Author(s):
Hoheisel, Karl
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Seebass, Horst
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Gödde, Susanne
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Necker, Gerold
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Rudolph, Ulrich
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Et al.
[English Version]
I. Religionswissenschaftlich, religionsgeschichtlich
1.
PhänomenologischDie christl.-abendländischen Konnotationen des durch die Forschung von außen an religionsgesch. Befunde herangetragenen Seelenbegriffs sind am weitesten auszuschließen, wenn man S. als Prinzip wahrnehmbarer oder kulturell für wahrnehmbar gehaltener Lebensäußerungen versteht, die allerdings selten unter einem gemeinsamen Oberbegriff zusammengefaßt werden. Deshalb ist es sinnvoll, von einer Vielzahl von S. zu sprechen: z.B. vier bei den Ugren im Ob-Gebiet (Hasenfratz, Einführung, 38–41) oder fünf gemeingerm. (ebd., 82–85); auch indische Texte zählen häufig fünf »S.« auf: Atemkraft (prāṇa), Redekraft (vāc), Sehkraft (cakṣus), Hörkraft (śrotra) und Denkkraft (manas); zusammengefaßt spricht man meist von prāṇa (vgl. ebd., 94), von Blut-, Hauch-, Schatten-, Namensseelen oder mit Hasenfratz Funktionsklassen wie Ich-, Vital-, Exkursions-, Außen-, Reinkarnations- und Prestigeseele (ebd., 105–111). Mögen die verschiedenen Lebensäußerungen auch unscharf, unsyst., ja widersprüchlich erscheinen, so beginnt die prekäre Frage erst damit, welches dieser Prinzipien der christl.-abendländischen Seelenvorstellung entspricht. – Nach dieser in der platonischen Philos. gründenden Konzeption besteht die S. aus drei Teilen, seit I. Kant, der die Konzeption aufgreift und in eigenständiger Weise weiterentwickelt hat, gewöhnlich Erkenntnis-, Willens- und Gefühlsvermögen genannt, bildet aber das einzige Prinzip, das den Körper (Leib und Seele) belebt, zur Umwelt in Beziehung setzt und den Körper überlebt. Wenn auch manche S. nicht nur nach sinngemäßer Kategorisierung des Forschers, sondern an Hand der Quellen als Teile größerer Komplexe angesprochen werden dürfen, gibt es doch nur wenige Geistseelen, die im Sinne der griech.-christl. den Kern der Persönlichkeit bilden. Da aber so gut wie keines der kulturübergreifend S. genannten Prinzipien dieser Bedingung genügt, interessiert sich auch die Religionsforschung ethnozentrisch für das nächste Analogon des traditionellen Seelenkonzeptes: jenes Prinzip, das den Körper überlebt. Das kann so weit gehen, daß die griech.…