Author(s):
Rüpke, Jörg
[English Version] Norden,
Eduard (21.9.1868 Emden – 13.7.1941 Zürich), Latinist. 1895–1899 Prof. für Klassische Philol. in Greifswald, 1899–1906 in Breslau, seit 1906 in Berlin, 1935 emeritiert und aufgrund seiner jüd. Herkunft kurz zuvor aus der Zentraldirektion des Dt. Archäologischen Institutes entfernt, 1938 Zwangsaustritt aus der Preußischen Akademie der Wiss., 1939 Emigration in die Schweiz. N.s umfangreiches wiss. Oeuvre ist, obschon durchgängig den traditionellen Methoden verpflichtet, durch Fragestellungen beeinflußt, die parallel in der Religionsgeschichtlichen Schule bearbeitet wurden (Die Petrusapokalypse und ihre antiken Vorbilder, 1893; P. Vergilius Maro, Aeneis Buch VI, 1903; Die Geburt des Kindes, 1924), aber von N. auch auf die Lit. des westlichen Mittelmeerraumes ausgedehnt wurden. Methodisch von bes. Bedeutung wurde die wohl in der Auseinandersetzung mit der antiken Rhetorik (Die antike Kunstprosa, 2 Bde., 1898) entwickelte Suche nach festen sprachlichen Strukturen, Schemata etwa von Gebet, Hymnus, Predigt, die sich über Sprach- und Religionsgrenzen hinweg verfolgen lassen. Im »Agnostos Theos: Untersuchungen zur Formengesch. rel. Rede« (1913) erscheint der Begriff »Formgeschichte« (Formen/Gattungen) erstmals in einem Buchtitel. »Aus altröm. Priesterbüchern« (1939) verbindet beide Linien. »Die Germ. Urgesch. in Tacitus' Germania« (1920) und »Altgermanien« (1934) bez. zentrale Themen der dt. Latinistik zumal nach dem 1. Weltkrieg. Eine direkte Forts…