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Berger, Albrecht (Berlin) RWG
Berger, Albrecht (Berlin) RWG [English version] A. Einleitung (RWG) Die städtische Entwicklung K. erreichte ihren Höhepunkt in der Zeit Justinians I. (527-565 n. Chr.), die Bautätigkeit wurde noch bis um 600 fortgesetzt. Die danach beginnende tiefe polit. Krise des byz. Reichs hatte für K. einschneidende Folgen: Wegen der persischen Besetzung Ägyptens endeten 618 die Getreidelieferungen, bei der Belagerung durch die Avaren 626 wurden die Wasserleitungen zerstört. Die Einwohnerzahl, die nach einem Höchststand von ca. 250-300 000 im frühen 6. Jh. schon als Folge der Pest von 542 stark gesunken war, reduzierte sich auf etwa 50-70 000 Menschen, die für längere Zeit gezwungen waren, sich von Feldern und Gärten in der Stadt oder ihrer unmittelbaren Umgebung zu ernähren. 674-678 und 717/18 überstand K. Belagerungen durch die Araber, 860 durch die Russen. Seit der Mitte des 8. Jh. begann die Stadt, sich langsam zu erholen, erreichte aber ihren alten Bevölkerungsstand nicht mehr. Viele Großbauten der Frühzeit waren verfallen; die Wasserleitungen wurden zwar teilweise erneuert, die großen Thermen aber nicht wieder in Betrieb genommen. Das Stadtbild wurde zunehmend von einer Vielzahl kleiner Kirchen und Klöster geprägt, die oft anstelle zerstörter älterer Bauten errichtet wurden. Mit der polit. Stabilisierung des Reichs seit dem späten 9. Jh. kamen Ausländer in größerer Zahl in die Stadt. Im 10.-12. Jh. stellten überwiegend Russen, Wikinger und Engländer die kaiserliche Leibgarde. Seit 1082 besaß Venedig in K. eine Handelsniederlassung, andere it. Städte folgten. Die wachsende Dominanz der Italiener im Handel führte gemeinsam mit der rel. Spaltung zw. Katholiken und Orthodoxen zu einer Verschlechterung des Verhältnisses zur einheimischen Bevölkerung, die sich 1183 in einem schweren Pogrom entlud. 1203 und 1204 wurde K. von den Venezianern und den Kreuzfahrern des vierten Kreuzzugs besetzt und dabei durch mehrere Großbrände verwüstet. Als Hauptstadt eines “lat.” Kaiserreichs verfiel K. rasch, Kunstschätze und Reliquien wurden in großem Umfang nach Westeuropa gebracht. Nach der Rückeroberung durch die Byzantiner 1261 kam es nur zu einem vorübergehenden Aufschwung, dann verfiel K. endgültig, während die gegenüberliegende genuesische Stadt Pera (Galata) aufblühte. K. war zuletzt nur noch ein ummauertes Agglomerat von Dörfern inmitten von Gärten, Feldern und …