Author(s):
Binder, Vera (Gießen)
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Schwemer, Daniel (Würzburg)
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Quack, Joachim (Berlin)
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Rieken, Elisabeth (Berlin)
[English version] I. Begriff “M.” bezeichnet zwei verschiedene Dinge: zum einen die Fähigkeit des Individuums, sich mehrerer Sprachen zu bedienen, zum anderen eine Situation, in der innerhalb einer gesellschaftl. Gruppe mehrere Sprachen verwendet werden (Sprachkontakt). Dementsprechend kann sich M.-Forsch. mit dem mehrsprachigen Individuum oder der mehrsprachigen Ges. befassen; je nach Sichtweise ergeben sich Berührungspunkte zur Psycho- und Neurolinguistik einerseits oder zur Soziolinguistik und histor. Linguistik (deskriptiv) bzw. Sprachpolitik (normativ) andererseits. Die heikle und oft auch polit. brisante Frage, wie Sprache und Dialekt voneinander abzugrenzen sind, soll hier außer Betracht bleiben. Was das mehrsprachige Individuum angeht, wäre grundsätzlich zu fragen, welche Art von Sprachbeherrschung vorliegen soll, damit wir von M. sprechen können. Im allg. Sprachgebrauch versteht man unter einem zweisprachigen Individuum eine Person mit zwei im Idealfall gleich gut beherrschten Muttersprachen; demgegenüber stellt die Sprachkontakt-Forsch. im Gefolge von U. Weinreich auf das tatsächliche Sprachverhalten ab und bezeichnet den als mehrsprachig, der regelmäßig mehrere Sprachen benutzt. Damit muß auch eine Typologie der Sprachbeherrschung entwickelt werden; man unterscheidet v.a. danach, ob Sprachfertigkeiten gesteuert (also durch gezielten Sprachunterricht) oder ungesteuert erworben wurden, und weiter danach, wie weit die Sprachbeherrschung geht: aktiv und/oder passiv, mündlich und/oder schriftlich. Die Psycho- und Neurolinguistik fragt, ob beide Sprachsysteme innerhalb des Individuums getrennt nebeneinander existieren (was sich ggf. auch auf neuronaler Ebene festmachen ließe) oder ob sie auf ein gemeinsames etwa semantisches Repertoire Zugriff haben (koordinierte vs. kompakte, “…