Menschen in G. und Krankheit speisten (Animismus; Vitalismus). Vor der Folie der Naturheilkunde, der naturwiss. Physiologie, d…
Date: 2019-11-19

Gesundheitsfürsorge

(2 words)

s. Medizinalpolizei
Date: 2019-11-19

Gesundheitsstatistik

(2 words)

s. Epidemiologie
Date: 2019-11-19
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