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Entzauberung der Welt

(715 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
In die Sprachen der modernen Kulturwissenschaften hat der seit dem 18. Jh. nachweisbare Begriff der E. v. a. durch Max Weber Eingang gefunden. Im berühmten Aufsatz Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus sprach der Heidelberger Gelehrte 1904/05 vom »großen religionsgeschichtlichen Prozeß der E. der Welt«, der in der altjüd. Prophetie eingesetzt und in der harten innerweltlichen Askese des Puritanismus kulminiert habe. Alle magischen Mittel der Heilssuche seien hier als Aberglaube und Frevel verworfen worden [1]; [3].Den typologischen Kontrast von Askese und Magie nutzte Weber in seinen seit 1915 erschienenen Studien zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen auch dazu, die außereurop. Religionsgeschichten mit Blick auf ihre normierende Kraft für die »Lebensführung« der Frommen vergleichend zu rekonstruieren und so die Eigenart des okzidentalen Rationalisierungsprozesses zu erfassen. Nur im Okzident sei eine sonst allumfassende magische Rechtfertigung sozialen Handelns von einer rein rationalen Legitimation abgelöst worden, mi…
Date: 2019-11-19

Säkularisierung

(5,956 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
1. Problemanzeige 1.1. BegriffDer Begriff S. (»Verweltlichung«, von lat. saeculum, »Zeit«, »Zeitalter«; kirchenlat. »Welt«) ist jünger und weniger eindeutig als der kirchen- und der staatsrechtliche Begriff der Säkularisation. Seit seinem Auftauchen in der dt. aufklärungskritischen Publizistik des frühen 19. Jh.s (Gegenaufklärung), d. h. im Streit um die Deutung der relig.-kulturellen Gesamtlage nach der Französischen Revolution, handelt es sich stets um eine »Interpretationskategorie« [53]; [43]; [8], um einen strittigen »ideenpolit. Begriff« [30]. Sein Verstän…
Date: 2019-11-19

Dechristianisierung

(690 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
Der dt. Begriff der D. entstand im späten 18. Jh. im Kontext religionspolitischer Debatten über die Französische Revolution. Dort wurde déchristianisation als Kampfbegriff zur Bezeichnung zunächst spontaner gewalttätiger Aktionen kleinbürgerlicher Gruppen gegen die Römisch-kathol…
Date: 2019-11-19

Entkirchlichung

(670 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
Der Begriff E. wurde spätestens im frühen 19. Jh. geprägt. Im Kontext eines breiten Diskurses über die religionspraktischen Folgen der Aufklärung, der radikalen Katholizismus- und Kirchenkritik der Französischen Revolution sowie der Formierung einer neuen bürgerlichen Öffentlichkeit stri…
Date: 2019-11-19

Antiklerikalismus

(946 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
1. Mittelalter und Frühe NeuzeitSchon im MA und in der Frühen Nz. lässt sich sowohl bei den gebildeten Ständen als auch in den diversen Sozialgruppen des »gemeinen Volkes« harte Kritik an den Klerikern beobachten (Geistliche). Aus religiösen Gründen, um des wahren Glaubens willen, warf man den »Mönchen« und »Pfaffen« Doppelmoral, Herrschsucht, Habgier und Wollust vor. Der Reichtum zahlreicher Klöster, das von Nahrungssorge unberührte, nicht steuerpflichtige, daher vergleichsweise bequeme und nicht selten luxuriöse Leben vieler…
Date: 2019-11-19

Secularization

(6,702 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
1. The problem 1.1. Terminology
Date: 2021-08-02

Anticlericalism

(1,049 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
1. Middle Ages and early modern period In the Middle Ages and the early modern period, we already find harsh criticism of the clergy among both the educated classes and the various social groups of the “common people.” On religious grounds, for the sake of the true faith, the “monks” and “priests” were accused of a double moral standard, high-handedness, greed, and concup…
Date: 2019-10-14

Secularization, church

(823 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
One consequence of the general secularization underway in the late 18th and 19th centuries was a process that in German came to be known around 1800 as  Entkirchlichung (approx. “dechurching”), and that may be characterized as a secularization of and within the churches themselves.Around the year 1800, European scholars were engaged in intensive debate, as part of a broad discourse on the practical religious consequences of the Enlightenment, the radical…
Date: 2021-08-02

Dechristianization

(748 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
The term déchristianisation (German  Dechristianisierung) emerged in the late 18th century in the context of religious and political debates on the French Revolution (1789). It came into use there as a slogan denoting the initially spontaneous violence of groups of petite bourgeoisie against the Roman Catholic Church and its clergy, the sacking of church property, and the pillaging of churches, other ecclesiastical buildings, and art treasures (Iconoclasm). Supporters of the Revolution also used th…
Date: 2019-10-14

Disenchantment of the world

(812 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
The term disenchantment, documented from the 18th century, came into the languages of the modern science of culture through Max Weber in particular. In the famous essay, “Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus” (“The Protestant Ethic and the Spirit of Capitalism”) the Heidelberg scholar spoke in 1904/05 of the “great religio-historical process of disenchantment of the world,” which had begun in ancient Jewish prophecy and had culminated in the ha…
Date: 2019-10-14

Debate on Essence

(3,328 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
The debates on essence are classified as the discussions held at the beginning of the 20th century, both on the Christian and the Jewish sides, concerning the fundamental questions of the "essence" of each confession. Triggered by lectures of the theologian Adolf von Harnack on  Das Wesen des Christentums  (“The Essence of Christianity”), the critique published in 1905 by the liberal rabbi Leo Baeck, Das Wesen des Judentums ("The Essence of Judaism", 1936), ranked as one of the most important contributions to the debate on essence. In the disputes on the politi…
Date: 2018-11-16

Wesensdebatte

(2,949 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
Als Wesensdebatte gelten die zu Anfang des 20. Jahrhunderts sowohl auf christlicher als auch auf jüdischer Seite geführten Diskussionen um grundsätzliche Fragen des »Wesens« der jeweiligen Konfession. Ausgelöst durch die Vorlesungen des Theologen Adolf von Harnack über …

Reuter

(304 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Reuter, Hermann (31.8.1817 Hildesheim – 17.9.1889 Kreiensen). 1837 begann R. in Göttingen das Studium der ev. Theol., das er 1838 in Berlin mit Historie und Philos. verband. Enger freundschaftlicher Austausch mit dem später berühmten Juristen Rudolf v. Ihering und hohe Aufmerksamkeit für den polit. Historismus der Allgemeinhistoriker bestärkten ihn in einer »hist. Methode«, die keinerlei Differenz zw. sog. Profanhistorikern und Kirchenhistorikern zuließ. Dank starker syst. Interessen verfocht R. seit der Berli…

Religionskongresse

(691 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Der Begriff R. bez. zumeist mehr oder minder regelmäßig veranstaltete internationale Konferenzen von Theologen, »Führern«, Funktionären und Gläubigen unterschiedlicher Rel. Vorbild ist das 1893 in Verbindung mit »The World's Columbia Exposition« in Chicago veranstaltete World's Parliament of Religion (Weltparlament…

Politische Religion

(763 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Die Ursprünge des analog zu »politische Theologie« gebildeten Begriffs liegen im dunkeln. Wahrscheinli…

Patriotismus

(329 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Der seit dem 16.Jh. nachweisbare, aus dem Neulat. (abgeleitet von patria) und dem Franz. (patriotisme) übernommene Begriff stand in den klassischen polit. Tugenddiskursen für eine enge moralische Bindung des Bürgers an sein Vaterland, dem er Hingebung, Opferbereitschaft, Treue und Liebe schuldig sei. Die Konjunktur des Begriffs im 18.Jh., v.a. in den Moralischen Wochenschriften, war eng mit der Beschwörung von Gemeinsinn, Bürgertugend und Staatsmoral verbunden: Über die innerli…

Trillhaas

(267 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Trillhaas, Wolfgang (31.10.1903 Nürnberg – 24.4.1995 Göttingen), studierte 1922–1926 Philos. und ev. Theol. in München, Erlangen und Göttingen, stark luth. beeinflußt durch P. Althaus, W. Elert, E. Hirsch und den Phänomenologen Alexander Pfänder. 1931 philos. Diss. über F. Nietzsche, 1932 Lic. Theol., 1933 Habil. über »Schleiermachers Predigt und das homiletische Problem«, die in 2. Aufl. 1975 zur praktisch-theol. Renaissance F. Schleiermachers beitrug. Nach Lehrstuhlvertretungen in Halle 1934–1936 und Erlangen 1936–1945 erhielt T. 1945 eine o.Prof. in Erlangen für Praktische Theol., Pädagogik und Didaktik, wechselte 1946 nach Göttingen, wo er 1954–1972 den Lehrstuhl für Syst. Theol. innehatte. T. war seit 1937 Mitherausgeber der »Theol. Blätter«. 1945 wurde T. in die Entnazifizierungskommission der Universität Erlangen berufen; 1948 Eintritt in die CDU. Durch seine Lehrbücher zur Homiletik, Ethik und Dogmatik entf…

Pfleiderer

(226 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Pfleiderer, Otto (1.9.1839 Stetten im Remstal – 18.7.1908 Groß Lichterfelde bei Berlin). Der letzte Repräsentant der Tübinger Schule F. Ch. Baurs entwickelte Modelle der Religionsgesch. des Urchristentums, in denen Jesu Judesein betont und Paulus dank seiner Kritik an den »Orientalismen« von Jesu Predigt und entschiedener »Hellenisierung« zum entscheidenden Begründer der christl. Rel. erklärt wurde. Mit den hist. Methoden der vergleichenden Religionswiss. wollte P. das Christentum…

Vaterland

(586 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] I. Dogmatisch Begriffe wie V., Vaterlandsliebe, Patriotismus spielen seit dem 18.Jh. in der Verkündigung aller christl. Kirchen und in den Diskursen akademischer Theologen eine zentrale Rolle, beeinflussen aber spätestens seit M. Mendelssohn auch jüd. Selbstverständigungsdebatten. Angesichts der eklatanten methodischen Rückständigkeit der kirchen- und theologiehist. Forschung fehlen begriffs- und diskurshist. Studien zu rel. Konnotationen des Begriffsgebrauchs, zur Vaterlandsrheto…

Nation

(723 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Der von lat. nasci, »geboren werden«, abgeleitete Begriff natio bez. die lokale Herkunft einer Person oder Sache. Natio ist die Göttin der Geburt. Im Lat. bedeutete der Begriff auch Volksstamm und Völkerschaft. Seit dem MA umfaßte N. ein vielschichtiges Feld heterogener Bedeutungen. Die ma. Universitäts-, Konzils-, Kaufmanns-, Kleriker- und Adels-Nationes stellen keine Vorläufer moderner Nationsideen dar, auch wenn Kleriker und Landadelige im Spät-MA Vorstellungen eines dt. Nat…

Strauß

(470 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Strauß, David Friedrich (27.1.1808 Ludwigsburg – 8.2.1874 ebd.), prot. Theologe und freier Schriftsteller. Als Sohn eines verarmenden Kaufmanns besuchte S. die Lateinschule in Ludwigsburg und seit 1821 das niedere Seminar Blaubeuren. Hier begegnete er F. Ch. Baur, der sein prägender Lehrer wurde. Mit den Freunden Ch. Märklin, F. Th. Vischer und Wilhelm Zimmermann, später ein prominenter liberaler Historiker des dt. Bauernkriegs, ging S.1825 ins Tübinger Stift (Tübingen: II.). Neben…

Sattelzeit

(325 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Der für die begriffsgesch. Forschung dt. Historiker zentrale Begriff wurde spontan von Reinhard Koselleck bei der Planung des vom »Arbeitskreis für moderne Sozialgesch.« verantworteten Lexikons »Gesch. Grundbegriffe. Hist. Lexikon zur polit.-sozialen Sprache in Deutschland« (Bde.1–8/2, 1972–1997) geprägt. Dabei mögen Assoziationen an das u.a. von H. Freyer und C. Schmitt entwickelte Konzept der sog. Achsenzeiten mitgespielt haben. Der 1923 geborene Koselleck, führender Theoreti…

Piper

(239 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Piper, Otto Alfred (29.11.1891 Lichte, Thüringen – 13.2.1982 Princeton, USA). Die von franz. Hugenotten abstammende Mutter vermittelte P. prägende Frankreichkontakte. Der Vordenker der Jugendbewegung vertrat die generationstypische Kritik an Kapitalismus und Individualismus. Bei freiwilligem Fronteinsatz schwer traumatisiert, engagierte sich der 1920 in Göttingen promovierte Sozialist für Pazifismus und Ökumene. Die von Religiösen Sozialisten und luth. Volksnomos-Theologen vertret…

Tittmann

(219 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Tittmann, Johann August Heinrich (1.8.1773 Langensalza – 30.12.1831 Leipzig). Der Sohn des späteren Dresdener Oberkonsistorialrats Karl Christian T. studierte Philos. und ev. Theol. in Wittenberg und Leipzig, wo er a…

Paulus

(453 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob (1.9.1761 Leonberg – 10.8.1851 Heidelberg). Nach dem frühen Tod der Mutter prägte der 1771 vom Stuttgarter Consistorium wegen seines myst. Separatismus als Diacon entlassene Vater P.' rel. Erziehung. Schon als Tübinger Stiftsstudent entwickelte P. in Absage an den Supranaturalismus (Rationalismus) seines Lehrers G. Ch. Storr seit 1781 Grundelemente einer krit.-rationalen Exegese. Bei einer 1784 bis 1786 unternommenen Studienreise durch Deutschland, …

Zeitgeschichte, Kirchliche

(972 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Der schon Mitte des 17.Jh. nachweisbare, aber erst seit 1800 gebräuchliche dt. Begriff »Z.« wird nicht deckungsgleich mit Begriffen wie contemporary history oder histoire contemporaine verwendet. Im engl. und franz. Wissenschaftskontext bez. die Begriffe relativ lange Perioden der modernen Gesch., wohingegen der aktuelle dt. Sprachgebrauch stark durch die Katastrophen der eur. Gesch. im »age of extremes« (Weltkrieg, Erster; Nationalsozialismus; Totalitarismus; Weltkrieg, Zweiter) geprägt ist. …

Schneckenburger

(214 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Schneckenburger, Matthias (17.1.1804 Thalheim bei Tuttlingen – 3.6.1848 Bern).…

Vischer

(200 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Vischer, Friedrich Theodor (ab 1870 v.; 30.6.1807 Ludwigsburg – 14.9.1887 Gmunden). Nach dem Studium der ev. Theol., Philos. und Philol. in Tübingen (Dr. theol. 1832; 1833 Stiftsrepetent) habilitierte sich der Pfarrerssohn, Schüler F. Ch. Baurs, Jugendfreund und zeitweilige theol. Sympathisant von D.F. Strauß dort 1836 für Ästhetik und dt. Lit. Als Prof. für Literaturgesch. (1844 Tübingen, unter »Pantheismus«-Verdacht zwei Jahre suspendiert; 1855 Zürich, 1866 Stuttgart) und einfluß…

Troeltsch

(2,016 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Troeltsch, Ernst Peter Wilhelm (17.2.1865 Haunstetten bei Augsburg – 1.2.1923 Berlin-Charlottenburg) T. gilt als führender theol. Krisendiagnostiker im Deutschland der klassischen Moderne um 1900. Mit einem thematisch weit gespannten Oeuvre entgrenzte er die Syst. Theol. zu einer Kulturwissenschaft des Christentu…

Ronge

(253 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Ronge, Johannes (16.10.1813 Bischofswalde, Schlesien – 26.10.1887 Döbling bei Wien). Der einflußreichste Vertreter des Deutschkatholizismus kam aus einer streng kirchl. Bauernfamilie. Im Breslauer Studium der Theol. und Philos. 1836–1839 begeisterte sich der Burschenschaftler für die Kulturideale von Aufklärung und dt. Idealismus sowie die Emanzipationsforderungen der Frühliberalen. Seit 1841 Kaplan in Grottkau, wurde er am 30.1.1843 wegen einer im »Sächsischen Vaterlandsblatt« Robert Blums publizierten Kritik an Rom suspendiert. Als Privatschullehrer in Laurahütte (Oberschlesien) griff er am 1.10.1844 den Trierer Bischof W. Arnoldi in einem »Offenen Sendschreiben« wegen der Ausstellung des hl. Rockes, der größten Massenveranstaltung des Vormärz, mit großer öfftl. Resonanz an. Nach seiner Exkommunikation im Dezember betrieb R. am 12.1.1845 in Breslau die Gründung der »Allg. Christl. Kirche«, die gemeinsam mit einer von J. Czerski inspirierten Protestbewegung zur Bildung zahlreicher Gemeinden der »Dt.-kath. Kirche« führte. Der auch durch mehrere triumphale Vortragsreisen ungemein populäre R. engagierte sich für die Demokraten und war 1848 kurzzeitig Mitglied des Vorparlaments. Wegen seiner Aufrufe für einen bewaffneten Aufstand gegen Friedrich Wilhelm IV. mußte er im August 1849 aus Deutschland fliehen. Im Londoner Exil 1849 bis 1861 gründete er mit seiner Frau Bertha neben einer kleinen freirel. Gemeinde erfolgreich einen F. Fröbels Idealen verpflichteten Kindergarten. Amnestiert kehrte er 1861 nach Breslau zurück und engagierte sich durch Gemeindegründungen u.a. in Frankf…

Robertson

(239 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Robertson, Frederick William (3.2.1816 London – 15.8.1853 Brighton). Der anglik. Theologe und Sozialreformer gilt als einer der großen, rel. Epoche machenden Prediger des 19.Jh. Nach der 1840 erfolgten Priesterweihe in Oxford wurde der sensible R. in den Armenvierteln von Winchester und Cheltenham so hart mit den katastrophalen Folgewirkungen schneller kapitalistischer Industrialisierung konfrontiert, daß er mehrere psychische Zusammenbrüche erlitt. Als…

Zivilisation.

(1,075 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] I. Der wohl um 1700 von franz. Rechtsgelehrten mit Blick auf das lat. semantische Feld von civis (Bürger), civilitas und civiliter geprägte Neologismus civilisation bez.…

Rust

(177 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Rust, Isaak (14.10.1796 Mußbach in der Rheinpfalz – 14.12.1862 München). R. studierte seit 1815 in Heidelberg Philos. und Theol.; Dr. phil. 1820. Dank freundschaftlicher Kontakte zu G.W. F. Hegel schrieb der Pfarrer von Ungstein »Philos. und Chris…

Völkische Theologie

(379 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] . Genese und diskursive Kontexte der seit spätestens 1880 nachweisbaren Formel sind kaum erforscht. Auch fehlen Studien über mögliche Äquivalente in anderen eur. Sprachen. In wissenssoziologischen Begriffen läßt sich v. Theol. als eine spezifisch moderne Emanzipationsideologie bzw. als eine auf das Volk als kollektives Handlungssubjekt bezogene Befreiungstheologie deuten. Unbeschadet aller rel., theol. und polit. Differenzen stimmen die Produzenten v. Theol. ausnahmslos im normativen Interesse überein, ihr Volk in theol. Reflexion als einen starken hist. Akteur zu entwerfen, der sich aus dem aktuellen Leidenszustand von Zerstreuung, innerer Zerstrittenheit, zivilisatorischer Schwäche, mangelnder Selbstbewußtheit und polit.-kultureller Fremdbestimmung durch völkischen Glauben zum gottgewollten Idealzustand wahren, freien Selbstseins emporarbeitet. Da diese völkische Rel. inhaltlich ganz unterschiedlich gefaßt wurde, teils als spirituell erneuertes, von alten dogmatischen Schlacken und falschen (etwa israelit.-atl., jüd. oder konfessionalistischen) Elementen gereinigtes Christentum, teils als ein entschieden nach- oder antichristl., »arteigener« Glaube, ist das semantische Feld v. Theol. durch hohe positionelle Pluralität geprägt. Diversen radikal antichristl. Theologien im Kontext der völkischen Reform- und Neureligionen (Völkische Bewegung/Völkische Religionsentwürfe), in denen den Völkern polytheistisch ein je eigener Nationalgott (Begriff schon im 18.Jh. nachweisbar) zugeschrieben oder für das eigene Volk ein spezifisches gesch. Mandat Gottes reklamiert wurde, stand ein breites Spektrum christl. Theologien von Nation, Volk und Volkstum gegenüber, in denen häufig die ökum. Aufhebung der überkommenen konfessionellen Antagonismen als entscheidend für die ersehnte Wiedergeburt der wahren Nation gefordert wurde. Eine bes. innige oder gar exklusive Beziehung zw. Gott und eigenem Volk wurde zumeist mit Narrativen der atl. Erwählungsüberlieferungen und Begriffen der dogmatischen Prädestinationslehre konstruiert, so daß die jeweils anderen Völker mit hamartiologischen Vorstellungen als gottferne, gottverlassene oder gar widergöttliche Akteure imaginiert werden konnten. Die im theol. Diskurs insbes. Deutschlands seit 1945 vertretene Auffassung, daß sich Entstehung und Faszinationskraft v. Theol. im dt. Sprachraum einem nationalspezifischen theol.-ideologischen Son…

Schmitt

(471 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Schmitt,  Carl (11.7.1888 Plettenberg – 7.4.1985 ebd.), röm.-kath. Jurist und Theoretiker des Politischen. Der fest in traditionalem kath. Milieu verwurzelte Sch. gilt als einer der brillantesten dt. Intellektuellen des 20.Jh. Trotz seiner teils pathetisch-konfessorischen, teils opportunistischen Parteinahme für die »dt. Revolution« der Nationalsozialisten übte der radikale Antisemit auch nach der Entlassung 1945 und zweijähriger Haft einen starken Einfluß aus, indem er jüngere Gelehrte von Rang durch »Gesprä…

Religious economics

(223 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] (Religionsökonomie). In Studien zu den ökumenischen Bewegungen des 20.Jh. hatte der Soziologe Peter L. Berger 1963 »A Market Model for the Analysis of Ecumenicity« entwickelt. Seine These: Beendigung konfessioneller Kulturkämpfe und ökum. Kooperationsprozesse zw. traditionell rivalisierenden Konfessionskirchen folgten auch zweckrational pragmatischen Nutzenkalkülen. Inspiriert von der neoliberalen Chicago School der Wirtschaftswiss., machten Religionsökonomen wie Roger Finke, Lau…

Rosenstock-Huessy

(491 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Rosenstock-Huessy, Eugen (6.7.1888 Berlin – 23.2.1973 Norwich, VT, USA), Jurist, Kulturphilosoph, Soziologe. Der einer jüd. Bankiersfamilie entstammende R. war ein rel. Intellektueller von hoher Kreativität. Studien in sehr unterschiedlichen Feldern der Kulturwissenschaften verband er mit Sinnsuche, Moralpäd. und linksbürgerlicher Sozialreform. 17jährig konvertierte er 1905 zum Protestantismus. Nach dem Studium der Rechtswiss., Gesch. und Philol. in Zürich, Berlin und Heidelberg wurde er hier 1910 zum Dr. jur. promovie…

Rothe

(1,253 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Rothe, Richard

Overbeck

(732 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Overbeck, Franz Camille

Renan

(493 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Renan, Joseph Ernest (27.2.1823 Tréguier, Bretagne – 2.10.1892 Paris). Der franz. Religionshistoriker und Orientalist studierte zunächst röm.-kath. Theol., Philos. und Philol. am kirchl. Grand Séminaire von St. Sulpice in Paris. Begeistert rezipierte er die dt. idealistische Philos. und die Werke der Tübinger Schule F. Ch. Baurs, v.a. D.F. Strauß' »Leben Jesu«. In jugendlichem Freiheits- und Wissensdrang verließ er kurz vor der Subdiakonatsweihe 1845 das Seminar. Pathetisch legte er in »L'avenir de la science« (geschrieben 1848, gedr. 1890) ein Bekenntnis zum Fortschritt durch Wiss. ab. Sein positivistisch informierter Entwicklungsglauben trieb ihn zu religionsgesch. Feldforschung, die am Paradigma eines Evolutionismus orientiert ist, der die Religionsgesch. als Fortschritt zu moralischer Perfektibilität und immer edlerer Vergeistigung des Menschen zu konstruieren erlaubt. Im Auftrag der franz. Regierung unternahm er 1860–1861 eine große Orientreise und wurde 1862 als Prof. für sem. Sprachen ans Collège de France berufen. In der Antrittsvorlesung stilisierte er Jesus, den edlen Galiläer, zum unvergleichlichen Menschen. Die Absage an die Zwei-Naturen-Lehre provozierte den Widerstand des Episkopats und die begeisterte Zustimmung des liberal laizistischen Frankreich. Infolge seiner archäologischen Reisen schrieb R. »La mission de Phénice« (2 Bde., 1864 und 1874) und das Sensation machende »La Vie de Jésus« (1863), den 1. Band der »Histoire des origines du Christianisme« (7 Bde., 1863–1883). In den Perspektiven postmoderner »Orientalism«-Konzepte treten starke projektiv fiktionale Züge von R.s brillant in okzidentalen plots geschriebenen populären Orient-Büchern zutage, in denen begriffliche Strenge und methodischer Zweifel hinter lit. Eleganz und narrativer Geschlossenheit zurücktraten. Zugrunde lag eine Semantik der Rasse mit stark dramatisierten Gegensätzen zw. Ariern und Semiten. Der harmoniesüchtige Autor romantisierte die galiläische Landschaft, sein »fünftes Ev.«, zum grünen Naturschönen par excellence, d.h. zu einer heilen Gegenwelt zur sem. Welt trockener, zerklüfteter Wüsten. Das Leben seines vom Judentum gelösten Jesus, eines naiv schwärmerischen Naturburschen, verklärte R. zum Bildungsgang eines frommen, idealisch gestimmten Anarchisten, dessen Kreuzestod die Konsequenz der apolit. Reinheit seines Charakters war. Massive Proteste des klerikalen Frankreich gegen Antrittsvorlesung und Jesus-Buch führten 1864 zur Amtsenthebung; nach Napoleons III. Sturz wurde R. 1871 durch die Republik rehabilitiert. Im K…

Wagner

(325 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[English Version] Wagner, Falk (25.2.1939 Wien – 18.11.1998 ebd.). Nach dem Studium der ev. Theol., v.a. bei H.W. Wolff und Wolfhart Pannenberg, und Philos., bes. bei Th.W. Adorno und Wolfgang Cramer, wurde der aus bürgerlicher Familie stammende, früh in der biblizistisch-wertkonservativen »Heliand«-Pfadfinderschaft engagierte W. 1969 in München mit »Der Gedanke der Persönlichkeit Gottes bei Fichte und Hegel« zum Dr. theol. promoviert. Die Habil. erfolgte hier im Wintersemester 1971/72 mit einer »k…

Sacrality, Transfer of

(294 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[German Version] The origins of the concept of transfert de sacralité

Pfleiderer, Otto

(290 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[German Version] (Sep 1, 1839, Stetten im Remstal – Jul 18, 1908, Groß Lichterfelde near Berlin). As the last ¶ representative of F.C. Baur’s Tübingen school, Pfleiderer developed models of the history of primitive Christianity which stressed Jesus’ Jewish identity, and declared Paul the decisive founder of the Christian religion, thanks to his critique of the “orientalisms” in Jesus’ preaching, and his determined “Hellenization.” Using the historical methods of the comparative study of religion, Pfleiderer set out to prove that Christianity was the most perfect form of religion to date. He was a neo-idealist philosopher of religion, and as such he justified piety as an autonomous function of the spirit. He was in Jena from 1870, and was appointed to a chair in Berlin in November, 1874; this marked the beginning of 33 years of teaching in the capital of the German Empire, which made Pfleiderer the internationally acclaimed “leader of German liberal theology.” In hundreds of articles and numerous monographs he developed, as a sharp criti…

History of Ideas

(1,364 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[German Version] I The origins and the formation of the composite term “history of ideas” have hardly been investigated. Early attestations point to the late 18th century. In the centers of the Enlightenment, scholars wrote “history of ideas,” employing teleological interpretation models, in order to legitimize the emergence of the new middle-class consciousness as a progress in the awareness of freedom. The literary history of classic reflection disciplines such as philosophy and theology became c…

Krug, Wilhelm Traugott

(171 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[German Version] (Jun 22, 1770, Radis – Jan 12, 1842, Leipzig), Protestant philosopher and successor to I. Kant at Königsberg University. Strongly influenced by Kant's philosophy as a student of theology and philosophy in Wittenberg, Jena, and Göt…

Wagner, Falk

(368 words)

Author(s): Graf, Friedrich Wilhelm
[German Version] (Feb 25, 1939, Vienna – Nov 18, 1998, Vienna) was brought up in a middle-class family. After studying Protestant theology, primarily with H.W. Wolff and Wolfhart Pannenberg, and philosophy, especially with T.W. Adorno and Wolfgang Cramer, he quickly became active in the biblicistic, socially conservative Heliand scouting association. In 1969 he received his Dr.theol. at Munich with a thesis entitled Der Gedanke der Persönlichkeit Gottes bei Fichte und Hegel. His habilitation followed in the winter semester of 1971/1972 with a critical interpretati…
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