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Your search for 'dc_creator:( "Thür, Gerhard (Graz)" ) OR dc_contributor:( "Thür, Gerhard (Graz)" )' returned 174 results. Modify search

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Mnemones

(240 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (μνήμονες). Wörtlich “Merker”, noch aus der Epoche vor der Schriftlichkeit (ab ca. 700 v.Chr.) stammende Bezeichnung für den Betreuer des Archivs einer griech. Polis, sonst wohl einfach γραφεύς ( grapheús, Schreiber) genannt. (In sakralem Zusammenhang zählt Aristot. pol. 1321 b 34 auch hieromnḗmones auf). Aus der schriftlosen Zeit stammt auch die Bezeichnung κατάκοοι ( katákooi, “Hörer” [2. 218]), vom Beginn der Schriftlichkeit zeugt ποινικαστάς ( poinikastás, “Kenner der phönikischen Buchstaben” [1. 180f.]). Inschr. sind m. seit dem 5. und 4. Jh.v.…

Dikastes

(166 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (δικαστής). In den griech. Stadtstaaten saßen nicht Berufsrichter zu Gericht, vielmehr wurde das dikastḗrion mit Laien besetzt. D. ist also am besten mit “Geschworener” zu übersetzen. Jeder unbescholtene männliche Bürger im Alter von über 30 Jahren konnte sich in Athen als d. melden. Er bekam als “Ausweis” ein Täfelchen ausgehändigt, das seinen Namen enthielt, und mußte zu Beginn jedes Jahres den “Heliastischen Eid” schwören, gemäß den Gesetzen abzustimmen (Dem. or. 24, 149-151). Für den Tag, den der d. zu Gericht saß, wurde er bezahlt ( dikastikós misthós

Asylia

(110 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (ἀσυλία). Schutz von Personen und Sachen, zunächst im hl. Bereich des ἱερὸν ἄσυλον ( hierón ásylon). Bes. der Fremde, ξένος ( xénos), bedurfte der a., weil er einer anderen Rechtsordnung unterstand und im Gastland erst Rechtsschutz erhalten mußte, um vor gewaltsamen Übergriffen sicher zu sein. Vgl. hierzu den Rechtsgewährungsvertrag zwischen Oiantheia und Chaleion um 450 v.Chr. [1; 2]. Möglicherweise stammte alle profane A. und sogar die μετοικία ( metoikía) aus sakraler A. [3; 4]. Thür, Gerhard (Graz) Bibliography 1 H. Bengtson, StV II, 21975, Nr. 146 2 H. van …

Epibole

(99 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (ἐπιβολή). In Athen konnte jeder Amtsträger ( Archaí , wozu auch die bulḗ zählte) innerhalb seiner Zuständigkeit eine e., eine geringe Geldbuße bis zu einer gesetzlich festgelegten Höhe als Ordnungsstrafe rechtskräftig verhängen, darüber hinaus war die e. der éphesis unterworfen. Ähnlich ist auch die E. in P.Zen. 51,15 (3. Jh.v.Chr.) zu verstehen. In den Papyri der röm. Zeit bedeutet e. (oder ἐπιμερισμός, epimerismós) die steuerliche Zuteilung von unbebaut gebliebenem Land an einzelne Bauern oder Gemeinden. Thür, Gerhard (Graz) Bibliography A.R.W. Harrison, …

Prosklesis

(93 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (πρόσκλησις), die Ladung, das “Rufen zum Gericht”. Sie geschah in Athen durch privaten Akt, indem der Kläger dem Beklagten die Klageschrift ( énklēma ) und den Tag, an dem er sich beim Gerichtsmagistrat einzufinden hatte, zur Kenntnis brachte. Die p. hatte vor ein oder zwei Ladungszeugen ( klētḗr ) zu erfolgen, die bei Nichterscheinen des Beklagten als Voraussetzung für ein Säumnisurteil die ordnungsgemäße p. bestätigten, bei falschem Zeugnis mit pseudoklēteías graphḗ (“Klage wegen Falschaussage”) hafteten. Thür, Gerhard (Graz) Bibliography A. R. W. Harrison,…

Epikleros

(182 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (ἐπίκληρος). Nicht ganz korrekt mit “Erbtochter” übersetzt. Hinterließ ein athenischer Bürger oder ein métoikos nur Töchter, so waren zwar nicht diese selbst, wohl aber deren ehelichen Söhne erbfähig, so daß der Nachlaß ( klḗros ) unter Umständen an einen fremden Familienverband fallen konnte. Wegen dieser Gefahr erlaubte das Gesetz dem nächsten Seitenverwandten des Erblassers (Anchisteia), vom Archon bzw. Polemarchos (Archontes I) durch epidikasía zugleich mit der Zuweisung des klḗros auch die einer noch kinderlosen Tochter, e., als Ehefrau zu erwirken…

Pseudokleteias graphe

(220 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (ψευδοκλητείας γραφή). In Athen wurde die Ladung zu einem Prozeß ( prósklēsis ) privat in Anwesenheit von Ladungszeugen ( klētḗr ) durchgeführt. Wer trotz ordnungsgemäß bezeugter Ladung nicht zum Termin vor dem Gerichtsmagistrat erschien, wurde in Abwesenheit verurteilt. Konnte er Entschuldigungsgründe nachweisen, war Wiederaufnahme ( anadikía ) möglich; hatte der Kläger falsche klētḗres hinzugezogen, konnte sie jeder beliebige Bürger (s. graphḗ ) mit ps. g. verfolgen. Zuständig waren die thesmothétai , der Verfolger mußte eine Gebühr (παράστασις, parásta…

Engye

(310 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (ἐγγύη). Bürgschaft, später auch als engýēsis bezeichnet. Ihre älteste Gestaltung, nämlich die der Geiselbürgschaft, zeigt Hom. Od. 8,266-366. Die E. bewirkte demnach eine Garantie des Bürgen für den Fall, daß der Hauptschuldner seiner Zahlungspflicht nicht nachkommen werde. Die Sicherheit bestand in dem Zugriff, den die Geisel, der ἔγγυος ( éngyos), dem Gläubiger auf seine Person einräumte. Er verfiel wie ein Pfand dem mit privater Eigenmacht vorgehenden Gläubiger, wenn der verbürgte Erfolg nicht eintrat, daher auch der postverbale Ausdruck e. von ἐγγυάω ( en…

Parapherna

(443 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (παράφερνα), wörtlich ‘neben der Mitgift ( phernḗ ) gegebene Vermögensstücke’, bezeichnen in der griech.-röm. Welt unterschiedliche Rechtseinrichtungen, jeweils Sondervermögen der verheirateten Frau. In den Rechten der griech. Poleis war die Frau grundsätzlich vermögensfähig, oft jedoch nur beschränkt geschäftsfähig. Ihre Güter gingen andere Wege als die des Mannes ([8. 26-130; 5. 64-70], zu IPArk Nr. 5, Z. 4f.: πατρῶια/ματρῶια, patrṓia/ matrṓia, väterliches/mütterliches Vermögen) s. [4]), doch gibt es keinen Terminus für das “neben e…

Diadikasia

(266 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (διαδικασία). In Athen ein gerichtliches Verfahren, das ohne eigentlichen Kläger und Beklagten auf Gestaltung der Rechtslage abzielte. Es wurde nicht im Wege der üblichen Privatklage (δίκη, díkē) eingeleitet und fand in zwei Hauptgruppen von Fällen statt, nämlich in Streitigkeiten, in denen zwei oder mehrere Gegner einen besseren Anspruch auf ein privates oder öffentliches Recht behaupteten, oder in solchen, in denen es um die Freiheit von einer öffentlich-rechtlichen Last ging. In der ersten Gruppe war d…

Exomosia

(154 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (ἐξωμοσία), wörtlich “Freischwören”. 1) Im Prozeßrecht Athens konnte sich ein Zeuge der Pflicht, vor Gericht zu erscheinen (und damit das von einem der beiden Prozeßparteien vorformulierte Zeugnis zu bestätigen), dadurch entschlagen, daß er außergerichtlich einen feierlichen Eid leistete, die zu bezeugende Tatsache ‘nicht zu wissen’. Die e. zog keine rechtlichen Sanktionen nach sich, nur ein positives Zeugnis vor Gericht konnte mit Klage ( pseudomartyrías díkē ) angegriffen werden. Eine ähnliche Einrichtung ist als apōmosía im Rechtsgewährungsvertrag …

Epikrisis

(119 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (ἐπίκρισις). Der Terminus war in Athen unbekannt. In den Inschr. wird e. als gerichtliche Kontrolle von behördlich verhängten Strafen gebraucht (IPArk. 3, 19,50: Tegea; Syll.3 1075, 6: Epidauros) oder als Zustimmung eines objektiven Dritten zu einem von den Streitparteien ausgehandelten Vergleich [1. 190ff.]. In der hell. Kanzleisprache findet sich das Verbum ἐπικρίνεσθαι ( epikrínesthai) für “Entscheiden” (Sherk 194f.), in IPArk. 31 B 22 für decernere ( decretum) einer röm. Behörde. Im röm. Ägypten war die e. das Verfahren, um die Zugehörigkeit zu ein…

Katengyan

(129 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (κατεγγυᾶν). “Vom Beklagten für dessen Erscheinen vor Gericht Bürgen fordern”. In Athen war das in Privatprozessen gegen Nichtbürger möglich (Demosth. or. 32,29; Isokr. or. 17,12; Lys. 23,9), die vor dem árchōn polémarchos anzubringen waren. Andernfalls wurde der Beklagte in Haft genommen. Bürgern drohte Entsprechendes in Verfahren, die mit apagōgḗ , ephḗgēsis (Aufforderung an einen Magistrat zur Festnahme eines Delinquenten) oder éndeixis eingeleitet waren. Im Freiheitsprozeß konnte derjenige, der die umstrittene Perso…

Eisangelia

(187 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (Εἰσαγγελία). In Athen seit Solon (Aristot. Ath. pol. 8,4.) im technischen Sinn eine Art öffentlicher Klagen in Strafsachen. E. bezeichnet sowohl die Klageschrift (Lykurg. 34,137) als auch das durch sie eingeleitete Verfahren. Die Klagen wurden schriftlich eingereicht und ausführlich begründet. Das Verfahren hat im Laufe der Zeit eine Reihe von Wandlungen durchgemacht. Urspr. war es wohl gegen in den Gesetzen nicht vorgesehene Straftaten gerichtet, später wurden die Straftaten in einzelnen Gesetzen abgegrenzt und um die Mitte des 4.Jh. v.Chr. durch einen nómo…

Enklema

(152 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (ἔγκλημα). Im allg. griech. Sprachgebrauch “Vorwurf”, im Recht Athens “Klageschrift” in Privatprozessen, im Strafrecht der Papyri Ägyptens “Anklage”. Vor dem Gesetz, das in Athen Schriftlichkeit der Prozeßakte verlangte (vermutlich 378/7 v.Chr.), war E. ein mündlicher Antrag an den Gerichtsvorstand ( dikastḗrion 3.) zur Prozeßeröffnung, der die Namen der Parteien, das Klagebegehren und, wenn vorgesehen (im tímētos agṓn ), die Schätzung der Urteilssumme enthielt. Schriftliche enklḗmata sind in Demosth. or. 37,22-32; 45,46 überliefert, untechni…

Arra, Arrabon

(384 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] Angeld, insbes. beim Kauf. Nach dem Vorbild altoriental. Rechte (vgl. Gn 38,17) bildet bei den Griechen der ἀρραβών ( arrabṓn) ein Erfordernis der Haftungsbegründung. Zeichen der persönlichen Haftung war vornehmlich ein Ring. Seinem Symbolwert trat bald eine wirtschaftliche Funktion zur Seite: Vertragsbruch des Gebers der a. ließ diese dem Empfänger verfallen (das Angeld wirkt als Reugeld), Vertragsbruch des Empfängers löste eine Pflicht zur Rückgabe, meist sogar eines Mehrfachen der a. aus. Den Römern wurde die a. schon früh bekannt (Varro ling. 5,175)…

Demeusis

(187 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (Δήμευσις). Vermögenseinziehung durch den Staat. 1. Im griech. Strafrecht begegnet sie als Nebenstrafe neben der Todesstrafe oder der lebenslänglichen Verbannung sowie neben den Strafen für schwere Verbrechen, wobei allerdings der Terminus D. nicht immer verwendet wurde. Vereinzelt kam D. in Athen auch als selbständige Strafe vor (vgl. Demosth. or. 47,44). Platon (leg. 855a) lehnte die Konfiskation, offenbar wegen der Ungerechtigkeit gegenüber den am Verbrechen unschuldigen Erben, rad…

Proklesis

(196 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (πρόκλησις), wörtlich “Aufforderung”. Die Konzentration des Prozesses vor den athen. Geschworenengerichten ( dikastḗrion ) auf eine einzige, zeitlich begrenzte Hauptverhandlung erforderte umsichtige Vorbereitung des Prozeßstoffs vor dem Prozeß oder im Vorverfahren vor dem jeweiligen Gerichtsmagistrat ( anákrisis , diaitētaí ). Eine Möglichkeit, den Gegner vor der Hauptverhandlung zu gewissen bindenden Stellungnahmen zu provozieren, war die p. Diese bedeutet sowohl den Akt einer vor Zeugen an den Gegner gerichteten Erklärung, als auch…

Mord

(386 words)

Author(s): Neumann, Hans (Berlin) | Thür, Gerhard (Graz) | Schiemann, Gottfried (Tübingen)
[English version] I. Allgemein M. wird in der Ant. vielfach noch nicht von anderen Tötungsdelikten unterschieden. Die bes. Verwerflichkeit oder Gefährlichkeit eines Verhaltens, das zum Tode eines anderen Menschen geführt hat, wird in vielen ant. Rechten noch nicht zum Anlaß einer gerade darauf abstellenden Sanktion genommen. So wäre es für die altoriental. Rechte sowohl begrifflich als auch sachlich unangemessen, von einem bes. Tatbestand des Mordes innerhalb der Tötungsdelikte zu sprechen. Neumann, Hans (Berlin) [English version] II. Griechenland Auch in Griechenland gi…

Martyria

(365 words)

Author(s): Thür, Gerhard (Graz)
[English version] (μαρτυρία). Im griech. Recht das Ablegen eines Prozeßzeugnisses sowie dessen Inhalt oder die zu diesem Zweck errichtete Urkunde. Zeugen (μάρτυρες, mártyres; Synonyme [2. 2032f.]) wurden zu Geschäften förmlich hinzugezogen, zu Unrechtstaten vom Verletzten oder dem Rächer herbeigerufen. Im Prozeß zur Zeit der att. Redner (5./4. Jh.v.Chr.) bestätigten sie unvereidigt, einen vom Beweisführer aufgesetzten formelhaften Satz “zu wissen” oder bei einem Ereignis “dabeigewesen zu sein”. Lediglich im Blutproze…
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