Author(s):
Heinze, Theodor (Genf)
[English version] (Ὀρφικοί). In den überl. Zeugnissen sind O. ausschließlich “Verf. orph. Schriften” (schol. Eur. Alc. 1 = OF 40; vgl. Plat. Krat. 400c = OF 8: οἱ ἀμφὶ Ὀρφέα) oder “Priester, die orph. Initiationen durchführen” (Ach. Tat. isagoge in Arati phaenomena 4, p. 33,17; 6, p. 37,8 Maass = OF 70) und sonst auch
Orpheotelestaí heißen (Theophr. char. 16,11 = OF T 207; Philod.
perí poiēmátōn II fr. 41 Hausrath = OF T 208; Plut. mor. 224e). Erst ein 1978 veröffentlichtes Knochentäfelchen aus Olbia [1] (5. Jh.v.Chr.) scheint mit der von Zhmud' erneut vertretenen Lesung des Graffito als Διό(νυσος) bzw. -(νύσωι) Ὀρφικο̣ί̣ die allg. Bed. “Orphiker” zu belegen und der Frage nach Existenz und Charakter orph. Kultgruppen neue Brisanz zu verleihen. Angesichts der unbefriedigenden Quellenlage scheint es jedoch am plausibelsten, im Unterschied zum Pythagoreismus von einer losen Organisation der frühen Orphik nach dem Muster archa. Reinigungs- und Bettelpriester mit hoher lokaler Mobilität und relativ instabiler Anhängerschaft auszugehen [3], wie Platon sie skizziert (Plat. rep. 2,364b-365a; vgl. PDerveni col. XVI ZPE = XX Laks/Most). Ob spätere Kultgruppen, die man schon immer hinter PGourôb 1 (= OF 31; E. 3. Jh.v.Chr.) und v.a. den Orphischen Hymnen (wohl 2. Jh.n.Chr., Kleinasien) sowie einem wohl aus Rom stammenden Relief (2. Jh.n.Chr.; [2. 2929f.]) vermutet hat, eine deutlichere Selbstdefinition pflegten, m…