Author(s):
Brusniak, Friedhelm
[English Version] (Rafflenbol),
Philipp (10.8.1556 Mengeringhausen – 26.10.1608 Hamburg). Mitglied jener westfälisch-waldeckischen Pfarrerfamilie, der auch der Kirchenlieddichter Jeremias N. (1558–1632) angehörte, ausgebildet u.a. von L. Helmbold in Mühlhausen, Thüringen, sowie an den Universitäten Erfurt (1575) und Wittenberg (1574, 1576–1579). Nach Privatstudium im Kloster Volkhardinghausen Pfarrer in Herdecke (1583), bei der heimlichen ev. Gemeinde in Köln (1587), in Unna (1596) und in Hamburg (1601). Dem Anti-Calvinisten und dogmatischen Verfechter der Konkordienformel wurde 1590 in Marburg die Promotion verweigert, die 1594 in Wittenberg durchgeführt wurde. Als überzeugter luth. Theologe vertrat N. die Ubiquität (Allgegenwart) Christi sowie eine in der Reformation wurzelnde, eschatologisch ausgerichtete missionstheol. Konzeption, die über J. Gerhard hinaus bis zu A.H. Francke und W. Löhe nachwirkte und betonte die zentrale Stellung der Liebe im christl. Denken und Leben. Er gilt neben J. Arndt als einer der Wegbereiter des Pietismus (: I.): Seine bekannteste Publikation ist das durch die Pest in Unna und von Ch. Irenäus beeinflußte Trost- und Erbauungsbuch »FreudenSpiegel deß ewigen Lebens« (1599), dessen Inhalt in den im Anhang veröff., als Diptychon angelegten Liedern »Wie schön leuchtet der Morgenstern« und »Wachet auf, ruft uns die Stimme« verdichtet ist und in der Bildersprache (Sauer-Geppert, Erbauungslit.) der Brautmystik (bernhardinische Frömmigkeit [Bernhard von Clairvaux; Mystik: III., 3., b]) und Jenseitsvorstellung den Blick auf die Ewigkeit und die allumfassende Liebe Gottes richtet. Diese Dichtungen mit ihren Melodien zählen zu den bedeutendsten Schöpfungen im Bereich des ev. Kirchenlieds (: I.,6.)…