Enzyklopädie der Neuzeit Online

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Die Enzyklopädie der Neuzeit Online, die auf der gedruckten Ausgabe Enzyklopädie der Neuzeit (J.B. Metzler Verlag Stuttgart, 2005-2012, in Zusammenarbeit mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen) basiert, bietet in über 4.000 Schlagwörtern einen facettenreichen Blick auf das bedeutsame Zeitalter von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

Seit 2017 wird die Enzyklopädie der Neuzeit Online regelmäßig erweitert. Neue Artikel kommen hinzu und bestehende Artikel werden um neue Abschnitte und zusätzliche Literatur ergänzt. In Erweiterung des ursprünglichen Konzeptes sind neue Artikel auch einzelnen Räumen und Regionen gewidmet oder reflektieren aktuelle Trends der historischen Neuzeit-Forschung.

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Sparsamkeit

(1,235 words)

Author(s): Reith, Reinhold | Stöger, Georg
1. DiskursS. (lat. parsimonia) war für weite Teile der nzl. Gesellschaft sicherlich eine grundlegende Notwendigkeit (vgl. Knappheit), gleichzeitig aber auch eine Möglichkeit des Wirtschaftens. Gespart werden konnte über das Einschränken des Verbrauchs (Einsparen) und über das Sammeln von Überschüssen (Ersparen). Trotz der Nähe zur Genügsamkeit (lat. sufficientia, frugalitas) war der Geiz im nzl. Verständnis offenbar klar von der S. abgegrenzt [2. 24, 267 f.]; [3. 343–351]. So vermerkte etwa Krünitz, dass die »wahre S., Bedächtlichkeit und Hauswirthlichkeit« …
Date: 2019-11-19

Sparverein

(990 words)

Author(s): Prinz, Michael
1. Definition und Entwicklung S. sind freiwillige kollektive Einrichtungen zur Versorgung ärmerer Bevölkerungsschichten mit kleineren Darlehen. Ihre Ursprünge liegen im England und Irland des 17. und 18. Jh.s ( box clubs) [5]; [8]. In den Anfängen trugen diese Vereine Merkmale von Unterstützungskassen, da die eingelegten Gelder oft von wohlhabenderen Mitgliedern beigesteuert oder ergänzt wurden. Die Rückzahlung der zunächst nicht verzinsten Darlehen geschah in kleinsten wöchentlichen Summen. Charakteristisch für die Entwicklung der S. im engeren Sinn wurde im…
Date: 2019-11-19

Späthumanismus

(1,865 words)

Author(s): Walther, Gerrit
1. Begriff Als Bezeichnung einer kulturgeschichtlichen Epoche zwischen Humanismus (= Hum.) und Barock wird S. oft benutzt, aber selten definiert. Nur darin stimmen alle gängigen Verwendungen überein, ihn zugleich als soziales Phänomen und als Ensemble von Bildungsinhalten zu betrachten. In die Literaturwissenschaft eingeführt wurde der (bislang nur in der dt.sprachigen Forschung gebräuchliche) Begriff 1931 von Erich Trunz [12], der S. als »Standeskultur« zumeist protest. Gelehrter im Alten Reich um 1600 beschrieb. Der Historiker Gerhard Oestreich erweiterte und dynam…
Date: 2019-11-19

Spätscholastik

(4,357 words)

Author(s): Darge, Rolf | Krauth, Wolf-Hagen | Maihold, Harald
1. AllgemeinDie S., eine an den europ. Hochschulen vom 15. bis zum 17. Jh. verbreitete Denkströmung, knüpfte kritisch an die ma. Scholastik an und führte diese inhaltlich, methodisch und institutionell weiter. Zu den charakteristischen Zügen der Scholastik gehörten (1) die durch die Aristoteles-Rezeption (Aristotelismus) verstärkte Tendenz zur Verwissenschaftlichung; (2) die Ausrichtung auf autoritative Texte (lat. auctoritates) mit besonderem Wahrheits- und Geltungsanspruch, wie v. a. die Bibel, Aussagen der Kirchenväter und des kirchl. Lehramts, …
Date: 2019-11-19

Spaziergang

(1,301 words)

Author(s): König, Gudrun
1. BegriffsgeschichteDie Geschichte des S. in Europa setzt sich aus den drei Grundbausteinen Bewegung, Raum und Körper zusammen. Sie führt zurück auf die griech. Peripatetiker, die in einer Wandelhalle beim Unterricht auf- und abgingen. Die Verbindung von Körper- und Denkbewegung bildet daher einen Traditionsstrang, der sich in dem S. als »poetischem Code« ausdrückt [16. 13]. Davon zu unterscheiden ist der S. als eine Praktik mit den Komponenten des Müßiggehens, des geselligen Gehens, der Naturbeobachtung und der Gesundheitsvorsorge, die je nach kulturellen Kont…
Date: 2019-11-19

Spedition

(710 words)

Author(s): Denzel, Markus A.
Die S. wurde in der Nz. durchwegs als integrativer Teil des Handels betrachtet, wobei zwischen der »normalen« S., d. h. dem schlichten Transport zwischen zwei Orten, und dem sog. S.- oder Transithandel zu unterscheiden ist.Die S. als Teil des Handelsgeschäfts wurde in der Regel nicht professionistisch ausgeübt (vgl. Professionalisierung 4.2.). Die Fuhrleute, im Alpenraum Säumer, an größeren Flüssen Schiffer bzw. Flößer waren vielfach Bauern und Wirte, die im Nebengewerbe Transportaufgaben gegen Lohn übernahmen (Mischökonomie). Die Spezialisierung ganzer Dorfgemeinscha…
Date: 2019-11-19

Speisegebote, jüdische

(1,157 words)

Author(s): Schostak, Désirée
1. Inhalt Das jüd. Religionsgesetz (Halacha; Jüdisches Recht) unterscheidet zwischen Speisen, die erlaubt (hebr. kascher, d. h. »rituell tauglich«, davon dt. »koscher«), und solchen, die unerlaubt sind. Die überaus komplexen Bestimmungen der jüd. S. ( kaschrut) lassen sich großteils auf drei biblische Grundprinzipien zurückführen: (1) Verbot des Verzehrs bestimmter (sog. unreiner) Tiere bzw. der von ihnen produzierten Lebensmittel (z. B. Milch, Eier); (2) Verbot des Genusses von Blut (Lev 7,26 f.; 17,10–14); (3) Verbot von gemeinsamer Zubereitung bzw. Verzehr von Milch- …
Date: 2019-11-19

Spekulation

(960 words)

Author(s): North, Michael
1. AllgemeinVon S. kann man sprechen, wenn beim Kauf oder Verkauf eines Gutes die Ausnutzung von zeitlichen Preis-Unterschieden angestrebt wird. Vor diesem Hintergrund liegt jedem Handel ein gewisses S.-Element zu Grunde; jedoch unterscheidet sich der Spekulant vom Händler dadurch, dass es ihm in erster Linie um das Weiter- bzw. Hochtreiben von Preisen geht [6]. Zur S. gehört außerdem, dass Konsument, Produzent oder Händler ihr Verhalten in Erwartung einer Preisveränderung anpassen, indem sie Käufe oder Investitionen entweder hinausschieben oder vorziehen.Entsprechend ken…
Date: 2019-11-19

Spezialisierung

(1,475 words)

Author(s): Mahlerwein, Gunter | Reith, Reinhold
1. Landwirtschaft Landwirtschaftliche S. als stark arbeitsteilige Produktion von Agrargütern wird für MA und Frühe Nz. eher auf regionaler als auf betrieblicher Ebene diskutiert. Zunächst wirkten naturräumliche Bedingungen als Grundlage landwirtschaftlicher S. (Nutzungssysteme; Ökotypen). So war etwa in Gegenden mit schlechten ackerbaulichen Voraussetzungen bereits im HochMA vermehrt Viehwirtschaft angesiedelt. Im Alpen- und Voralpenraum kam es zur Gründung sog. Schweighöfe, die auf die Erzeugung von Milch-Produkten spezialisiert waren und auf Getreide…
Date: 2019-11-19

Spezies, biologische

(4 words)

s. Art (Naturgeschichte)
Date: 2019-11-19

Spiel

(1,455 words)

Author(s): Krampl, Ulrike
1. Definitionen und ForschungJenseits eines vermeintlich universellen S.-Triebs kann das S. als Praktik mit sozialen, polit., symbolischen, d. h. »kulturschaffenden« Funktionen verstanden werden [10. 75]. Es ist durch Regeln (»tun, als ob«) von Raum und Zeit des Alltags abgesetzt, was auf seine sakral-rituellen Wurzeln verweist; gleichzeitig werden im S. gesellschaftliche Fragen dargestellt und verhandelt, Rollen eingeübt, aber auch vertauscht (Karneval, Travestie; Verkehrte Welt).Das Wort S. (von mhdt. spil, »Tanz«; lat. ludus) ist polysemisch [10. 45]; [12. 15 f.] un…
Date: 2021-07-29

Spielzeug

(1,836 words)

Author(s): Omitogun-Meyer, Patricia | Lindner, Helmut
1. AllgemeinDie ältesten S.-Funde stammen noch aus vorgeschichtlicher Zeit. Ob es sich bei diesen Tonfiguren ursprünglich um Kultgegenstände handelte oder ob S. schon immer getrennt vom Kult existierte, ist nicht gesichert. In der Frühen Nz. wurde S. (auch »Dockenwerk« genannt) hauptsächlich selbst gefertigt oder auf Märkten und Messen, bei Straßenhändlern und ab dem 18. Jh. auch in Gemischtwarenläden erworben, um es Kindern zu Weihnachten, Sankt Martin, Geburts- und Namenstagen zu schenken.Funde und Bildzeugnisse von S. aus dem MA sind selten; mehrfach sind nur …
Date: 2019-11-19

Spießrutenlaufen

(2 words)

s. Standrecht
Date: 2019-11-19

Spinnereitechnik

(1,679 words)

Author(s): Pfister, Ulrich
1. Langfristige EntwicklungDas Spinnen leistet die Herstellung eines Garns aus endlichen Fasern, das verwoben werden kann (Webtechnik). Es umschließt mehrere Arbeitsschritte: das Aufschließen und Reinigen der Fasern aus einer Fasermasse, die parallele Ausrichtung der Fasern durch das Kämmen, das Verziehen und Verdrehen eines Faserstrangs zu einem Garn sowie schließlich dessen Aufspulen. Das Spinnen ist die Voraussetzung für die Herstellung von Textilien und damit eine Grundtechnik der Menschheit, deren Ausübung im Mittelmeerraum sowie in West- und Mittel…
Date: 2019-11-19

Spinnstube

(902 words)

Author(s): Frey, Jana
1. Begriff und FunktionMit dem Begriff der S. wird neben dem Ort zum Spinnen auch ein ländlicher europ. Feierabendbrauch zur Winterzeit bezeichnet, der v. a. vom 16. Jh. bis zum 19. Jh., z. T. aber auch noch bis zum Ersten Weltkrieg ausgeübt wurde. In der S. wurde Arbeit mit Geselligkeit verbunden, indem man sich mit der Familie, Nachbarn und Freunden traf, um zu spinnen oder andere Handarbeiten zu verrichten. In den unterschiedlichen dt.sprachigen Regionen gab es verschiedene Bezeichnungen für die S., z. B. Kunckel-, Rocken- oder Lichtstube.Jana Frey2. Das Treiben in der Spi…
Date: 2019-11-19

Spinozismus

(1,344 words)

Author(s): Walther, Gerrit
1. BegriffDas seit 1699 belegte, aber offenbar ältere Wort S. war im 17. und 18. Jh. in vielen europ. Sprachen ein unspezifischer Sammelbegriff für alle Positionen, die man mit den Lehren des niederl.-jüd. Philosophen Baruch de Spinoza (1632–1677) in Verbindung brachte. Als Spinozisten (= St.) bezeichnete man Denker, die sich zu diesen Lehren bekannten oder denen man unterstellte, dies zu tun. Beide Begriffe waren mithin Fremdbezeichnungen und wurden fast durchwegs polemisch gebraucht, da unter den Zeitgenossen Einigkeit herrschte, dass Spinozas Philosophie zu Materialismu…
Date: 2019-11-19

Spinster

(5 words)

s. Jungfer, alte | Weiblichkeit
Date: 2019-11-19

Spionage

(1,225 words)

Author(s): Anklam, Ewa
1. BegriffS. als Aufklärung und Ermittlung der Lage bzw. des Wissens anderer Personen, Gruppen und/oder Staaten wurde in der Frühen Nz. in Frieden und Krieg ausgeführt. Sie war ein nachrichtendienstliches Mittel der sich entwickelnden staatlichen Geheimdienste und der militärischen Feindaufklärung. Neben polit. und militärischen Informationen (Feldaufklärung) wurde fachspezifisches Wissen (Werk-S.) befördert. Zedlers Lexikon bezeichnete als »Spion, Ausspäher, Kundschaffter« (lat. speculator, explorator; franz. espion) allgemein jeden, »der auf eines andern…
Date: 2019-11-19

Spiritismus

(959 words)

Author(s): Rieger, Miriam
1. BegriffDer Begriff S. bildete sich Mitte des 19. Jh.s heraus, als in den USA und Europa Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit Geistern (engl. spirits) Gegenstand eines populären Interesses in Theorie und Praxis wurden. S. (engl. spiritism) im engen Sinne bezeichnet eine Laienreligion mit wiss. Anspruch, die zwischen den 1840er Jahren und dem Ende des 19. Jh.s in den USA und Europa Anhänger fand. Mithilfe medialer Praktiken – Tischerücken, Klopfgeräuschen, automatischem Schreiben, Geisterphotographie, Verkörperungen – sollten Botschaften mit dem Jenseits oder der Geis…
Date: 2019-11-19

Spiritualisten

(1,066 words)

Author(s): Salvadori, Stefania
1. Begriff, Entstehung und GrundsätzeUnter der Bezeichnung S. (von lat. spiritus, »[Hl.] Geist«) wird eine in der Reformationszeit entstandene vielgestaltige Gruppe zusammengefasst, die jede Vermittlung des Geistes (vgl. Trinität) durch äußere Mittel (sowohl das kirchl. Amt und die Sakramente als auch das Wort der Bibel) leugnete oder zumindest abwertete und an ihre Stelle eine unmittelbare Beziehung zu Gott durch den Geist setzte. Die S., die Martin Luther zusammen mit den Täufern durch den Spottnamen »Schwärmer« charakterisierte und die Ernst Troeltsch religionssoziolog…
Date: 2019-11-19
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