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Auffarth, Christoph
[English Version] . Das Jahresfest im Hochsommer in Athen, alle vier Jahre groß (seit 566 v.Chr.), sonst klein begangen, vereinigte die ganze Polis, die die Stadt und die ganze Region Attika umfaßte. Die Athener leiteten später das Fest der P. von der Eingemeindung der Siedlungen Attikas durch Theseus (Plut. Theseus 24) ab, also das Fest »ganz Athens«. Wenn sich die Prozession jedoch auf den zentralen Tempel der Stadtgöttin zubewegte, ist die ältere Bedeutung »das Zentralfest der Athene«. Jede Siedlung, jede Kolonie hatte zum Opfer ein Rind beizusteuern. Der Fries auf dem Parthenon verewigt in Stein den Ablauf der Prozession, die zugleich die soziale Ordnung der Stadt abbildet: die jungen Reiter, die Mädchen mit dem Gewand, das die Göttin angelegt bekommt, die jungen Frauen, die Ehefrauen, die ehrwürdigen Alten, die Nicht-Bürger (Metöken). Für die Polis begann das neue Jahr mit der Aufnahme der jungen Männer unter die Bürger und dem Amtsantritt der Archonten. Am Vorabend entzündeten die Jungen außerhalb der Stadt am Altar des Prometheus das Feuer, brachten es mit Fackeln zur Akropolis – als Wettrennen der Phylen –, damit das ewige Licht in Athenes Lampe wieder entzündet werden konnte. Wie bei anderen Neujahrsfesten läßt sich hier Auflösung und Neuaufrichtung der Ordnung Athens verstehen (so bes. Burkert): Das Feuer als Zeichen der Kultur bildet sich in den Bildwerken des Parthenon als Kampf der Götter gegen die Giganten…