Author(s):
Wallmann, Johannes
[English Version] ist der Name für die langjährigen Auseinandersetzungen in der 2. Hälfte des 17.Jh. zw. der luth. Hochorthodoxie (Orthodoxie: II.,2., a, β) und den von G. Calixt und der Universität Helmstedt ausgehenden, des rel. »Synkretismus« verdächtigten kirchl. Unionsbestrebungen. Unter dem Eindruck der Schrecken des Dreißigjährigen Krieges von der konfessionellen Polemik zur Irenik übergehend, hatte Calixt Toleranz und Kirchenfrieden zw. den Konfessionen auf der Grundlage des allen gemeinsamen altkirchl. Lehrfundaments (consensus antiquitatis) gefordert. Nach Ablehnung seiner den Primat des Papstes ausschließenden universalkirchl. Unionspläne durch die Jesuiten legitimierte Calixt theol. die innerprot. Unionsbestrebungen zw. den Lutheranern und den im Westfälischen Frieden reichsrechtlich anerkannten Reformierten, v.a. in Brandenburg-Preußen und Hessen-Darmstadt. Der S. brach im streng luth. Ostpreußen aus, als der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm nach dem mißglückten Religionsgespräch von Thorn 1645 Anhänger Calixts (Ch. Dreier, J. Latermann) auf Lehrstühle an der Universität Königsberg berief und C. Myslenta, den Anführer der ostpreußischen Orthodoxie, seines Amtes enthob. Nahezu das gesamte orth. Luthertum solidarisierte sich mit der Königsberger luth. Orthodoxie. Eine riesige Streitschriften-Lit. (u.a. J. Hülsemann, J.K. Dannhauer, A. Calov, Ä. Strauch) bekämpfte Calixts Restriktion des kirchl. Lehrfundaments auf das Apostolikum und die altkirchl. Bekenntnisse wegen der Marginalisierung der luth. Zentrallehren von der Rechtfertigung und vom Abendmahl. Der Versuch der kursächsischen Orthodoxie in Wittenberg und Leipzig, durch ein neues Lehrbekenntnis den Helmstedter Synkretismus aus der luth. Kirche auszuschließen (Consensus repetitus fidei vere lutheranae, 1655), scheiterte an der Verweigerung der Unterschrift durch die Jenaer Theologen (J. Musäus). Nach dem Tod Calixts zeitweilig unterbrochen, flammte der Streit während der Religionsgespräche von Kassel (1661) und Berlin (1662–1663) erneut auf. Friedrich Ulrich Calixt (1622–1701) in Helmstedt und Calov in Wittenberg waren die Stimmführer. Herzog Ernst der Fromme von Sachsen-Gotha sandte auf der Grundlage versöhnlicher Gutachten (u.a. von Ph.J. Spener, 1670) mehrmals Friedensdelegationen an die prot. Höfe und Universitäten. Nach dem Tod Calovs 1686 erlosch der Streit bzw. w…