Author(s):
Bergunder, Michael
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Avemarie, Friedrich
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Heiligenthal, Roman
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Huxel, Kirsten
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Sattler, Dorothea
[English Version]
I. ReligionsgeschichtlichIn der eur. christl. Theol. wurde die Lehre vom V. (lat. meritum) zu einem kontroverstheol. Thema, an dem man (zumindest auf prot. Seite) glaubte, den grundlegenden Unterschied zw. Katholizismus und Luthertum bes. deutlich festmachen zu können (s.u. IV.). Die religionswiss. Diskussion hat gezeigt, daß die Verwendung eines derart theol. aufgeladenen Begriffes als analytische Kategorie des Religionsvergleiches auf kaum zu lösende Probleme stößt. Von daher wird der Begriff V. gegenwärtig in der Religionswiss. kaum noch verwendet. Die einzige Ausnahme stellt der Buddhismus dar, wo es sich eingebürgert hat, puṇya und kuśala (Sanskrit; Pali puñña, kusala) mit V. (bzw. engl. merit) zu übersetzen. V. in diesem Sinne verstanden bildet im Zusammenhang mit der Karma-Idee ein zentrales buddhistisches Konzept, das in großen populären Erzählsammlungen (z.B. Jātakas, Avadānas [Pali Apadānas]) seinen wichtigsten Niederschlag gefunden hat. Von den möglichen verdienstvollen Handlungen ist es v.a. die Almosengabe (dāna) an Mönche oder an Orden (San˙ghas [saṃgha]), die am häufigsten praktiziert wird. Sie erfolgt in der Regel in Form von Nahrungsmitteln, Kleidung und Unterkunft, kann dabei aber in der Praxis auch größere Dimensionen, wie z.B. Klosterstiftungen, annehmen. Der erwartete V. ist dabei vielfältig. Meist dürfte die unmittelbare karmische Belohnung in diesem (oder eventuell auch dem nächsten) Leben erhofft werden. Die Avadānas kennen aber z.B. auch die Möglichkeit, daß verdienstvolle Handlungen den Weg zur wirklichen Erlösung befördern, und in bestimmten Zusammenhängen ist sogar eine Verdienstübertragung möglich, d.h. derjenige, der die V. erwirbt, kann sie an andere (wie z.B. an die eigenen Familienmitglieder, die verst…