Author(s):
Huxel, Kirsten
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Lavalette, Michael
[English Version]
1.
Anthony Ashley Cooper , (26.2.1671 London – 4.2.1713 Neapel), Third Earl of Sh., bedeutender Aufklärungsphilosoph, Moralist und Vorreiter der Ästhetik. Sein Großvater gleichen Namens, ein berühmter Politiker, betraute J. Locke mit der Erziehung Sh.s, der durch Elizabeth Birch eine sorgfältige Ausbildung in den klassischen Sprachen, antiker und moderner Lit. erhielt. Nach der Zeit am Winchester College (1683–1686), Reisen durch Europa (1686–1689) und Jahren privater Studien betätigte sich Sh. polit., 1695–1698 als Mitglied des Unterhauses, ab 1699 als Nachfolger seines Vaters im House of Lords. Aufgrund eines asthmatischen Leidens, das immer wieder längere Auslandsaufenthalte erforderte (1698 in Holland, wo er P. Bayle kennenlernte), war sein Wirken v.a. auf eine lit. Unterstützung der Whigpartei begrenzt. 1702 zog er sich aus dem polit. Leben zurück und widmete sich ganz der Philos. Aus der 1709 mit Jane Ewer geschlossenen Ehe ging 1711 ein Sohn hervor. Seit Juli 1711 lebte Sh. in Neapel, wo er 1713 starb. – Werke: »An Inquiry Concerning Virtue, or Merit«, 1699; »The Sociable Enthusiast«, 1705, seit 1709 unter dem Titel: »The Moralists, a Philosophical Rhapsody« (Hauptwerk); »A Letter Concerning Enthusiasm«, 1708; »Sensus Communis«, 1709; »Soliloquy, or Advice to an Author«, 1710; »Characteristics of Men, Manners, Opinions, Times«, 1711 (= GW, überarbeitet, 3 Bde., erneut überarbeitet und erw. Ausg. postum 1714). – Mit seinem Mentor Locke teilte Sh. die Frontstellung gegen scholastisches Denken. Statt an Aristoteles orientierte er sich an den Cambridge Platonists, stoischen und modernen (v.a. Jean de La Bruyère) Moralphilosophen. Sh. pflegte ein rhapsodisches Philosophieren in der Haltung ironischer Skepsis und Selbstkritik (»test by ridicule«), das in Gelegenheitsschriften zu ethisch-polit. Tagesfragen Stellung nahm. Sein weltmännisch eleganter Stil, reich an lit. Formen (Essay, Brief, Dialog, Satire, Aphoristik), entspricht seinem liberalen Eintreten gegen Fanatismus, Gewalt, Dogmatismus, für Freiheit, Pluralismus, Vernunft und eine aus pantheistischer Naturanschauung schöpfende Gefühlskultur. Im Unterschied zu Th. Hobbes und Locke ist Sh.s Sicht der conditio humana positiv: Aus der menschlichen Sozialnatur (sensus communis) und Güte (benevolence) gehe bei angemessener Bildung ein mit dem ästhetischen Sinn liiertes sittliches Gefühl (moral sense) hervor. Sittlichkeit sei autonom und krit. gegenüber…