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Urlaub

(883 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegriffsdefinitionWenn heute Schweizer, Österreicher oder Bayern in die Ferien, Engländer in die holidays, Franzosen in die vacances, die meisten Deutschen jedoch in den U. fahren, verbergen sich dahinter histor. Bezüge. Die frühnzl. Definition von U. unterscheidet sich grundlegend von heutigen, die mit Freizeit [10] und Ortsveränderung bzw. Reisen assoziiert werden. Der Begriff U. hängt etymologisch mit »Erlauben« zusammen und bedeutete laut Zedlers Universal-Lexicon »nichts anders als die Erlaubnis, Nachsicht oder Vergünstigung derer Obern, daß ihre Un…
Date: 2019-11-19

Luftreise

(889 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. AllgemeinTheoretische Überlegungen und Experimente zur Luftfahrt wurden in der Nz. von Berichten über angebliche oder tatsächliche L. flankiert. Diese konnten als Rahmenhandlung für die Präsentation wiss. Beobachtungen oder einer Gesellschafts-Utopie dienen. Sie reflektierten die kosmologischen Vorstellungen ihrer Zeit und – speziell im Zeitalter der wissenschaftlichen Revolution – den Übergang vom geozentrischen zum kopernikanischen Weltbild (Kopernikanische Wende) bzw. von der aristotelischen Physik zu den WeltbildernGiordano Brunos und Isaac Newtons [3]. Mi…
Date: 2019-11-19

Kultur, Alltag und Kommunikation

(1,597 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Gegenstand, zeitliche und räumliche EinordnungAusgangspunkt der Kultur war nicht zufällig die Landwirtschaft, auf der die Entwicklung komplexer Zivilisationen beruht. Diese unterscheiden sich nicht nur auf der Ebene der polit. Verfassung und der Religionen, sondern auch und v. a. in der materiellen Kultur, im Alltagswissen und in der Organisation des täglichen Lebens. Obwohl im europ. Verständnis seit der Renaissance Kultur und Hochkultur als identisch gelten und vornehmlich Literatur, Musik, Wissenschaft und Religion als ihre wich…
Date: 2019-11-19

Materielle Kultur

(2,004 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. DefinitionDie M. K. ist konstitutiver Bestandteil der Alltags-Wirklichkeit, sie ist »das augenfälligste und greifbarste Moment von Kultur« [16]. Ihre Produktion ist an geistige und mentale Prozesse und letztlich an bestimmte Formen der sozialen Organisation (Gesellschaft), der Ökonomie, Sprache, Religion, der Ethik und des Rechts gebunden [16. 72]. Die M. K. umfasst so unterschiedliche Dinge wie Nahrung und Kleidung, Architektur und Wohnkultur, Werkzeuge und Waffen, Geräte und Maschinen, Schmuck und Luxus-Gegenstände, Medien und Fortbewegungsm…
Date: 2019-11-19

Vergnügung

(907 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegriffZedlers Universal-Lexicon definierte 1746 V. als »denjenigen Affect, der vom Anschauen oder aus dem Genusse der Vollkommenheiten entstehet«, sei es etwa in der Musik, in der Architektur oder in der wiss. Erkenntnis. Der Akt des Genusses stelle die V. dar, wobei des »Gemüths Vergnügungen die reinesten und nützlichsten sind«. Im Sinne der Philosophie der Aufklärung stehe die V. der Zielvorstellung der Glückseligkeit nahe [1. 748–750]. Krünitz' Oeconomische Encyclopädie assoziiert 1851 Vergnügen etwas körperhafter mit »Lust, Wollust, Freude, Ergötzung, etc.« und…
Date: 2021-07-29

Fluchen

(803 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
Nach der Definition in Zedlers Universal-Lexicon ist F. »eine Rede, wodurch wir jemanden was böses anwünschen [sic]« [1. 1337]. Tatsächlich sind Segnen (lat. benedicere) und F. (lat. maledicere) verwandt; beide beruhen auf dem Glauben an die Macht des Wortes, insbes. wenn es von befähigten Personen unter Beachtung bestimmter Formeln und Riten eingesetzt wird. In diese Kategorie gehören sog. Fluchpsalmen und Fluchmessen. F. steht in kontrapunktischer Position zum Gebet, welches an Gott gerichtet eine positive Wirkung erzielen soll. Eine Nachbarschaft besteht zu Bann, Beschwöru…
Date: 2019-11-19

Grippe

(885 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegriffObwohl sich der Begriff influenza bereits 1504 in der Chronik des florent. Apothekers Luca Landucci findet, setzte sich eine kohärente Terminologie erst ab 1742/43 durch. Nach einem Bericht des London Magazine von 1743 ( News from Rome of a Contagious Distemper Raging There, Call'd the Influenza; »Neuigkeiten aus Rom über eine ansteckende dort wütende Krankheit, genannt die Influenza«) wurde der Begriff anlässlich der G.-Epidemie jenes Jahres ins Englische übernommen. Etwa gleichzeitig begann man in Frankreich, die Krankheit la grippe zu nennen.Während der ital. Be…
Date: 2019-11-19

Nachrichtenagentur

(783 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Der Nachrichtenmarkt der RenaissanceN. im institutionellen Sinne gab es während der Frühen Nz. noch keine, wohl aber Schlüsselfiguren im Nachrichten-Wesen, die in die Rolle professioneller Agenten hineinwuchsen. Diese hatten ihren Sitz an Orten, an denen häufig Neuigkeiten im Sinne der frühnzl. Berichterstattung eintrafen (Hafenstädte, Hauptstädte) oder entstanden (Rom, Höfe, Residenzen, Kriegsschauplätze etc.). Mit der Ausbildung des europ. Staatensystems und der europ. Weltwirtschaft, dem Staats-Bildungsprozess, dem Humanismus, den Entde…
Date: 2019-11-19

Jenseitskontakt

(726 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Begriff Der Begriff J. basiert auf einer binären Opposition zwischen dem Diesseits als der Welt der Lebenden und dem Jenseits als der Welt der Verstorbenen, aber auch der Geister und Götter bzw. in monotheistischen Religionen des einen Gottes. Die Grenzlinie zwischen diesen Welten wird durch den Tod bestimmt. Seit der Aufklärung wurde die Existenz der »anderen Welt« (engl. otherworld) in den Bereich der Phantasie verwiesen. In der christl. Vorstellung ruhen die Toten bis zum Tag des Jüngsten Gerichts, ihre Seelen gehen in die Hölle oder in das Paradi…
Date: 2019-11-19

Themse-Messen [Hinzugefügt 2022]

(1,673 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Begriff Der Begriff frost fair (»Frost- Messe«, im Deutschen auch Th.-M.) ist erstmals 1608 nachgewiesen [20]. Das damit Bezeichnete hat jedoch eine längere Geschichte. Gemeint ist der Aufbau einer großen Zahl von Markt-Ständen auf der zugefrorenen Themse in London, begleitet von diversen Freizeit- Vergnügungen, die große Menschenmengen anzogen. Voraussetzung dafür war eine tragfähige Eisdicke von wenigstens 10 Zentimetern über einen Zeitraum von mehreren Tagen oder Wochen. Da sich zum letzten Mal 1814 eine geeignete Eisdecke bildete, …
Date: 2023-02-13

Kurier

(686 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
Der K. der Nz. wird heute häufig mit dem Post-Reiter oder dem Boten (Botenwesen) verwechselt. Alle drei – K., Postreiter und Bote – mussten unter dem Diktat der Geschwindigkeit (Schnelligkeit) Distanzen überwinden und Nachrichten überbringen. In der kommunikationshistor. Literatur wird zwischen Post und K.-Wesen klar unterschieden [6]. Der K. war weder Angestellter einer Botenanstalt noch einer Postorganisation, sondern vielmehr »eine Person, welche in wichtigen Angelegenheiten an entfernte Orte versendet wird, umständliche, mündliche oder …
Date: 2019-11-19

Pünktlichkeit

(786 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. AllgemeinP. gehört zu den zeitbezogenen sozialen Regeln, deren Einhaltung starken kulturellen Schwankungen unterliegt. Im Verlauf der Frühen Nz. wurde sie immer stärker mit Präzision (franz. accuratesse) und Verlässlichkeit, Verspätung dagegen mit mangelnder Höflichkeit und fehlendem Respekt assoziiert. Es wäre jedoch verfehlt, die Tugend der P. allein in den Kontext der Sozialdisziplinierung zu stellen, da die Fundamentalprozesse der Steigerung der Arbeitsteiligkeit und der Beschleunigung eine veränderte Wahrnehmung von Zeit bewirkten.Wolfgang Behringer2. Urba…
Date: 2019-11-19

Presse, periodische

(639 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
Unter P. P. versteht man die Publikation von Nachrichten mithilfe der Druckerpresse in regelmäßigen Intervallen. Das Phänomen der Periodizität entstand – von Kalendern abgesehen – erst in zeitlichem Abstand zur Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern um 1450 und war abhängig von der Verregelmäßigung der Nachrichtenübermittlung aufgrund der Fortschritte in der Organisation des Post-Wesens seit der Mitte des 16. Jh.s. Der Begriff P. P. fasst verschiedene Frequenzen der Zeitungs-Publikation zusammen und trägt dem Umstand Rechnung, dass sich die seit dem …
Date: 2019-11-19

Kommunikationsrevolution

(744 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. DefinitionDer engl. Begriff communication revolution wurde in der ersten Hälfte des 20. Jh.s von amerikan. Wirtschaftshistorikern im Hinblick auf die eigene Nationalgeschichte geprägt [3] und seit den 1970er Jahren üblicherweise im Plural gebraucht ( communications revolutions) [7]. Nach der Übernahme ins Deutsche [11]; [9. 2, 51 f.] erfolgte der Versuch, den Begriff im Hinblick auf makrohistor. Prozesse neu zu definieren.Für die Nz. wurden nach dem Vorbild des Konzepts der »Industriellen Revolution« (vgl. Industrialisierung 1.3.) eine Reihe fundamentaler Umwä…
Date: 2019-11-19

Frühe Neuzeit

(2,953 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegriffsdefinitionDie F. N. (engl. early modern period, ital. prima età moderna; im Franz. fehlt ein entsprechender Begriff) ist begrifflich und inhaltlich eine Tochter der Neuzeit und hat mit ihr den Beginn und zahlreiche Merkmale gemeinsam. Dazu gehört als Voraussetzung die konzeptuelle Trias von glorreicher Antike, finsterem Mittelalter und strahlender Nz. – Letzterer zunächst als Wiedergeburt der Antike, dann als Zeitalter der Erfindungen und Entdeckungsreisen, das weit über das Wissen und Können der Alten hinauswächst. In diesem Sin…
Date: 2019-11-19

Schmutz

(903 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegriffSch. ist Materie zur falschen Zeit am falschen Ort, »etwas, das fehl am Platz ist« [5. 52], unerwünschter Überrest (zeitgenössische dt. Begriffe: Abfall, Dreck, Kehricht, Mist, Müll, Schutt, »Unlust« etc.) bzw. Verunreinigung, die durch mangelnde Hygiene sowie durch mechanische, biologische (z. B. Monatsblutung), physikalische oder chemische Prozesse (z. B. Oxydation, Rost) entsteht und einen Organismus oder ein System durch unerwünschte oder schädliche Stoffe kontaminieren kann. Darüber hinaus wird der Begriff in me…
Date: 2019-11-19

Piazza

(1,279 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Begriff und BedeutungswandelIn den ital. Stadtstaaten nahm die P. (ital.; ›Platz‹) spätestens seit dem SpätMA eine öffentliche Bedeutung an, die weit über die bloße Funktion als Markt-Platz hinausging. Der umbaute offene Raum in der Stadt-Mitte war der Ort des öffentlichen Lebens, der polit. Öffentlichkeit der Stadt und ihres Umlandes (ital. contado), das von der Stadt aus beherrscht wurde, also der zentrale Ort der Kommunikation.Die Bedeutung der P. erschließt sich aus dem interkulturellen Vergleich: Nicht jede Zivilisation kannte die Einrichtung des zentralen Platzes als…
Date: 2019-11-19

Selbstzeugnisse

(1,249 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Begriff und GegenstandIm Unterschied zur Autobiographie umfassen S. auch nicht intentional überlieferte Zeugnisse von Individuen; sie greifen also von der bewussten Tradition in den Bereich der »Überreste« (J. G. Droysen) über. Dazu können im Zuge von Verwaltungsakten und Gerichtsverfahren entstandene Dokumente (z. B. Suppliken, Verhörprotokolle, Zeugenbefragungen) ebenso gehören wie Kunst- oder Handwerksprodukte. Zur Entschlüsselung der Sachüberreste sind oft Kenntnisse der Kunst-, Musik-, Literat…
Date: 2019-11-19

Lüge

(880 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Ein Zeitalter der VerstellungWer es aus einer postmodernen Perspektive unternimmt, in der Frühen Nz. Diskurse auf der Grundlage von Texten zu vergleichen, ist verloren [1]. In einer Periode, die durch religiös motivierte Gewalt, absolutistischen Konformitätsdruck und schließlich die Vernunft-Ideologie der Aufklärung charakterisiert war, war es oft notwendig, die eigene Meinung zu verbergen. Als Leitfaden der Interpretation nzl. Texte sollte daher gelten, was Niccolò Machiavelli am 17. 5. 1521 an Francesco Guicciardini schrieb: »Seit langer Zeit habe ich weder…
Date: 2019-11-19

Knappheit

(730 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegriffWährend K. in der modernen Wirtschafts-Theorie einen Zustand im Prozess der Preisbildung beschreibt, folgt die Gütermenge in traditionalen Gesellschaften nicht allein der Logik des Marktes. Vielmehr kann man K. als chronischen Zustand beschreiben, den man aus der Logik der Agrarverfassung, den geringen Ertragsziffern der Landwirtschaft und den gesellschaftlichen Vorstellungen von der Verteilung der Güter erklären kann. Wolfgang Behringer2. KnappheitskrisenDass das vormoderne Europa immer wieder von schweren agrarischen Versorgungskrisen (Hungerkrisen un…
Date: 2019-11-19

Netzwerk

(759 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
Das Konzept des N., wie es von der Soziologie des ausgehenden 20. Jh.s entwickelt wurde [8], kann auch auf frühere Epochen angewendet werden und als Gradmesser der Strukturentwicklung bei der Organisation des Alltags dienen [7]. Unterschieden werden muss zwischen (1) N., die sich auf Personen oder Institutionen stützen, und (2) materiellen Formen der Infrastruktur, welche die Kommunikation insgesamt auf eine neue Grundlage stellten und Medienrevolutionen bewirkten [2]. Dabei kann nochmals zwischen organisatorischen und strukturell-materiellen Ebenen unterschi…
Date: 2019-11-19

Mercuries

(932 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Begriff und HerleitungAls M. wurden im 17. Jh. die politischen Zeitungen bezeichnet, da sie v. a. in England meist den Namen des röm. Götterboten Mercurius im Titel trugen. Während in den 1620er Jahren der Begriff coranto üblich war, dominierten dort seit 1641 Merkur-Titel so sehr, dass periodische Zeitungen summarisch als M. bezeichnet wurden. Erst nach der Restauration ab 1660 etablierten sich daneben die gazettes und nach den 1690er Jahren Zeitungstitel, die direkt auf das Post-Wesen Bezug nahmen (Postzeitung).In der internationalen Forschung wird die Einführung d…
Date: 2019-11-19

Aviatik

(1,171 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
A. ist die Fähigkeit, sich mit Hilfe von Flügeln bzw. Tragflächen in der Luft zu halten, die Kunst also, nach Art der Vögel (lat. avis) zu fliegen. Bereits in der ma. Chronistik gibt es immer wieder Nachrichten über Individuen, die versuchten, den Vogelflug nachzuahmen. Solche »Flüge« von hohen Türmen endeten meist tragisch. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jh.s besitzen wir vermehrt Nachrichten von Flugversuchen, die durch ihre Detailfülle an Glaubhaftigkeit gewinnen, wie im Fall des Giovanni Battista Danti (ca. 1477–1517), der 1496 Flugversuche am Trasimenersee und sc…
Date: 2019-11-19

Sport

(6,247 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegrifflichkeitDer heutige Begriff S. geht auf das bereits in der Frühen Nz. gebräuchliche engl. Wort sport zurück, das sich vom anglo-normannischen se desportes (franz. se deporter, »sich vergnügen, zerstreuen«) herleitet. Es ging also um Aktivitäten, mit denen man sich die Zeit vertreibt. Im Deutschen wurden diese in der Frühen Nz. unter dem Begriff »Kurzweil« verbucht (Vergnügung). Neben körperlichen Wettkämpfen [1] und Leibesübungen (lat. exercitia corporis) umfasste der S. auch Tierkämpfe (engl. blood sports) sowie kompetitive Spiele aller Art, darunter auch die…
Date: 2021-07-29

Pallamaglio

(836 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
P. gehörte zu den populärsten Ballspielen der Frühen Neuzeit, gleich nach dem Spiel mit dem kleinen Ball, dem jeu de paume bzw. kaetsspiel (aus denen das Tennis hervorging), dem Faustballspiel mit dem großen, aufblasbaren Ball ( pallone), sowie dem Fußball. P. war ein Schlagballspiel, bei dem eine Kugel (ital. palla) mit dem hölzernen Hammer ( maglio) getrieben wurde. Es erforderte eine sehr lange, gerade Spielfläche, an deren Ende ein kleines eisernes Tor stand. Ziel war es, den Ball mit möglichst wenigen Schlägen ins Tor zu bringen. Der ital. Begr…
Date: 2019-11-19

News Book

(706 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Begriff und EntstehungMit dem Begriff N. B. werden in der engl. Forschungsliteratur Bücher bezeichnet, in denen Zeitungs-Meldungen am Jahresende systematisch gebunden präsentiert wurden [4]. Während manche Autoren davon ausgehen, dass diese Textgattung erst in den 1640er Jahren entstanden sei [7. 5], bezeichnen andere die wöchentlichen Londoner corantos der 1620er Jahre als » the first N. B.« [5]. Dem engl. N. B. entspricht das »Zeitungs-Buch« – diesen Begriff verwandte der an England orientierte Hamburger Verleger Georg Greflinger, als er Ende des Jahres 1665 de…
Date: 2019-11-19

Landespost

(877 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. DefinitionDie L. war eine für das Alte Reich charakteristische Form des Post-Wesens, die sich im Gegensatz zur Reichspost nur auf einzelne fürstliche Territorien bzw. Länder erstreckte. Die Konkurrenz zwischen den beiden war eine Folge der dualistischen Struktur des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und des Übergangs der meisten Regalien an die Landesfürsten. In Reichen oder Monarchien mit starker Zentralgewalt – dem Osmanischen Reich, China (Chinesische Welt), Russland (Russländische Welt), England,…
Date: 2019-11-19

Straßburger Relation

(865 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Begriff und Bedeutung Relation aller Fürnemmen und gedenckwürdigen Historien war der Titel der weltweit ersten jemals gedruckten periodischen Zeitung: neben der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern die Inkarnation der frühnzl. Medienrevolution in der Frühen Nz. Die Aktualität der Neuigkeit (Aviso) verknüpfte der Drucker der R. bewusst mit der Nachhaltigkeit des Buchdrucks. Wie bereits der Erfinder der Messrelation war er nicht an Sensationen interessiert, sondern an seriöser Berichterstattung und D…
Date: 2019-11-19

Sonnenuhr

(1,142 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. AllgemeinObwohl es die scheinbare Einfachheit der Konstruktion nicht sofort vermuten lässt, ist die S. kein Chronometer (Uhr), sondern ein astronomisches Instrument, das den Stand der Sonne zur Berechnung der geographischen Breite eines Ortes sowie zur Anzeige der Mittagszeit (Sonnenhöchststand), der Tages- und der Jahreszeit in Abhängigkeit von der Sonnendeklination, den Äquinoktien, Solstitien (Sonnwenden) und der Ekliptik nutzt. Ihre Gestaltung wurde durch Kenntnisse der Astronomie und künstlerische bzw. zeittypisc…
Date: 2019-11-19

Aeronautik

(1,177 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegriffDer Begriff bedeutet wörtlich »Fahren mit dem Schiff (lat. nautare) durch die Luft« (lat. aer). Bereits Vertreter der aristotelischen Physik des 14. Jh.s (Albert von Sachsen und Nicole d’ Oresme) hatten, möglicherweise angeregt von mythischen Berichten, auf die Möglichkeit hingewiesen, dass nach der geltenden Elementelehre ein mit Feuermaterie gefülltes Schiff auf dem Meer der Luft fahren könne. Die Flugdiskussionen des 15. und 16. Jh.s orientierten sich dann aber ganz am Prinzip der Aviatik. Erst im…
Date: 2019-11-19

Heizen

(1,155 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. AllgemeinDie Notwendigkeit des H. variiert nach geographischer Breite; seine praktische Ausformung unterliegt großen regionalen und histor. Variationen. In den Kältejahren der Kleinen Eiszeit (ca. 1300–1900; insbes. 1560–1710) stellte sich die Notwendigkeit ausreichenden H. dringlich. Die Hypothermie, unter der die Armen litten, wenn das Brennmaterial (Holz, Torf, Holzkohle, in England schon Steinkohle) zu teuer wurde, trug zur Anfälligkeit für Krankheiten bei [3. 430 f., 456f.]. Im Zuge der allgemeinen kulturellen Entwicklung wurden die Standards des H.…
Date: 2019-11-19

Postordnung

(643 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
P. waren in der Frühen Nz. ein wichtiges Instrument der Standardisierung, das zusätzlich zur Normierung von Distanzen und Zeiteinheiten auch deren Kalkulation in Geld sowie das Verhalten im Kommunikationsraum – sowohl der Funktionäre der Post als auch ihrer Kunden – regulierte. Oberstes Ziel der P. war das reibungslose Funktionieren der hoch arbeitsteiligen Reit- und Fahrposten, auf denen bis zur Einführung der Eisenbahn das europ. Kommunikations-System basierte.Während eine angebliche franz. P. des ausgehenden 15. Jh.s als spätere Fälschung erkannt wurde [5], begann die t…
Date: 2019-11-19

Messrelation

(895 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Begriff und EntstehungDie M. war eine neue Textgattung des 16. Jh.s, die zur Entwicklung einer politischen Öffentlichkeit beitrug: Nachrichten-Bücher (News Book), die für den Herbsttermin der Frankfurter Buchmesse, wenig später auch zum Ostertermin – also zweimal jährlich –, produziert wurden. Die M. knüpften nicht an das Genre der »Newen Zeitungen« an, sondern beförderten geschriebene Zeitungen (Aviso) von seriösen Korrespondenten oder Agenten (Nachrichtenagentur) zum Druck. Wie die Fuggerzeitungen zeichneten sie sich durch gehobenen Stil und V…
Date: 2019-11-19

Ballhaus [Hinzugefügt 2021]

(3,037 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. AllgemeinesEine wichtige Stufe der Institutionalisierung des Ball- Sports waren Gebäude, die eigens für das Ballspiel gebaut wurden [21]. Meistens, aber nicht immer, dienten sie dem Tennis-Spiel. Vorläufer dieser Sporthallen kann man in den Rittersälen in spätma. Schloss-Komplexen sehen, etwa in Brüssel oder Prag, die zum Waffentraining oder für Fuß-Turniere, im Prinzip aber auch für Ballspiele genutzt werden konnten [2. 93f.]. Reine B. (von ital. balla; »Ball«), die man zur Unterscheidung von Tanzhäusern (ital. ballare; »tanzen«) auch Ballspielhäuser nennen kann, …
Date: 2021-07-26

Reichspost

(789 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
Obwohl das mitteleurop. Post-Wesen keine Institution des Alten Reiches war, wurde es doch von Anfang an als kaiserlich empfunden. Ursache dafür war, dass der dt. König Maximilian I. (ab 1508 Kaiser) noch zu Lebzeiten seines Vaters, Friedrichs III., 1490 die lombardische Postbetreiberfamilie der Tassis/Taxis nach Innsbruck holte. Als die Post im frühen 16. Jh. zu einer öffentlichen Einrichtung wurde, erfolgte die Finanzierung bereits über Maximilians Sohn, Herzog Philipp den Schönen von Burgund. Die Zentrale des kaiserlichen Postwesens befand sich seit 1501 in Brüssel. Daran ä…
Date: 2019-11-19

Fuggerzeitung

(858 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Begriff und ÜberlieferungssituationAls F. wird eine Sammlung in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s verfasster Briefe mit Berichten und Meldungen ökonomischen wie politischen Inhalts bezeichnet, die an das Augsburger Handelshaus Fugger gesandt wurden. Mit 27 erhaltenen Bänden solcher Zeitungs-Briefe aus ganz Europa sind die F. die umfangreichste Sammlung dieser Art. In einem beim Tode Octavian Secundus Fuggers (1600) verfassten Inventar werden sie als »allerlay geschribne Zeitungen teutsch und welsch de anno 1569 bis anno 1599 alle in weiß Pergamen …
Date: 2019-11-19

Postzeitung

(1,058 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Begriff Unter P. versteht man eine durch den Inhaber eines Postamtes (Postmeister) herausgegebene gedruckte periodische Zeitung. Nach ersten titellosen Zeitungen begegnet der Begriff zuerst um 1621 im Titel der Unvergreifflichen continuierenden Post Zeittungen des Frankfurter Reichspostmeisters Johann von den Birghden. Mit der P. trat im Presse-Wesen erstmals eine Trennung von Verleger und Drucker auf; Postmeister kamen leichter an Informationen heran und verfügten als Strukturvorteil ohne Zusatzkosten über den Distributionsweg der Post.Das Erfolgsmodell der P. …
Date: 2019-11-19

Bier

(2,136 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. KonsumWährend in Südeuropa und in Frankreich in der Nz. der Wein-Konsum überwog, gehörte im Norden und Osten des Kontinents der B.-Konsum zu den Grundkonstanten des Alltagslebens (Alltag). B. galt hier als Grundnahrungsmittel und – stärker eingebraut – als Fastenspeise [1]. Seit dem SpätMA vollzog sich im mitteleurop. Raum ein tiefgreifender Wandel im Konsum-Verhalten, in dessen Verlauf der Wein als Alltagsgetränk durch B. ersetzt wurde. Voraussetzung dafür war ein technischer Innovationsprozess, infolgedessen sich der Hopfen als B.-Würze allgemein durchsetzte und …
Date: 2019-11-19

Kommunikation

(6,372 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegriffAllgemein versteht man unter K. (lat. communicatio, »Mitteilung«) alle möglichen Formen des Austauschs innerhalb von und zwischen Systemen. Von der Biologie bis zur Soziologie wurden wiss. Konzepte entwickelt, doch nicht einmal innerhalb der Gesellschaftswissenschaften sind diese kompatibel. Die Geschichtswissenschaften haben sich dem Thema der K. spät zugewandt.K. findet im Mikrobereich ebenso statt wie in der Makrohistorie. In histor. Perspektive sind die Einführung neuer Medien der K. und die strukturellen Auswirkungen ihrer spe…
Date: 2019-11-19

Ortszeit

(705 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
Die O. ist die auf den Meridian des Beobachtungsortes bezogene, für alle Orte gleicher geographischer Länge gleiche Zeit. Die »wahre O.«, wie sie etwa von einer Sonnenuhr angezeigt wird, wird täglich durch die Kulmination der Sonne festgelegt und schwankt im Rhythmus der Zeitgleichung. Während die »mittlere O.«, also die unter Einbeziehung der Ekliptik und der elliptischen Form der Erdbahn errechnete Sonnenzeit, noch keine praktische Rolle spielte, fiel mit der Beschleunigung der Kommunikation um 1800 die Abhängigkeit der O. vom geographischen Längengrad bereits ins Gewicht.Di…
Date: 2019-11-19

Alltag

(7,088 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Theoretische Aspekte 1.1. Alltag als historische SchlüsselkategorieA. ist gleichzeitig eine universelle und eine partikulare Kategorie. Sie umfasst die materiellen Gegebenheiten und deren subjektive Wahrnehmung und Interpretation in Denken und Fühlen (Mentalität) sowie die wiederkehrenden Routinen des Verhaltens (Ritual, Spiel, Sport), ggf. verdichtet zum Habitus (Ehre, Fest, Volkskultur), sowie im weiteren Sinn die Medien der Wahrnehmung und die Symbolsysteme (u. a. Sprache, Religionen, Kunst, Kultur, Wissen). Das A.-Wissen erstreckt …
Date: 2019-11-19

Beschleunigung

(1,186 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
Bei ersten Versuchen, B. als »histor. Erkenntniskategorie« zu etablieren, wurde auf die Jahre um 1800 hingewiesen, die von manchen Historikern als »Achsenzeit« begriffen werden [4. 368 f.]. Mittlerweile wird hingegen die gesamte Frühe Nz. als eine Periode betrachtet, in welcher die Geschwindigkeit des Lebens zunahm. Dabei könnte man zunächst an die schnelllebigen 1520er Jahre (die Zeit der Religionskriege), die revolutionären 1640er Jahre, oder an die »atlantischen« Revolutionen am Ausgang des 18. Jh.s denken, in denen rasch wechselnd…
Date: 2019-11-19

Periodizität

(783 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegriffIm Unterschied zu den zyklischen Erscheinungen der Natur (vgl. Zyklizität) versteht man unter P. die künstliche Erzeugung eines Rhythmus, der mit gleichmäßigen Impulsen auf den Alltag Einfluss nimmt und als Taktgeber gesellschaftlicher Prozesse unabhängig von astronomischen Erscheinungen und kürzer als in Jahresfrist fungiert. P. wird üblicherweise mit der periodischen Presse assoziiert, doch liegt deren P. in der frühnzl. Konfiguration der Kommunikation begründet.Wolfgang Behringer2. Der »annus mirabilis« des Kommunikationswesens1534 war der annus mirabi…
Date: 2019-11-19

Turnen

(864 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Begriff T. ist ein von Friedrich Ludwig Jahn im frühen 19. Jh. geprägter, ideologisch belasteter Begriff (Turnerbewegung 1.); schon die Entsprechung in anderen Sprachen (engl. gymnastics, ital. ginnastica usw.) zeigt, dass die darunter subsumierten Sport-Arten auf eine lange Tradition zurückblicken können. Im Einzelnen geht es um das Boden- und Geräte-T., das Voltigieren sowie um akrobatische und allgemein gymnastische Übungen. Heute zählen der Dt. Turner-Bund und die Fédération Internationale de Gymnastique außerdem Tanzen, Ballspiele, Mehrkämpfe, Wandern und…
Date: 2021-07-29

Bibliotheca Magica

(1,065 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Vorgeschichte des AberglaubendiskursesDas Projekt einer B. M. (»Magischen Bibliothek«) gehört in den Kontext des Kampfes zwischen Wissenschaft (Wissen und Wissensideale) und Aberglaube. Ausgehend von Christian Thomasius, der 1696 als Gutachter noch die Hinrichtung einer Hexe befürwortet hätte, wenn er von Kollegen nicht zurückgehalten worden wäre, wurden zu Beginn des 18. Jh.s frühere Debatten über Hexerei gezielt für politische Zwecke aufbereitet (Abschaffung der Hexenprozesse und der Folter). Der Jurist Johann Reiche, von Thomasius mit der ei…
Date: 2019-11-19

Schlitten

(796 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
Die Sch. (mhdt. slite; ital. slitta; engl. sleigh, sledge, slide, sled; schwed. släde) genannten Kufenfahrzeuge dienten in der Frühen Nz. weniger dem Hinabgleiten auf Abhängen (Rodel-Sch.) als dem Transport von Personen oder Sachen bei geschlossener Schnee- oder Eisdecke. Dies schloss aber die Verwendung zum Sport nicht aus. Sch. waren bis nach Norditalien verbreitet, weil in der Periode der Kleinen Eiszeit die Winter oft lang und andere Fortbewegungsformen außerhalb der Städte kaum möglich waren. Sch. wurden mit Muskelkraft von Menschen oder Tieren gezogen. Je nach Nutzer wu…
Date: 2019-11-19

Luftfahrt

(731 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Entwicklung der TheorieBereits im 14. Jh. wurde auf der Basis der aristotelischen Physik mehrfach logisch geschlossen, dass der sublunare Luftraum mit Schiffen befahrbar sein müsste. Das Prinzip der Luftschifffahrt (Aeronautik) wurde mangels Umsetzungsmöglichkeiten im 15. Jh. durch Versuche verdrängt, den Flug nach Art der Vögel zu verwirklichen (Aviatik, mit Abb.). Zu Beginn des 16. Jh.s wies Leonardo da Vinci in seinem Manuskript Sul volo degli uccelli (1505; »Über den Vogelflug«) darauf hin, dass es dazu einer starken Antriebskraft bedürfe und dass di…
Date: 2019-11-19

Ballspiel

(1,052 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Erziehungsideal Seit der Renaissance versuchten humanistische Pädagogen, die Liebe zu B. in antiken Traditionen zu begründen (z. B. bei Galen), doch ist die moderne Begrifflichkeit von german. ball (ital. palla), nicht von lat. pila abgeleitet. Humanistische Pädagogen und Prinzenerzieher des 15. Jh.s wie Vittorino da Feltre oder Guarino da Verona adelten die B., indem sie sie neben die ritterlichen Übungen stellten. Mit Baldassare Castigliones Hofmann (Cortegiano, 1528) wurden sie in den Olymp der Adelserziehung erhoben: B. zielten auf das Herz des Erziehungsidea…
Date: 2021-07-29

Tierverwandlung

(1,038 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. DefinitionDas Motiv der T. ist nicht nur in Märchen und Mythen verbreitet, sondern spielte auch im europ. Volksglauben und in der christl. Theologie bis in die Frühe Nz. hinein eine Rolle. Gestützt wurde die Idee einer durch Zauberkraft, göttliche Fähigkeit oder göttliches Verhängnis bewirkten physischen Verwandlung von Männern oder Frauen in Tiergestalt seit der Renaissance durch die Rezeption antiker Texte, etwa der Metamorphosen von Ovid und von Apuleius. Obwohl diese fiktionale Texte sind, wurden sie bis ins 17. Jh. als Beleg für die Möglichkeit der T. angeführt.Wolfgang B…
Date: 2019-11-19

Weltzeit

(696 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BedeutungUnter W. versteht man eine auf dem ganzen Planeten Erde geltende Zeit in Abhängigkeit vom Umlauf der Erde um die Sonne. Auf der Washingtoner Meridiankonferenz 1884 einigte man sich außer auf den Nullmeridian durch das engl. Greenwich auch auf die Greenwich Mean Time ( GMT) als erste allgemein gültige W. (s. u. 2.).Diese durch astronomische Messungen bestimmte mittlere Ortszeit des durch die Sternwarte von Greenwich führenden Meridians wurde 1928 in Universal Time umbenannt; seit 1972 verwendet man als W. die durch Atomuhren dargestellte Universal Time Coordinated ( UTC…
Date: 2019-11-19

Herausforderung

(845 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. DefinitionDie H. war eine ritualisierte Form (Ritual) der privaten »Kriegserklärung«, mit der im Alltag die Bereitschaft von Konkurrenten zur Verteidigung ihrer Ehre getestet wurde. Sie war im nzl. Europa eine grundlegende Form des Austragens interpersonaler Konflikte und der sozialen Kontrolle. Quellen finden sich in einer Unzahl von Prozessen vor den herrschaftlichen Nieder-Gerichten.In lokalen Weistümern [7. 58–60], Dorfordnungen und Polizeiordnungen wurde die H. entweder unter »Freveln, Schlaghandlungen und Injurien« (Hochstift Augsburg 1534) [1. Bd. 1, 199f.] …
Date: 2019-11-19

Karneval

(1,114 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegriffK. leitet sich von lat. carnislevamen bzw. ital. carnelevare (»Fleischwegnahme«) oder schlicht von der lat. Scherzformel carne vale (»Fleisch lebe wohl«) ab und bedeutet den Abschied von allen »fleischlichen« Genüssen zu Beginn der Fastenzeit. Die Bezeichnung K. ist in roman. Sprachen, im Englischen ( carnival) und seit dem 17. Jh. im Rheinland verbreitet. Im übrigen dt. Sprachraum sind »Fastnacht« oder »Fasnet« gebräuchlich, bayer. und österr. »Fasching« (von mhdt. »vast-schanc«, dem letzten Trunk vor der Fastenzeit).Wolfgang Behringer2. Bedeutung im Kirchen…
Date: 2019-11-19

Feen

(788 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
Der Begriff F. leitet sich über das Französische von vulgärlat. fata (»Schicksalsgöttin«; fatum = Schicksal) ab. Die F.-Vorstellung, in die antike und indoeurop. Traditionen eingegangen sind, besitzt die intensivste Überlieferung in der kelt. Literatur, wo im Umkreis der Artussage die Fee Morgaine (von hier die »Fata Morgana«) ihre bekannteste Ausprägung darstellt. Das bereits bei G. Chaucer ( Canterbury Tales) im 14. Jh. aufscheinende F.-Thema wurde im 16. Jh. von neuem entdeckt und von E. Spenser ( The Faerie Queene) und Shakespeare ( A Midsummer Night's Dream) verarbeitet. Im E…
Date: 2019-11-19

Aktualität

(1,092 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. AnfängeDie A. von Informationen war seit der Renaissance in steigendem Maße ein Erfordernis der Politik und des sich entwickelnden Handelskapitalismus. Dies führte zur Ausbildung von arbeitsteiligen Systemen der professionellen Übermittlung von Nachrichten. Städte, Höfe, Klöster und Kaufleute stellten Boten ein (Botenwesen). Reiterstafetten wurden nach Ausweis der Quellen erstmals von Herzog Giangaleazzo Visconti (reg. 1395–1402) in Mailand eingeführt. Dort haben sich erste Überreste jener »Stundenzettel« erhalten, mit denen die Geschwindigkeit der Nachri…
Date: 2019-11-19

Bulldogge/Bulldog [Hinzugefügt 2018]

(2,135 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. Zucht von BulldoggenBei der B. (engl. bulldog) handelt es sich um einen massigen und muskulösen Kampfhund nach dem Typ der Molosser [22. 251f.]. Diese Hundegattung war von den Römern in Britannien eingeführt und durch Zucht weiterentwickelt worden ( Tierzucht). Welche Rolle dabei einheimische Rassen spielten, ist so umstritten wie die Annahme, dass sich der Begriff Mastiff von lat. mixtivus (»Mischling«) ableitet [4].Die erste umfassende Klassifikation von Hunden in fünf Sektionen durch John Caius behandelt in der vierten Gruppe die canes rustici (»bäuerliche Hun…
Date: 2021-06-18

Weihnachten

(1,013 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BedeutungW. (wörtlich »geweihte« oder »heilige Nacht«) bezeichnet den Vorabend des Festes der »Geburt des Herrn« (lat. nativitatis Domini, natalis Domini). Seit 354 wird es am 25.12. gefeiert, vermutlich zwecks Verdrängung des Geburtstagsfestes des heidnischen Gottes Sol Invictus. Die W.-Liturgie ist geprägt vom Dank für die Geburt Jesu Christi und die damit verbundene christl. Hoffnung auf Erlösung.Wolfgang Behringer2. KirchenjahrNeben dem Osterzyklus spielt der W.-Zyklus eine herausragende Rolle im Kirchenjahr. Dem Fest gehen vier Sonntage voraus, die auf die Ankunft…
Date: 2019-11-19

Aviso

(761 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
A. (Pl. Avisi) ist ein Begriff des Kommunikationswesens, der im 16. Jh. aus dem Ital. ( avviso: Nachricht, Warnung, Ratschlag) in andere europ. Sprachen übernommen wurde. Er nahm bald in der Bedeutung »Begleitbrief« eine Schlüsselrolle im Postwesen (Post) ein und sollte sich im frühen 17. Jh. auch im neuen Medium der periodischen , gedruckten Zeitung im Sinne von »Nachrichten« einbürgern, bis er durch eine jüngere Begrifflichkeit überlagert wurde. Da das Postwesen durch die Familie de Tassis (seit 1651 Thurn und Taxis) nach Österreich, Deutschland, d…
Date: 2019-11-19

Schnelligkeit

(948 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. AllgemeinZum Thema Sch. (die in der Moderne als Gegensatz von Langsamkeit einen Wert an sich darstellt, etwa in Arbeitswelt, Kommunikationswesen oder Sport), bot Zedlers Universallexikon 1743 nur Bibelzitate an; der Artikel »Geschwindigkeit« (1735) hingegen ist von einem Physiker verfasst, der seinen Gegenstand durch die Formel v = s/t definiert: Als Beispiel dient der Lauf zweier Boten, von denen einer eine Meile in einer Stunde, der andere in zwei Stunden zurücklegt. Sch. spielte in der Frühen Nz. jedoch bereits in denselben Bereichen wie heute eine Rolle.Wolfgang Behringe…
Date: 2019-11-19

Glocke

(942 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang
1. BegriffDer dt. Begriff G. leitet sich wie irisch cloch, fläm. klok, schwed. klocka, franz. cloche und vermutlich auch russ. kolokal vom mlat. clocca her. Ob dieses auf ein kelt. clocc zurückgeht, ist umstritten. Möglicherweise ist der Begriff lautmalend wie engl. bell oder lat. tintinnabulum (»Klingel«; »Schelle«).Wolfgang Behringer2. Guss und AufhängungDer G.-Guss als bevorzugte Herstellungsform reicht bis in die vorderasiat. Bronzezeit zurück. Er verbreitete sich seit dem 6. Jh. in ganz Europa, im Bereich der byz. und der russ. orthodoxen …
Date: 2019-11-19

Auge

(1,295 words)

Author(s): Stolleis, Michael | Behringer, Wolfgang
In der platonischen Naturlehre (Platonismus) und in der Medizin des ant. Arztes Galen (Humoralpathologie) war das Sehen ein aktiver Vorgang. In den A. glühte kaltes Feuer, dessen Strahlen von den A. zu den Gegenständen ausgesandt wurden. Wie in Indien oder Arabien war auf dieser Grundlage auch in Europa die Vorstellung verbreitet, optische Wahrnehmung (Optik) entstehe dadurch, dass der vom A. ausgehende Strahl den Gegenstand beleuchte. Im Zusammenhang damit standen Vorstellungen vom scharfen Blick, mit dem best…
Date: 2019-11-19

Rhythmus

(2,330 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang | Tischer, Matthias
1. Natürliche Rhythmen 1.1. DefinitionDer Rh. (von griech. rhythmós, »Fließen«, »Gleichmaß«) als gleichmäßig gegliederte Bewegung bzw. regelmäßige Wiederkehr bestimmter Merkmale ist ein wesentliches Element zur Gliederung von Zeit. Er gliedert astronomische oder »natürliche« (u. a. Jahreszeiten), physikalische (u. a. Pendel), biologische (u. a. Zellteilung, Herzschlag, Atmung), psychische (psychische Abläufe in Kongruenz zur Biorhythmik) und kulturelle Prozesse (vgl. Periodizität). Darüber hinaus ist er ein grundlegendes …
Date: 2019-11-19

Rathaus

(1,863 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang | Albrecht, Stephan
1. Allgemein Das R. (lat. domus consulum, ital. palazzo pubblico, franz. hôtel de ville, engl. town hall) setzt die Entstehung einer städtischen Selbstverwaltung (lat. consules; Rat) in Abgrenzung vom königlichen, bischöflichen oder adligen Stadtherrn voraus, wie sie in Europa seit dem hohen MA zu beobachten ist.R. als Ausdruck städtischen republikanischen Selbstbewusstseins traten erstmals im 13. Jh. in Nord- und Mittelitalien auf und verbreiteten sich in der Zeit der Renaissance (ca. 1300–1600) nach Norden. Repräsentative R. waren insbes. in Gebieten mit hoher städ…
Date: 2019-11-19

Drohung

(899 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang | Naphy, William
1. Drohung im RechtIm Bereich des Strafrechts bedeutete D. das Inaussichtstellen eines Übels, dessen Verwirklichung vom Verhalten des Bedrohten abhing. Diese Form der Nötigung oder Erpressung gehörte in der Nz. zum Tatbestandsmerkmal verschiedenster Verbrechen, z. T. mit direktem sprachlichen Niederschlag wie bei der »Notzucht« (Vergewaltigung), aber auch bei Raub oder Mord, gegen welche jede Form der Notwehr zulässig war [3. Art. 139–145]. D. spielten auch bei Verbrechen, die dem Landfriedens-Bruch subsumiert wurden, oder bei politischen Verbrechen wie…
Date: 2020-11-18

Gefühl

(2,424 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang | Leppin, Volker
1. Allgemein 1.1. Probleme der DefinitionUnter »Fühlen, Gefühl« verstand noch Zedlers Universallexikon in der Mitte des 18. Jh.s »einen der fünf äußerlichen Sinne, der sich über den ganzen Leib ausbreitet« [1], also den Tastsinn (lat. tactus). Emotionen wie Liebe, Eifersucht, Neid, Melancholie oder Traurigkeit, die man heute unter dem Begriff G. subsumieren würde, werden hingegen als »Gemüths-Neigung«, als »Gemüths-Beschaffenheit« oder als »Gemüths-Bewegung« beschrieben.G. sind tief in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit verankert. Sie sind als Grun…
Date: 2020-11-18

Zeit

(9,215 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang | Busche, Hubertus
1. AllgemeinesEtymologisch hängt das dt. Wort Z. mit tide zusammen, dem Wechsel der Gezeiten. Sie ist also anthropozentrisch konstruiert und spiegelt die Wahrnehmung der zyklischen oder linearen Veränderung der äußeren Welt wider. Wie beim lat. tempus oder dem engl. time (vgl. franz. temps, ital. tempo) ist eine begrenzte Z., ein Z.-Abschnitt gemeint. Zedlers Universal-Lexicon definiert Z. als »eine gewisse und determinierte Verweilung der Gestirne in ihrem Lauffe, wornach das Seyn und Dauern anderer Dinge gemessen wird« [2. 725].Vielfach wurde die Z. bildlich dargestell…
Date: 2020-11-18

Hexe

(5,399 words)

Author(s): Krampl, Ulrike | Behringer, Wolfgang | Schwerhoff, Gerd
1. Begriff und Hauptcharakteristik der neuzeitlichen HexeAls H. bzw. Hexer werden Menschen bezeichnet, denen von ihrer sozialen Umwelt die Fähigkeit zugeschrieben wird, aufgrund ihrer verborgenen (»magischen«) Kenntnisse und/oder ihrer Verbindung mit übernatürlichen Mächten Schaden an Mensch, Tier und menschlicher Gemeinschaft zu verursachen. H. als Personifikation des Bösen sind im christl. Europa ebenso bekannt wie im vorkolonialen und modernen Afrika und Amerika oder auch im klassischen (China) und gegenwärtigen Asien. Dab…
Date: 2019-11-19

Fluchen

(1,943 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang | Doliva, Lydia | Lippert, Maximilian
1. Definition und ÜberblickNach der Definition in Zedlers Universal-Lexicon ist F. »eine Rede, wodurch wir jemanden was böses anwünschen [sic]« [1. 1337]. Tatsächlich sind Segnen (lat. benedicere) und F. (lat. maledicere) verwandt; beide beruhen auf dem Glauben an die Macht des Wortes, insbes. wenn es von befähigten Personen unter Beachtung bestimmter Formeln und Riten eingesetzt wird. In diese Kategorie gehören sog. Fluchpsalmen und Fluchmessen. F. steht in kontrapunktischer Position zum Gebet, welches an Gott gerichtet ein…
Date: 2021-06-18

Kalender

(5,150 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang | Schostak, Désirée | Messerli, Alfred | Sieglerschmidt, Jörn
1. Begriff Der Begriff K. leitet sich vom ersten Tag des Monats im alten Rom (lat. Kalendae) ab; über lat. calendarium (»Schuldbuch«) übertrug er sich später auf die Zeitrechnung insgesamt. Basis aller bekannten K. sind der Wechsel von Tag und Nacht, die sich wiederholenden Mondphasen (»Mond« = Monat) und der Lauf der Jahreszeiten im Sonnenjahr.Wolfgang Behringer2. Zeitrechnung: Frühe AusprägungenAstronomische Erscheinungen (Astronomie) bestimmen kulturübergreifend die Zeiteinheiten Jahr, Monat und Tag. Durch astronomische Beobachtung und Berechnungen, e…
Date: 2021-06-18

Fest

(8,113 words)

Author(s): Behringer, Wolfgang | Kranemann, Benedikt | Leppin, Volker | Petzolt, Martin | Rode-Breymann, Susanne | Et al.
1. Allgemein 1.1. AnlässeF. (von lat. festus, »feierlich«, »festlich«) unterbrechen die Routine des Alltags, zu dem sie als zeitlich und räumlich begrenzte »Anti-Struktur« in Gegensatz stehen und dessen strukturierender Bestandteil sie sind [21]. In der Nz. markierten F. die Phasen natürlicher, sozialer oder individueller Zeitfolgen, die entweder zyklischer oder serieller Natur sein konnten: Ersteres z. B. beim landwirtschaftlichen Jahreszyklus, dem ökonomischen Zyklus, dem Kirchenjahr mit seinen wiederkehrenden Heiligentagen und Jahrmärkten, Letzteres z. B. bei…
Date: 2019-11-19
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