Author(s):
Jüngel, Eberhard
[English Version] . Der Ausdruck P. (περιχω´ρησις/perichō´rēsis), urspr. in der Tanzkunst (περιχωρει˜n̆ κυ´κλῳ/perichōrei´n ky´klō, »einander umtanzen«) heimisch, bez. als Reflexionsbegriff die wechselseitige Durchdringung, Partizipation und Vereinigung unterschiedener und unterschieden bleibender Größen. Während bei Anaxagoras (DK, Frgm. B 59, 13f.) P. noch die Umdrehung meint, welche Scheidung (in Polaritäten wie hell– dunkel, kalt–warm, Geist–Körper) bewirkt, wird in der Stoa und im Neuplatonismus das innige Verhältnis von Leib und Seele als ein perichoretisches Verhältnis im Sinne gegenseitiger Durchdringung gekennzeichnet. Die christl. Theol. bringt mit dem Begriff der P. (1.) christologisch die intensive personale Einheit (unio personalis) der nach ihrer Vereinigung (unitio personalis) unterschieden bleibenden göttlichen und menschlichen Natur Jesu Christi (Zwei-Naturen-Lehre) und (2.) trinitätstheol. (Trinität) die konkrete Einigkeit des in der Selbstunterscheidung von Vater, Sohn und Geist lebendigen göttlichen Seins zum Ausdruck. In beiden Fällen geht es um die strengstmögliche begriffliche Darstellung der intensivsten Communio und Communicatio, als die und in der Gott Gott ist (trinitarische P.) und in der und als die Gott Mensch ist (christologische P.). Als P. ereignet sich das in sich distinkte Sein Gottes und das des Gott-Menschen so konkret, daß es – über die allg. Einsicht, daß Sein immer Zusammensein, Leben immer Zusammenleben bedeutet, hinaus – zum intimsten Ineinandersein kommt. Als Schriftgrund für das mit dem nichtbibl. Terminus Ausgesagte gelten in christologischer Hinsicht Joh 1,14; Hebr 2,14 und Kol 2,9 und in trinitarischer Hinsi…