Author(s):
Sonnabend, Holger (Stuttgart)
[English version] Dieser Ort ist auf folgenden Karten verzeichnet: Kreta (Πραισός). Stadt in Ost-Kreta (Skyl. 47) auf der Halbinsel von Sitia nahe dem h. Dorf Nea P. (Vaveli) zw. drei Akropoleis. Der Ort war bereits in neolithischer Zeit besiedelt (Kultstätte in Höhle nordwestl. der Stadt). Zahlreiche Spuren aus minoischer und myk. Zeit sind erh. (Megalithhaus im Süden; Tholosgräber in der Nekropole nördl. der Stadt, in Benutzung zw. dem 15. und dem 2. Jh. v. Chr.). P. und Polichne [2] sollen sich als einzige Städte nicht an der min. Expedition nach Sizilien beteiligt haben (Hdt. 1,170). P. war das Zentrum der Eteokretes (Strab. 10,4,6), von denen aus P. zahlreiche Inschr. in griech. Schrift, jedoch nichtgriech. Sprache bis ins 3. Jh. v. Chr. vorliegen ([1. 55-85, 119-124]; Eteokretisch). In hell. Zeit gehörte P. zu den bedeutendsten Städten auf Kreta. Das Territorium erstreckte sich bis zur Nord- und Südküste der Halbinsel von Sitia. Dazu gehörte im Osten wohl auch das Heiligtum des Zeus Dikaios beim h. Palekastro. Aus dieser Zeit sind arch. Überreste (Wohnhäuser) erh. Die Rekonstruktion der polit. Gesch. beruht fast ausschließlich auf Inschr. Diese bezeugen für hell. Zeit wiederholt Auseinandersetzungen mit den größeren Städten in West-Kreta. Bündnis-, Friedens- und Grenzverträge sind überl. mit Hierapytna [2. Nr. 5, p. 185-190, Nr. 21, p. 236], Lyktos [2. Nr. 12, p. 213 f., Nr. 23, p. 237-239] und Itanos [2. Nr. 47, p. 303-306]. Um 145 v. Chr. wurde P. von Hierapytna zerstört und in dessen Territorium integriert. Für die Zeit danach gibt es keine Si…