Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur

Get access Subject: Jewish Studies
Edited by: Dan Diner

Help us improve our service

Von Europa über Amerika bis zum Vorderen Orient, Nordafrika und anderen außereuropäischen jüdischen Siedlungsräumen erschließt die Enzyklopädie die neuere Geschichte der Juden von 1750 bis 1950.

Rund 800 Stichwörter präsentieren den Stand der internationalen Forschung und entwerfen ein vielschichtiges Porträt jüdischer Lebenswelten - illustriert durch viele Karten und Abbildungen. Übergreifende Informationen zu zentralen Themen vermitteln ca. 40 Schlüsselartikel zu Begriffen wie Autonomie, Exil, Emanzipation, Literatur, Liturgie, Musik oder Wissenschaft des Judentums. Die Enzyklopädie stellt Wissen in einen Gesamtkontext und bietet Wissenschaftlern und Interessierten neue Einblicke in die jüdische Geschichte und Kultur. Ein herausragender Beitrag zum Verständnis des Judentums und der Moderne.

Die Enzyklopädie Jüdischer Geschichte und Kultur Online basiert auf der gedruckten Ausgabe Enzyklopädie Jüdischer Geschichte und Kultur von J.B. Metzler Verlag (2011–2015), herausgegeben von Dan Diner.

For more information: brill.com

Ma’ase Toviya

(1,819 words)

Author(s): Sadowski, Dirk
Das auf Hebräisch verfasste, erstmals 1707 in Venedig gedruckte Ma’ase Toviya (Werk des Tobias) gilt als eines der bedeutendsten Werke der frühen Haskala. Sein Verfasser, der Arzt Tobias Hakohen (1652–1729), präsentierte in seinem lexikonartigen Werk neue astronomische und medizinische Erkenntnisse. Die Verbindung von naturwissenschaftlichem Wissen mit Elementen rabbinischer Geleh…

Magdeburger Recht

(1,300 words)

Author(s): Hausmann, Guido
Die aus Magdeburg stammende städtische Rechtsordnung des 12. Jahrhunderts dehnte sich in Mittelalter und früher Neuzeit weit in das östliche Europa aus. Eine mit dem Magdeburger Recht bewidmete Stadt schied aus dem zuvor gültigen Landrecht aus und erhielt eine eigen…

Magnum

(1,870 words)

Author(s): Soltes, Ori Z.
Name der 1947 in New York gegründeten internationalen Kooperative freischaffender Fotografen. Magnum Photos ist insbesondere mit dem Fotojournalismus ihres Mitbegründers Robert Capa (1913–1954) verbunden. Zum Œuvre des aus einer ungarisch-jüdischen Familie stammenden Capa (Endre Friedmann) zählen die Fotoaufnahmen an und hinter den Fronten von fünf Kriegen in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Capas visuelle Kriegsberichterstattung gilt als wegweisend und sein Einfluss auf die Fotografie im Allgemeinen ist unverkennbar. Mit Magnum Photos verwirklichten ihre Gründe…

Maigesetze

(1,678 words)

Author(s): Kopstein, Jeffrey
Bezeichnung für eine 1882 in Russland unter Zar Alexander III. erlassene, Juden diskriminierende Verordnung. Sie zielte darauf, die jüdische Präsenz im Ansiedlungsrayon auf die Städte zu begrenzen, Bodenbesitz sowie Pacht und Güterverwaltung durch Juden einzuschränken und jüdische Handelstätigkeit an Sonn- und christlichen Feiertagen zu unterbinden. Die Verordnung wurde in der Folge einer Reihe von Pogromen nach der Ermordung Zar Alexander II. erlassen…

Manhattan Project

(3,731 words)

Author(s): Balke, Ralf
1942 initiiertes US-amerikanisches Projekt, das zum Bau der ersten Nuklearwaffe führte. Für das bei Los Alamos, New Mexico, angesiedelte Manhattan Project, in dem die Vereinigten Staaten die Nuklearforschung betrieben, waren bis zu 129 000 Personen tätig. Führend unter den Forschern waren zahlreiche vor der Ausbreitung der nationalsozialistischen Herrschaft in Europa geflohene jüdische Naturwissenschaftler. Das Projekt bot ihnen die Möglichkeit, weiterhin wissenschaftlich t…

Mantua

(3,003 words)

Author(s): Miletto, Gianfranco
Im oberitalienischen Herzogtum Mantua regierte zwischen 1328 und 1708 die Adelsfamilie Gonzaga. Aufgrund ihrer pragmatischen und moderaten Politik gegenüber den Juden entfaltete sich in der Residenzstadt der Gonzaga ein blühendes jüdisches Leben. Von der Renaissance bis zum Ende des 17. Jahrhunderts florierten dort Wirtschaft, Wissenschaften und Künste. Mit der Eingliederung Mantuas ins Habsburgerreich 1708 setzte der ökonomische und kulturelle Verfall des Stadtstaats ein, der die jüdische Gelehrsamkeit aber nicht völlig zum Erliegen brachte. 1. Siedlungsgeschichte, Rechte und Verwaltung Belege für die jüdische Präsenz in Mantua setzen wesentlich mit der Herrschaft der Gonzaga ein. Ende des 14. Jahrhunderts ließen sich jüdische Familien mit deren Erlaubnis in Mantua nieder, um Geldverleih zu betreiben. Mit dem Zuzug weiterer jüdischer Geldhändler ( Geldhandel) aus Frankreich und Deutschland Anfang des 15. Jahrhunderts vergrößerte sich die Gemeinde stetig. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts betrug die Zahl der Juden in der Stadt etwa …

Maqam

(2,663 words)

Author(s): Seroussi, Edwin
Autochthone arabische Kompositionstechnik, die in den urbanen Zentren der gesamten islamischen Welt Fuß fasste und auch in die Musikpraxis der dort lebenden Juden Eingang fand. Zur umfassendsten »Maqamisierung« des Repertoires kam es unter den sephardischen Juden im Osmanischen Reich. Unter dem Einfluss spekulativer Mystik ordneten sie im 16. Jahrhundert zunächst ihre religiösen Hymnen ( piyutim ) für paraliturgische Gelegenheiten den osmanisch-türkischen Maqamen zu. Später eroberte das Prinzip des Maqam die gesamte…

Marienbad

(2,899 words)

Author(s): Zadoff, Mirjam
Das Kurbad Marienbad (Mariánské Lázně) im heutigen westlichen Tschechien bildete gemeinsam mit den benachbarten Kurorten Karlsbad (Karlovy Vary) und Franzensbad (Františkovy Lázně) für beinahe einhundert Jahre das Zentrum eines internationalen jüdischen Bädertourismus. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zog Marienbad jüdische Kurgäste unterschiedlichen sozialen Stands und kulturellen wie religiösen Selbstverständnisses aus allen Gebieten Europas, zunehmend auch aus Amerika und Palästina an. Das…

Marrakesch

(2,787 words)

Author(s): Balke, Ralf
Stadt im Südwesten Marokkos, die über Jahrhunderte hinweg eines der bedeutendsten politischen und wirtschaftlichen Zentren des Landes war. Sie beherbergte bis ins 20. Jahrhundert hinein die größte jüdische Gemeinde des Landes. Die Juden Marrakeschs besaßen als Kaufleute, Finanziers und Emissäre der verschiedenen Herrscherdynastien eine zentrale Rolle im Wirtschaftsleben des Sultanats und behielten diese Stellung auch während der Zeit als französisches Protektorat bei. Nach der Unabhängigkeit Mar…

Märtyrer

(3,810 words)

Author(s): Heil, Johannes
Märtyrertum als Tod in Verteidigung der eigenen Religion oder aus Verweigerung der Zwangskonversion ist keine bereits in der hebräischen Bibel geläufige Vorstellung. Doch wurden in der antiken rabbinischen Literatur halachische Bedingungen formuliert, in denen eine »Heiligung des göttlichen Namens« ( kiddush ha-Shem), also ein Märtyrertod, erlaubt oder gar erforderlich ist. Seit den mittelalterlichen Kreuzzugsverfolgungen wurde das jüdische Martyrium von einigen rabbinischen Autoritäten zu einem litera…

Marx Brothers

(2,325 words)

Author(s): Köppl, Rainer M.
Die fünf Marx Brothers Leonard (1887–1961), Arthur (urspr. Adolph; 1888–1964), Julius Henry (1890–1977), Milton (1892–1977) und Herbert (1901–1979) kamen als Söhne europäischer Immigranten in New York zur Welt. Unter ihren Bühnennamen Chico, Harpo, Groucho, Gummo und Zeppo erlangten sie als Theater-, Film-, Radio- und TV-Komiker Berühmtheit. Die Marx Brothers waren zur ihrer Zeit einzigartig, weil sie Slapstick mit Poesie verbanden, Sprachakrobatik und Absurdität mit Surrea…

Maschhad

(2,608 words)

Author(s): Nissimi, Hilda
Hauptstadt der Provinz Chorasan im Nordosten Irans und eine der wichtigsten heiligen Stätten des schiitischen Islam. Auf Initiative des persischen Herrschers Nādir Shāh ließen sich dort Mitte des 18. Jahrhunderts mehrere jüdische Familien nieder und gründeten eine prosperierende Gemeinde, die jedoch im Jahr 1839 erst Opfer eines gewalttätigen Übergriffs und dann einer Zwangskonversion zum Islam wurde. Dennoch blieben die Juden in Maschhad ihrer Religion im Verborgenen treu. Als »Maschhadis« entw…

Maskila

(3,373 words)

Author(s): Cohen, Tova
Als maskila (hebr., Pl. maskilot) wird eine gebildete jüdische Frau bezeichnet, die sich an der jüdischen Aufklärungsbewegung (Haskala) beteiligte. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts befürworteten Aufklärer (Maskilim) aus den jüdischen Gemeinden des östlichen Europa nicht nur eine säkulare Schulbildung für Mädchen, sondern daneben auch die Vermittlung traditioneller Werte und insbesondere der hebräischen Sprache. Erst mittels dieser Sprachkenntnisse konnten jüdische Mädchen und Frauen an den auf He…

Maskilim

(2,815 words)

Author(s): Zalkin, Mordechai
Vom Beginn des 19. Jahrhunderts an verbreitete sich die jüdische Aufklärung (Haskala) auch unter den bis dahin traditionellen jüdischen Gemeinschaften im östlichen Europa. Viele der dortigen Aufklärer (hebr. maskilim, Sg. maskil) setzten sich als Lehrer, Schriftsteller oder Journalisten für aufklärerische Ideen wie Rationalismus, Humanismus und Liberalismus ein. Verbreitung fand dieses Ideengut über neu geschaffene Bildungs…

Masse

(3,142 words)

Author(s): Donahue, William Collins
Wenngleich schon vor ihm zahlreiche Denker ihre Aufmerksamkeit auf das Phänomen der Masse richteten, war es der jüdische Autor und Gesellschaftstheoretiker Elias Canetti (1905–1994), der den Begriff der Masse zum Mittelpunkt seines Denkens machte ( Masse und Macht, 1960). Originär ist Canetti vor allem in seinem Beharren auf dem positiven Potential der Masse. Während er zunächst alle Religionen als Komplizen der Macht ablehnte und den Holocaust in seinen Schriften eher nebensächlich behandelte, artikulierte er in seinen späten auto…
▲   Back to top   ▲