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Reuter

(304 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Reuter, Hermann (31.8.1817 Hildesheim – 17.9.1889 Kreiensen). 1837 begann R. in Göttingen das Studium der ev. Theol., das er 1838 in Berlin mit Historie und Philos. verband. Enger freundschaftlicher Austausch mit dem später berühmten Juristen Rudolf v. Ihering und hohe Aufmerksamkeit für den polit. Historismus der Allgemeinhistoriker bestärkten ihn in einer »hist. Methode«, die keinerlei Differenz zw. sog. Profanhist…

Religionskongresse

(691 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Der Begriff R. bez. zumeist mehr oder minder regelmäßig veranstaltete internationale Konferenzen von Theologen, »Führern«, Funktionären und Gläubigen unterschiedlicher Rel. Vorbild ist das 1893 in Verbindung mit »The World's Columbia Exposition« in Chicago veranstaltete World's Parliament of Religion (Weltparlament der Religionen), bei dem in vager Ideenassoziation zu frühneuzeitlichen Toleranzgesprächen von Gelehrten verschiedener Rel. sich Universitätstheologen und »Kirchenführer« aller christl. Konfessionen, reformjüd. (Reformjudentum) Rabbiner, Theosophen (Theosophie), Hinduisten, Buddhisten, Zenmeister (Chan-Buddhismus) und Shinto-Priester (Shintoismus) zu Vortrag und Gespräch versammelten. Dem große mediale Resonanz findenden Parlament lag ein Verständnis interrel. Dialogs zugrunde, das keine synkretistisch neue Universal- oder Menschheitsrel. schaffen, sondern durch möglichst unbefangene Wahrnehmung der fremden anderen einen Geist der Versöhnlichkeit sowie intensivierte, im Zusammenspiel von Fremddeutung und Selbstrepräsentation sich vertiefende Besinnung auf die je eigene Tradition und Religionskultur fördern sollte. Das 1900 von Unitariern und wohlhabenden Freikirchlern der Neuengland-Staaten gegründete »International Council of Unitarian and other Liberal Religious Thinkers and Workers« (zugleich auch »International Association for Religious Freedom«) veranstaltete zwei- bis dreijährig große R., beginnend mit einem Kongreß in London 1901. Ziel war der geistige wie rel. Austausch von Menschen, die theoretisch oder praktisch an einer freien Fortbildung der Rel. überhaupt und inneren Vertiefung ihrer je bes. Rel. bzw. Konfession arbeiteten. Am vierten Kongreß in Boston nahmen 1907 2391 Menschen aus 16 Nationen, 33 Kirchen und 88 anderen Rel. bzw. rel. Gemeinschaften teil, aus Deutschland u.a. M. Rade und H. Weinel. In Deutschland wurde der »Weltbund für Freies Christentum und Rel. Fortschritt« (Freies Christentum) primär vom Dt. Protestantenverein, den »Freunden der Christl. Welt« (Christliche Welt) und mit ihnen kooperierenden liberalen Universitätstheologen getragen. Der vom 5. – 10.8.1910 stattfindende »Fünfte Weltkongreß für Freies Christentum und Rel. Fortschritt« versammelte in Berlin 2086 Teilnehmer; die dt. liberaltheol. (liberale Theologie) Prominenz kam hier zusammen mit kath. Modernisten (Modernismus: II.), Reformjuden, Freidenkern, Freireligiösen und freisinnig gestimmten Hinduisten, Buddhisten und Muslimen. 1912 entstand noch eine »Universal Religious Alliance. World Wide Congress of Religions, Faiths, Fraternities and Spiritual Philosophies« mit Sitz in Havanna. Nach dem 1. Weltkrieg gründete der dt. prot. Systematiker und liberale Parteipolitiker R. Otto 1921 einen »Rel. Menschheitsbund«, um innerhalb der Religionsgemeinschaften sittliche Verantwortlichkeit zu stärken; der nur bis 1933 tätige Bund wurde 1956 von F. Heiler u.a. wiedergegründet. Bei den Kongressen des »International Council« spielte die Förderung des Weltfriedens durch intensivierten interrel. Dialog eine wichtige Rolle. Neben das »International Council«, das sich 1932 »International Association for Liberal Christianity and Religious Freedom« nannte, trat 1936 ein »World Congress of Faiths«, der Menschen aus unterschiedlichen Rel. auf lokaler wie nationaler Ebene durch »interfaith networking« zusammenführen wollte. Der 1960 in New York gegründete »Temple of Understanding« initiierte mit Blick auf den immigrations- und konversionsbedingt zunehmend schneller sich pluralisierenden rel. Markt Nordamerikas 1987 ein »interfaith network« für die USA. 1970 entstand zudem eine »World Conference on Religion and Peace« (WCRP), die in diffus sozialromantischer Versöhnungsrhetorik eine Welt jenseits von Konkurrenz, Interessenkonflikt und sozialen Gegensätzen beschwor; bei den regelmäßigen Weltversammlungen ging es um gewaltfreie Konfliktbewältigung, Abrüstung, Umwelterziehung und die Bildung lokaler interrel. Friedensräte v.a. in Konfliktgebieten. Seit den 80er Jahren des 20.Jh. treten transnationale R. diverser rel. Gruppen zunehmend hinter die medial inszenierte Begegnung global agierender Religionsheroen zurück, die, wie z.B. Johannes Paul II. oder der Dalai Lama, durch immer neue Pilgerreisen für ihre eigene Religionsgemeinschaft eine spezifische Versöhnungs- und Friedensstiftungsrolle demonstrieren wollen; der kulturmissionarischen Behauptung der Symbol- und Deutungshoheit über Weltfrieden und Religionsverständigung dienen auch die interrel. Friedensgebete, zu denen der Papst in strenger Wahrung diverser lehramtlicher Erklärungen über das Verhältnis der röm.-kath. Kirche zu den nichtchristl. Rel. 1986 nach Assisi einlud. Dazu parallel sind interrel. Dialoge zum Expertendiskurs von Versöhnungsfunktionären, einer seit den 80er Jahren sich etablierenden, vergleichsweise schmalen transnationalen Kulturelite, ausdifferenziert worden. Die neue Konjunktur gewalttätiger Religionen und rel. verstärkter sozialer wie ethnischer Konflikte lassen in Verbindung mit aggressiven Fundamentalismen (Fundamentalismus) derzeit den bei R. inszenierte…

Politische Religion

(763 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Die Ursprünge des analog zu »politische Theologie« gebildeten Begriffs liegen im dunkeln. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Neologismus der »Sattelzeit« des späten 18. und frühen 19.Jh. K.G. Bretschneider diente der Begriff zur Analyse von Vermittlungszusammenhängen zw. rel.-konfessioneller Fraktionierung und polit. Parteienbildung. Johann Christian Karl Herbig erklärte in seinem »Wörterbuch der Sittenlehre« 1834: »Rel., polit., ist eine solche, deren letzter Zweck sich a…

Patriotismus

(329 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Der seit dem 16.Jh. nachweisbare, aus dem Neulat. (abgeleitet von patria) und dem Franz. (patriotisme) übernommene Begriff stand in den klassischen polit. Tugenddiskursen für eine enge moralische Bindung des Bürgers an sein Vaterland, dem er Hingebung, Opferbereitschaft, Treue und Liebe schuldig sei. Die Konjunktur des Begriffs im 18.Jh., v.a. in den Moralischen Wochenschriften, war eng mit der Beschwörung von Gemeinsinn, Bürgertugend …

Trillhaas

(267 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Trillhaas, Wolfgang (31.10.1903 Nürnberg – 24.4.1995 Göttingen), studierte 1922–1926 Philos. und ev. Theol. in München, Erlangen und Göttingen, stark luth. beeinflußt durch P. Althaus, W. Elert, E. Hirsch und den Phänomenologen Alexander Pfänder. 1931 philos. Diss. über F. Nietzsche, 1932 Lic. Theol., 1933 Habil. über »Schleiermachers Predigt und das homiletische Problem«, die in 2. Aufl. 1975 zur praktisch-theol. Renaissance F. Schleiermachers beitrug. Nach Lehrstuhlvertretungen in Halle 1934–1936 und Erlangen 1936–1945 erhielt T. 1945 eine o.Prof. in Erlangen für Praktische Theol., Pädagogik und Didaktik, wechselte 1946 nach Göttingen, wo er 1954–1972 den Lehrstuhl für Syst. Theol. innehatte. T. war seit 1937 Mitherausgeber der »Theol. Blätter«. 1945 wurde T. in die Entnazifizierungskommission der Universität Erlangen berufen; 1948 Eintritt in die CDU. Durch seine Lehrbücher zur Homiletik, Ethik und Dogmatik entfaltete T. große Breitenwirkung. Zunehmend entfernte sich T. in der Homiletik vom »heutigen Supranaturalismus« (Predigtlehre…

Pfleiderer

(226 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Pfleiderer, Otto (1.9.1839 Stetten im Remstal – 18.7.1908 Groß Lichterfelde bei Berlin). Der letzte Repräsentant der Tübinger Schule F. Ch. Baurs entwickelte Modelle der Religionsgesch. des Urchristentums, in denen Jesu Judesein betont und Paulus dank seiner Kritik an den »Orientalismen« von Jesu Predigt und entschiedener »Hellenisierung« zum entscheidenden Begründer der christl. Rel. erklärt wurde. Mit den hist. Methoden der vergleichenden Religionswiss. wollte P. das Christentum als bisher vollkommenste Gestalt der Rel. erweisen. Der neoidealistische Religionsphilosoph rechtfertigte Frömmigkeit als autonome Geistesfunktion. Mit der Berufung von Jena (seit 1870) nach Berlin begann im November 1874 eine 33jährige Lehrtätigkeit in der Hauptstadt des Deutschen Reiches, die P. zum international gefeierten »Führer der dt. liberalen Theol.« (liberale Theologie) machte. In Hunderten von Artikeln und zahlreichen Monographien entfaltete er in scharfer Kritik A. Ritschls und seiner Schule eine integrative Geschichtstheol., die gegenüber den relativistischen Folgeproblemen des Historismus eine »objektive Vernunft« in der Fülle des Historischen erschließen sollte. »Die Gesch.« wurde zur gegenwartsdeutenden und zukunftsweisenden Orientierungsinstanz hypostasiert. Gegenüber den Desintegrationskrisen der Moderne wollte P. ein kommunitäres Freiheitsverständnis begründen, das in theonom erschlossenen »Kulturwerten« eine neue sittliche Homogenität aller Bürger fördere. Trotz seiner »Germanisierung des Christe…

Vaterland

(586 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] I. Dogmatisch Begriffe wie V., Vaterlandsliebe, Patriotismus spielen seit dem 18.Jh. in der Verkündigung aller christl. Kirchen und in den Diskursen akademischer Theologen eine zentrale Rolle, beeinflussen aber spätestens seit M. Mendelssohn auch jüd. Selbstverständigungsdebatten. Angesichts der eklatanten methodischen Rückständigkeit der kirchen- und theologiehist. Forschung fehlen begriffs- und diskurshist. Studien zu rel. Konnotationen des Begriffsgebrauchs, zur Vaterlandsrhetorik in insbes. modernen »Poli…

Nation

(723 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Der von lat. nasci, »geboren werden«, abgeleitete Begriff natio bez. die lokale Herkunft einer Person oder Sache. Natio ist die Göttin der Geburt. Im Lat. bedeutete der Begriff auch Volksstamm und Völkerschaft. Seit dem MA umfaßte N. ein vielschichtiges Feld heterogener Bedeutungen. Die ma. Universitäts-, Konzils-, Kaufmanns-, Kleriker- und Adels-Nationes stellen keine Vorläufer moderner Nationsideen dar, auch wenn Kleriker und Landadelige im Spät-MA Vorstellungen eines dt. Nations- oder Reichsbewußtseins entwickelten. Natio-Formeln und die Rede von der natio Germanica prägten die Kreuzzugsrhetorik der Päpste. Vom »hl. röm. Reich teutscher nation« wurde erstmals beim Regensburger Reichstag 1471 im Kampf gegen die Türken gesprochen. Seit der Kommunikationsrevolution durch den Buchdruck in der 2. Hälfte des 15.Jh. konnten Gebildete Nationsideen propagieren. Infolge der Reformation waren im dt. Sprachraum Nationsentwürfe vom christl. Konfessionspluralismus geprägt: Lutheraner und Reformierte sahen die ideale dt. N. primär durch prot. Traditionen und Normen bestimmt, wohingegen die Katholiken eigene, konfessionsspezifische Genealogien guten Deutschseins, etwa durch Verehrung des Germanenmissionars Bonifatius, entwarfen. Schon im späten Alten Reich wurden die Katholike…

Strauß

(470 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Strauß, David Friedrich (27.1.1808 Ludwigsburg – 8.2.1874 ebd.), prot. Theologe und freier Schriftsteller. Als Sohn eines verarmenden Kaufmanns besuchte S. die Lateinschule in Ludwigsburg und seit 1821 das niedere Seminar Blaubeuren. Hier begegnete er F. Ch. Baur, der sein prägender Lehrer wurde. Mit den Freunden Ch. Märklin, F. Th. Vischer und Wilhelm Zimmermann, später ein prominenter liberaler Historiker des dt. Bauernkriegs, ging S.1825 ins Tübinger Stift (Tübingen: II.). Neben der idealistischen Geschichtstheol. …

Sattelzeit

(325 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Der für die begriffsgesch. Forschung dt. Historiker zentrale Begriff wurde spontan von Reinhard Koselleck bei der Planung des vom »Arbeitskreis für moder…

Piper

(239 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Piper, Otto Alfred (29.11.1891 Lichte, Thüringen – 13.2.1982 Princeton, USA). Die von franz. Hugenotten abstammende Mutter vermittelte P. prägende Frankreichkontakte. Der Vordenker der Jugendbewegung vertrat die generationstypische Kritik an Kapitalismus und Individualismus. Bei freiwilligem Fronteinsatz schwer traumatisiert, engagierte sich der 1920 in Göttingen promovierte Sozialist für Pazifismus und Ökumene. Die von Religiösen Sozialisten und luth. Volksnom…

Tittmann

(219 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Tittmann, Johann August Heinrich (1.8.1773 Langensalza – 30.12.1831 Leipzig). Der Sohn des späteren Dresdener Oberkonsistorialrats Karl Christian T. studierte Philos. und ev. Theol. in Wittenberg und Leipzig, wo er als a.o. Prof. zunächst in der Philos. Fakultät (1796), dann in der Theol. Fakultät (1800) lehrte und 1805 zum o. Prof. der Theol. ernannt wurde. T. übernahm eine Vielzahl kirchl. Ämter (u.a. 1815 Domherr in Meißen), prägte das kirchennahe Vereinswesen Leipzigs (u.a. Vors…

Paulus

(453 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob (1.9.1761 Leonberg – 10.8.1851 Heidelberg). Nach dem frühen Tod der Mutter prägte der 1771 vom Stuttgarter Consistorium wegen seines myst. Separatismus als Diacon entlassene Vater P.' rel. Erziehung. Schon als Tübinger Stiftsstudent entwickelte P. in Absage an den Supranaturalismus (Rationalismus) seines Lehrers G. Ch. Storr seit 1781 Grundelemente einer krit.-rationalen Exegese. Bei einer 1784 bis 1786 unternommenen Studienreise durch Deutschland, …

Zeitgeschichte, Kirchliche

(972 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Der schon Mitte des 17.Jh. nachweisbare, aber erst seit 1800 gebräuchliche dt. Begriff »Z.« wird nicht deckungsgleich mit Begriffen wie contemporary history oder histoire contemporaine verwendet. Im engl. und franz. Wissenschaftskontext bez. die Begriffe relativ lange Perioden der modernen Gesch., wohingegen der aktuelle dt. Sprachgebrauch stark durch die Katastrophen der eur. Gesch. im »age of extremes« (Weltkrieg, Erster; Nationalsozialismus; Totalitarismus; Weltkrieg, Zweite…

Schneckenburger

(214 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Schneckenburger, Matthias (17.1.1804 Thalheim bei Tuttlingen – 3.6.1848 Bern). Der ältere Bruder des Schriftstellers Max Sch., dessen 1840 vf. »Die Wacht am Rhein« zur wichtigsten dt. Kriegshymne im Krieg 1870/71 wurde, durchlief schnell die Institutionen der württembergischen Theologenausbildung. 1826 hörte er in Berlin F. Schleiermacher, Ph.K. Marheineke, A. Neander und G.W. F. Hegel. Als Tübinger Stiftsrepetent konnte der erst 23jährige die sog. Geniepromotion um D.F. Strauß, Ch. Märklin und F. Th. Vischer mit Berlins religionsphilos. Novitäten, etwa Hegels Sicht der Reformation als des Ursprungs moderner Freiheit, vertraut machen. Aufgrund krit. exegetischer Studien im Sinne seines Lehrers F. Ch. Baur wurde Sch. nach kurzer Pfarramtstätigkeit 1834 als Prof. für Syst. Theol. an die neugegründete Universität Bern berufen. Neben den syst. Fächern hatte der Begründer der krit. Disziplin »Ntl. Zeitgesch.« auch Kirchengesch. und NT zu lesen. Anpassungszwänge an die traditionsreiche Berner Kirche, deren zukünftige Pfarrer er im Sinne der ref. Lehrüberlieferungen bilden sollte, verarbeitete Sch. intellektuell kreativ, indem er die innerprot. Konfessionsdifferenzen zum Hauptarbeitsgebiet machte. Methodisch innovativ bezog er neben Bekenntnistexten auch Katechismen, fromme Traktate und Gebetbücher in die »Vergleichende Darstellung des luth. und ref. Lehrbegriffs« (hg. von E…

Vischer

(200 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Vischer, Friedrich Theodor (ab 1870 v.; 30.6.1807 Ludwigsburg – 14.9.1887 Gmunden). Nach dem Studium der ev. Theol., Philos. und Philol. in Tübingen (Dr. theol. 1832; 1833 Stiftsrepetent) habilitierte sich der Pfarrerssohn, Schüler F. Ch. Baurs, Jugendfreund und zeitweilige theol. Sympathisant von D.F. Strauß dort 1836 für Ästhetik und dt. Lit. Als Prof. für Literaturgesch. (1844 Tübingen, unter »Pantheismus«-Verdacht zwei Jahre suspendiert; 1855 Zürich, 1866 Stuttgart) und einfluß…

Troeltsch

(2,016 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Troeltsch, Ernst Peter Wilhelm (17.2.1865 Haunstetten bei Augsburg – 1.2.1923 Berlin-Charlottenburg) T. gilt als führender theol. Krisendiagnostiker im Deutschland der klassischen Moderne um 1900. Mit einem thematisch weit gespannten Oeuvre entgrenzte er die Syst. Theol. zu einer Kulturwissenschaft des Christentums, die die distinkte »Zusammenbestehbarkeit« des christl. Glaubens mit modernen wiss. Rationalitätsstandards erweisen sollte. T. publizierte ideen- wie kulturhist. Studien zum Neuprotestantismus seit dem 18.Jh. (krit. ediert in: KGA, Bde. 7 und 8) und entwickelte analog…

Ronge

(253 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Ronge, Johannes

Sakraltransfer

(257 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Die Ursprünge des Begriffs transfert de sacralité liegen noch im dunkeln. Der früheste derzeit bekannte Beleg stammt aus Arbeiten der Historikerin Mona Ozouf, die seit 1976 die Symbolwelten, Riten und »impliziten Theologien« (Assmann) in den …

Robertson

(239 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Robertson, Frederick William (3.2.1816 London – 15.8.1853 Brighton). Der anglik. Theologe und Sozialreformer gilt als einer der großen, rel. Epoche machenden Prediger des 19.Jh. Nach der 1840 erfolgten Priesterweihe in Oxford wurde der sensible R. in den Armenvierteln von Winchester und Cheltenham so hart mit den katastrophalen Folgewirkungen schneller kapitalistischer Industrialisierung konfrontiert, daß er mehrere psychische Zusammenbrüche erlitt. Als Pfarrer der engl. Kirche in …

Zivilisation.

(1,075 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] I. Der wohl um 1700 von franz. Rechtsgelehrten mit Blick auf das lat. semantische Feld von civis (Bürger), civilitas und civiliter geprägte Neologismus civilisation bez. urspr. die Überführung eines Strafprozesses in einen Zivilprozeß. Zunächst im Franz., Engl. und Span., später auch in weiteren eur. Sprachen einschließlich des Dt. gewann Z. bald einen geschichtsphilos. umfassenden Bedeutungsgehalt: Z. stand nun sowohl für einen in Lebensformen, sozialen Praktiken, öfftl. Moral, …

Nowak

(267 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Nowak, Kurt (28.10.1942 Leipzig – 31.12.2001 ebd.). Nach seinem Abitur 1961 verweigerte N. den Wehrdienst und begann 1964 – nach Tätigkeit am Städtischen Theater und sodann der Leipziger Spielgemeinde – ein Theologiestudium. Mit der kirchenhist. Diss. »Euthanasie und Sterilisierung im Dritten Reich« (1971), einer germ. Schleiermacher-Diss. bei Claus Träger (1984) und der »Diss. B« über »Ev. Kirche und Weimarer Republik« (1981) fand der führende DDR-Kirchenhistoriker seiner Generat…

Rust

(177 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Rust, Isaak (14.10.1796 Mußbach in der Rheinpfalz – 14.12.1862 München). R. studierte seit 1815 in Heidelberg Philos. und Theol.; Dr. phil. 1820. Dank freundschaftlicher Kontakte zu G.W. F. Hegel schrieb der Pfarrer von Ungstein »Philos. und Christenthum oder Wissen und Glauben« (1825, 21833), um den positionellen Pluralismus von Rationalismus, Vermittlungstheologie (Begriff bei R.!) und konfessionalistischer Restaurationstheol. spekulativ-vernünftig aufzuheben. Der Pfarrer der franz.-ref. Gemeinde in Erlangen konnte …

Sengelmann

(181 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Sengelmann, Heinrich Matthias (25.5.1821 Hamburg – 3.2.1899 Alsterdorf, Hamburg). Seit 1846 Pastor in Moorfleet, gründete der pietistisch-erwecklich sozialisierte S., ein Schüler und Freund F.A. G. Tholucks, im Pastorat 1850 eine »christl. Arbeitsschule«, um Jungen, die mangels Schulzwang keine Ausbildung erhalten hatten, durch Unterricht und praktische Übungen Wege zur Berufstätigkeit zu bahnen. Wegen großer Nachfrage wurde die Arbeitsschule 1853 zum St. Nikolaistift erweitert. Al…

Zahn-Harnack

(163 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Zahn-Harnack, Agnes v. (19.6.1884 Gießen – 22.5.1950 Berlin), Publizistin, Frauenrechtlerin. Nach Lehrerinnenausbildung und Promotion (Dr. phil. 1912) erprobte die Tochter A.v. Harnacks 1914–1918 konkret planendes soziales Engagement im Verwaltungsdienst. Seit 1919 Mitglied der DDP, gewann Z. Profil als kultursensible, medienpräsente und international orientierte Organisatorin der bürgerlichen Frauenbewegung (1931–1933 Vorsitzende des Bundes Dt. Frauenvereine; s.a. Deutscher Akade…

Völkische Theologie

(379 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Genese und diskursive Kontexte der seit spätestens 1880 nachweisbaren Formel sind kaum erforscht. Auch fehlen Studien über mögliche Äquivalente in anderen eur. Sprachen. In wissenssoziologischen Begriffen läßt sich v. Theol. als eine spezifisch moderne Emanzipationsideologie bzw. als eine auf das Volk als kollektives Handlungssubjekt bezogene Befreiungstheologie deuten. Unbeschadet aller rel., theol. und polit. Differenzen stimmen die Produzenten v. Theol. ausnahmslos im normat…

Schmitt

(471 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Schmitt,  Carl (11.7.1888 Plettenberg – 7.4.1985 ebd.), röm.-kath. Jurist und Theoretiker des Politischen. Der fest in traditionalem kath. Milieu verwurzelte Sch. gilt als einer der brillantesten dt. Intellektuellen des 20.Jh. Trotz seiner teils pathetisch-konfessorischen, teils opportunistischen Parteinahme für die »dt. Revolution« der Nationalsozialisten übte der radikale Antisemit auch nach der Entlassung 1945 und zweijähriger Haft einen starken Einfluß aus, indem er jüngere Ge…

Religious economics

(223 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] (Religionsökonomie). In Studien zu den ökumenischen Bewegungen des 20.Jh. hatte der Soziologe Peter L. Berger 1963 »A Market Model for the Analysis of Ecumenicity« entwickelt. Seine These: Beendigung konfessioneller Kulturkämpfe und ökum. Kooperationsprozesse zw. traditionell rivalisierenden Konfessionskirchen folgten auch zweckrational pragmatischen Nutzenkalkülen. Inspiriert von der neoliberalen Chicago School der Wirtschaftswiss., machten Religionsökonomen wie Roger Finke, Lau…

Rosenstock-Huessy

(491 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Rosenstock-Huessy, Eugen (6.7.1888 Berlin – 23.2.1973 Norwich, VT, USA), Jurist, Kulturphilosoph, Soziologe. Der einer jüd. Bankiersfamilie entstammende R. war ein rel. Intellektueller von hoher Kreativität. Studien in sehr unterschiedlichen Feldern der Kulturwissenschaften verband er mit Sinnsuche, Moralpäd. und linksbürgerlicher Sozialreform. 17jährig konvertierte er 1905 zum Protestantismus. Nach dem Studium der Rechtswiss., Gesch. und Philol. in Zürich, Berlin und Heidelberg w…

Rothe

(1,253 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Rothe, Richard (28.1.1799 Posen – 20.8.1867 Heidelberg). Im Theologiestudium in Heidelberg seit 1817 und in Berlin seit 1819 hörte der einzige Sohn einer höheren preußischen Beamtenfamilie u.a. C. Daub, G.W. F. Hegel und A. Neander. Im Hause Neanders gewann er F.A. G. Tholuck als Freund, der ihn gemeinsam mit Neander für die Erweckungsbewegung begeisterte. 21jährig legte R. im Herbst 1820 glanzvoll das Erste Theol. Examen in Berlin ab, so daß er für zwei Jahre in das von Heinrich …

Overbeck

(732 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Overbeck, Franz Camille (16.11.1837 St. Petersburg – 26.6.1905 Basel). Der Sohn eines dt. prot. Kaufmanns und einer aus Frankreich stammenden röm.-kath. Mutter studierte nach Schuljahren in St. Petersburg, Paris und Dresden seit 1856 in Leipzig, Göttingen und Berlin ev. Theol. Der Jenaer Habil. 1864 folgte 1870 ein Ruf als Extraordinarius für NT und ältere Kirchengesch. nach Basel. Der mehrsprachig erzogene Bildungsbürger fühlte sich hier bleibend als Fremder, lehnte aber auch das …

Renan

(493 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Renan, Joseph Ernest (27.2.1823 Tréguier, Bretagne – 2.10.1892 Paris). Der franz. Religionshistoriker und Orientalist studierte zunächst röm.-kath. Theol., Philos. und Philol. am kirchl. Grand Séminaire von St. Sulpice in Paris. Begeistert rezipierte er die dt. idealistische Philos. und die Werke der Tübinger Schule F. Ch. Baurs, v.a. D.F. Strauß' »Leben Jesu«. In jugendlichem Freiheits- und Wissensdrang verließ er kurz vor der Subdiakonatsweihe 1845 das Seminar. Pathetisch legte e…

Wagner

(325 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Wagner, Falk (25.2.1939 Wien – 18.11.1998 ebd.). Nach dem Studium der ev. Theol., v.a. bei H.W. Wolff und Wolfhart Pannenberg, und Philos., bes. bei Th.W. Adorno und Wolfgang Cramer, wurde der aus bürgerlicher Familie stammende, früh in der biblizistisch-wertkonservativen »Heliand«-Pfadfinderschaft engagierte W. 1969 in München mit »Der Gedanke der Persönlichkeit Gottes bei Fichte und Hegel« zum Dr. theol. promoviert. Die Habil. erfolgte hier im Wintersemester 1971/72 mit einer »k…

Neuprotestantismus

(928 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm | Wolfes, Matthias
[English Version] I. Kirchengeschichtlich Formeln vom »neuen« oder »modernen Protestantismus« tauchten vereinzelt um 1800 auf, gewannen aber erst seit der Fixierung tiefer religions- und kulturpolit. Gegensätze zw. »liberalen Theologen« (liberale Theologie), Vermittlungstheologen (Vermittlungstheologie), theol. Hegelianern (Hegelianismus) und neuluth. Konfessionalisten (Neuluthertum) während der 30er Jahre des 19.Jh. einen festen Gehalt. Der Neologismus »die Neuprotestanten« wurde in den späten 30e…

Totalitarismus

(1,528 words)

Author(s): Zenkert, Georg | Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] I. Philosophisch Der Begriff taucht erstmals auf in den Auseinandersetzungen um den ital. Faschismus, wird aber in der Theoriebildung auch auf den Bolschewismus (Kommunismus [und Bolschewismus]) bezogen (s.u. II.). Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten (Nationalsozialismus) rückt er in das Zentrum politiktheoretischer Aufmerksamkeit. Die Konjunktur des Begriffes verdankt sich der Erfahrung, daß die traditionellen Kategorien der Tyrannis und der Despotie die im 20.Jh. auf…

Rendtorff

(420 words)

Author(s): Winkler, Eberhard | Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] , 1.Franz Martin Leopold (1.8.1860 Gütergotz bei Potsdam – 17.3.1937 Leipzig-Schleußig). Nach dem Pfarramt in Westerland, Eisenach und Kloster Preetz leitete R. ab 1896 das dortige Predigerseminar. 1902 wurde er PD für Praktische Theol. in Kiel, 1906 Hon.-Prof., 1910 o. Prof. für Praktische Theol. und NT in Leipzig, 1912 zugleich Direktor des Predigerkollegs, 1924 Rektor der Universität. Er postulierte ein »Liturgisches Erbrecht« (1913, Nachdr. 1969) als Prinzip der Gesch. des ch…

Seeberg

(494 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm | Cymorek, Hans
[English Version] 1.Reinhold , (5.4.1859 Pörrafer, Livland – 23.10.1935 Ahrenshoop). Nach Magister-Promotion, Habil. und etatmäßiger Dozentur in Dorpat wurde der als große Hoffnung der theol. Konservativen geltende S.1889 als Ordinarius für theol. Enzyklopädie, ntl. Zeitgesch. und Patristik nach Erlangen berufen. Seit F.H. R. Franks Tod 1894 lehrte er auch Syst. Theol. Als späte Folge des Apostolikumstreits wurde der Autor eines großen »Lehrbuchs der Dogmengesch.« (2 Bde., 1895, 1898) 1898 als pos…

Weimarer Republik

(1,807 words)

Author(s): Hübinger, Gangolf | Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] I. Politisch-kulturell Für die erste dt. Republik wurden am 9.11.1918 die Weichen zu einer parlamentarischen und demokratischen Herrschaftsordnung gestellt. Noch in der Radikalisierungsphase der Revolution wurde am 19.1.1919 die Verfassunggebende Nationalversammlung gewählt, in der die »Weimarer Koalition« aus Mehrheitssozialdemokratie (MSPD), Deutscher Demokratischer Partei (DDP) und Zentrum die Mehrheit erhielt. Schon am 11.8.1919 trat die vom linksliberalen Staatsrechtler Hugo …

Vormärz

(935 words)

Author(s): Langewiesche, Dieter | Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] I. Geschichtlich Der Begriff V. wird meist für die Zeit zw. den Revolutionen von 1830 und 1848 verwendet. Im Unterschied zu den konkurrierenden Bezeichnungen Biedermeier und Restauration zielt er auf die polit. Aufbruchstimmung in der dt. Gesellschaft, die sich schließlich im März 1848 gegen staatl. Obrigkeiten revolutionär entlud, die zwar gesellschaftliche Reformen vorantrieben, polit. Partizipation jedoch eng begrenzten. Die Staatskrise der 40er Jahre des 19.Jh., der V. im enge…

Nationalsozialismus

(7,331 words)

Author(s): Nicolaisen, Carsten | Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] I. Geschichtlich und kirchengeschichtlich 1.Historisch-politischer Rahmen Der N. als polit. Bewegung entstand 1919 durch Gründung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) im völkisch-antisemitischen Milieu des Münchner Kleinbürgertums. Er fand unter Führung Adolf Hitlers bald Anklang in fast allen Bevölkerungsschichten Deutschlands und wurde 1930, als sich aufgrund der Weltwirtschaftskrise von 1929 das nach der Niederlage von 1918 in Deutschland allg. verbreitete …

Personenkult

(1,162 words)

Author(s): Bergunder, Michael | Graf, Friedrich Wilhelm | Wermke, Michael
[English Version] I. Religionswissenschaftlich Der Begriff P. wurde wahrscheinlich populär, nachdem Nikita Chruschtschow im Februar 1956 in seiner berühmten »Geheimrede« auf dem XX. Parteitag der KPdSU einige Verfehlungen während der Stalinzeit (Sowjetunion) zugegeben und diese auf den »Personenkult« (russ. kul't licˇnosti) um J. Stalin zurückgeführt hatte. Seitdem markiert P. ein polit. Schlagwort, durch das eine Überbewertung der Rolle der Persönlichkeit in Politik, Gesellschaft oder Gesch. bez. …

Weber

(1,818 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm | Lepsius, M. Rainer
[English Version] Weber, 1. Max (21.4.1864 Erfurt – 14.6.1920 München) I. Leben und Werk Karl Emil Maximilian W. wurde von Kind auf geprägt durch Kulturideale des dt. prot. Bildungsbürgertums. Sein Vater Max Weber Sr. (1836–1897), ein Jurist, vertrat die Nationalliberale Partei als Landtags- und Reichstagsabgeordneter. Die aus einer Hugenottenfamilie stammende Mutter Helene, geb. Fallenstein, lebte tiefe Herzensfrömmigkeit und moralische Sensibilität in intensivem sozialkaritativem Engagement. Ihre Schwest…

Nationalismus

(4,668 words)

Author(s): Koschorke, Klaus | Graf, Friedrich Wilhelm | Pierard, Richard V.
[English Version] I. Begriff N. ist zu beschreiben als Integrationsideologie, die für die Loyalität gegenüber der Großgruppe »Nation« absoluten Vorrang vor allen anderen Bindungen beansprucht. Solche konkurrierenden Loyalitäten können die gegenüber einem bestimmten Stand, sozialer Klasse, Dynastie, partikularen Staat, Landschaft, Stamm, Konfession oder Rel. sein. Während der Begriff Nation bereits in den polit. Debatten des eur. MA eine Rolle spielte, dort freilich nicht die Gesamtheit des Volkes, …

Neuzeit

(4,115 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm | Puster, Rolf W. | Gräb, Wilhelm
[English Version] I. Kirchengeschichtlich 1. Der in der dt. Kirchengeschichtsschreibung erst seit 1870 nachweisbare Begriff »N.« umfaßt ein breites Spektrum heterogener Bedeutungen. Begriffe wie tempus novum, historia nova oder neue Zeit waren in Absetzung vom MA-Begriff (Mittelalter: I.) im 17.Jh. geprägt worden, um den teils faszinierenden, teils beängstigenden Erfahrungen beschleunigten Wandels in vielen Lebensbereichen und schneller wiss.-technischer Innovation Ausdruck zu verleihen. Als Epoche…

Revolution

(3,115 words)

Author(s): Stroh, Ralf | Graf, Friedrich Wilhelm | Amjad-Ali, Charles
[English Version] I. Begriff Der Begriff R. (lat. revolvere, »umdrehen, umwälzen«) bez. eine plötzliche qualitative Änderung bestehender Verhältnisse und Prozesse, die nicht nur einzelne Elemente betrifft – etwa die Auswechslung des Personals der Staatsführung im Staatsstreich –, sondern einen kompletten Systemwandel mit sich bringt. Verwendung fand der Begriff urspr. in der Astronomie (Umlaufbahn eines Himmelskörpers). Seit der frühen Neuzeit ist er Bez. für umstürzende Wandlungen des polit. Syste…

Postmoderne

(1,599 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm | Ward, Graham | Grözinger, Albrecht | Renftle, Barbara
[English Version] I. Soziologisch und sozialgeschichtlich Der erstmals bei R. Pannwitz (Die Krisis der eur. Kultur, 1917) nachweisbare Begriff umfaßt ein breites Spektrum heterogener Bedeutungen, dessen Extreme durch die Vorstellung einer neuen Epoche nach dem Ende der Moderne einerseits und Konzepte reflexiver Radikalisierung moderner Pluralitätserfahrungen andererseits markiert werden. Die schnelle Durchsetzung des Begriffs seit den 70er Jahren des 20.Jh. begann in den nordamer. Kunst- und Literatu…

Parteien

(3,842 words)

Author(s): Hübinger, Gangolf | Oberreuter, Heinrich | Mayeur, Jean-M. | Slenczka, Notger | Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] I. Begriff, geschichtliche und rechtliche Grundlagen Der Parteienbegriff blieb in der polit. Semantik der eur. Neuzeit stets mehrdeutig, und die hist. Ausprägungsformen der P. waren äußerst vielfältig. Als intermediäre, organisatorisch verfestigte Gesinnungsgemeinschaften zw. Gesamtbevölkerung und Regierung und legitimiert durch das jeweilige nationale Wahlrecht beförderten P. den Prozeß der Parlamentarisierung und Demokratisierung polit. Herrschaft. In England mit den Tories und Whig…

Zeitschriften

(3,729 words)

Author(s): Hübinger, Gangolf | Mürmel, Heinz | Graf, Friedrich Wilhelm | Felmy, Karl Christian | Schwarz, Johannes Valentin | Et al.
[English Version] I. Religiös-kulturelle Zeitschriften In der 2. Hälfte des 19.Jh. erlebte das deutschsprachige Zeitschriftenwesen einen großen Aufschwung. Für 1890 waren 3203, für 1900 bereits 5231 und für 1914 6689 Einzeltitel erfaßt. Die Z. wurde zum Leitmedium in Wiss. und Kultur. In der Theol. stieg ihr Anteil an den Gesamterscheinungen zw. 1800 und 1908 von 8,3 auf 26,5%. Zw. Fachzeitschriften und Gemeindeblätter schob sich im Zuge der Differenzierung der Zeitschriftenprofile der Typus der rel…

Volk/Volkstum

(2,516 words)

Author(s): Junginger, Horst | Gertz, Jan Christian | Graf, Friedrich Wilhelm | Grethlein, Christian | Ustorf, Werner
[English Version] I. ReligionswissenschaftlichVolk (V.) und Volkstum sind polit. Funktionsbegriffe, die dazu dienen, eine kollektive Einheit abzugrenzen und in einen bestimmten Sinnzusammenhang einzufügen (s.u. III.). Von einem dt. V. als Subjekt seiner Gesch. kann man erst ab dem 18.Jh. sprechen. V.a. die Kirchenspaltung und die darauf folgenden Religionskriege des 16. und 17.Jh. verhinderten die Ausbildung einer übergreifenden polit. oder rel. Identität auf lange Zeit. Ein nationales Zusammenwac…

Säkularisation/Säkularisierung

(6,587 words)

Author(s): Bergunder, Michael | Lehmann, Hartmut | Graf, Friedrich Wilhelm | Mathisen, James A. | Wall, Heinrich de | Et al.
[English Version] I. Religionswissenschaftlich In den 60er Jahren des 20.Jh. begann in der Religionswiss. eine intensive Diskussion der kontinuierlichen Abnahme rel. Bindungen in eur. Ländern. Es waren dabei v.a. die Entwürfe von Bryan Wilson (Religion in Secular Society, 1966) und Peter L. Berger (The Sacred Canopy, 1967), die, anknüpfend an Konzepte von Max  Weber, É.  Durkheim u.a., zur Formulierung einer sog. Säkularisierungsthese führten. Säkularisierung (S.) beschreibt demnach einen selbstver…
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