Author(s):
Endreß, G.
[English Version] (1126 Córdoba – 1198 Marrakesch), span.-lat. für »Ibn Rušd« (Abūl-Walīd Muḥammad ibn Aḥmad), isl. Rechtsgelehrter, Philosoph und Arzt, durch seine Aristoteles-Kommentare wichtigster Vermittler des arab. Aristotelismus an das ma. Europa. Als Richter und Lehrer war er angesehene Autorität des isl. Rechts. Seine Hauptwerke galten der Verteidigung der aristotelischen Philos. und Wissenschaftslehre als Grundlage der Wahrheitsfindung auch für die isl. Gesellschaft. Anstöße gaben Theol. und Philosophiekritik des G̣azzālī. A. plädiert gegenüber den isl. Institutionen im Stil eines Rechtsgutachtens für die philos. Beweislehre als überlegene Methode des gottgebotenen Vernunftgebrauchs und proklamiert die Gleichsinnigkeit der absoluten Vernunfterkenntnis mit dem rel. Symbol der Offenbarung: »Der Wahrheit widerspricht die Wahrheit nicht«. Al-G̣azzālīs Streitschrift gegen die Philosophen, die deren Anspruch auf ein System stringenter Beweisführung für Kosmologie und Theol. zurückgewiesen hatte, widerlegte A. These um These in seiner Gegenschrift. Durch die Rückkehr zu Aristoteles, Garant der Wahrheit, »soweit sie dem Menschen faßbar ist«, verteidigte A. die philos. Wissenslehre und das Weltbild der hell. Philos. Sein Kommentarwerk zum Corpus Aristotelicum, zu den Basistexten in mehrfachen Ansätzen – Kompendien, erklärenden Paraphrasen und großen Literalkommentaren – präsentiert Logik, Physik und Metaphysik des Aristoteles als harmonisches, widerspruchsfreies System und rechtfertigt ihn gegenüber abweichenden Lehrmeinungen der Antike (Platonismus) und des Islams (bes. gegen Avicenna) im Lichte der peripatetischen Lehrtradition. Die Methode rationaler Wahrheitsfindung ist die Deduktion aus ersten Prinzipien mit den Schlußformen des Syllogismus. Grundlage der Prinzipienlehre – Metaphysik als Ontologie, Kosmologie und philos. Theol. – ist die Physik, die Lehre von den Prozessen des Wirklichen, die auf ihre Ursache verweisen; Metaphysik kann nicht (so gegen Avicenna) ihre eigenen Prinzipien deduzieren, sondern ist auf den Boden der substantialen Wirklichkeit zu stellen. Um die Antinomie zwischen Gottes Ewigkeit und Transzendenz und seiner Immanenz im Werden und Vergehen der Schöpfung zu lösen, setzt A. an die Stelle der neuplatonischen Emanationslehre der Vorgänger seine Neuinterpretation der aristotelischen Lehre von Seele und Intellekt. Die Bewegungslehre der Physik und die Erkenntnislehre der Psychologie des Aristoteles erklären die Natur des intelligiblen Kosmos als ewiges Produkt der ewigen Ersten Ursache: Der göttliche Erste Beweger ist als Objekt des erkennenden Verlangens durch die beseelten Sphären Ursprung aller Bewegung. Die Universalität ihres Erkennens begründet den Führungsanspruch der Philos.: Das Denkvermögen gewinnt durch Abstraktion aus den Partikularien der Wahrnehmung die Universalien intelligibler Wirklichkeit. Der spekulative Intellekt des erkennenden Subjekts verdankt diese Einsicht dem Aktiven Intellekt, der, wie das Licht dem Auge das Sichtbare, dem Verstande das Intelligible sichtbar macht. Die Intelligibilia sind ewig als Form des ewigen, universalen »mater…