Author(s):
Stolz, F.
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Clayton, P.
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Stolzenberg, J.
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Rosenau, H.
[English Version] I. Religionswissenschaftlich
1. Die Verwendung des dt. Ausdrucks »G.« ist seit jeher durch den christl. Sprachgebrauch, insbes. auch durch das Konzept des Hl. G. mitbestimmt. Damit werden Konnotationen von lat. spiritus und griech. πνευ´μα/pneúma mittransportiert. G. erhält eine weite Bedeutungsbreite und bez. einerseits eine dem Menschen zugeschriebene geistige Haltung, Dynamik und Qualität, andererseits auch die Projektion dieser Phänomene in die Außenwelt. Die anthropomorphe Konkretion solcher Projektion kann dann »Wesen« meinen, welche in der altgerm. Überlieferung eher »Troll« u. ä. heißen.
2. Die religionswiss. Rede vom »G.« ist geprägt durch die Animismus-Diskussion des 19.Jh. E.B.Tylor bestimmte den Animismus als Grundform der Rel.; der Glaube an Geister sei durch Beobachtungen im Zusammenhang mit Phänomenen wie Schlaf, Traum, Tod usw. und primitive Erklärungsversuche zustande gekommen, woraus sich dann weitere Religionsformen entwickelt hätten. Robert R.Marett (1866–1943) vermutete demgegenüber in unpersönlichen Wirkkräften eine Urform von Rel.; daraus hätte sich erst der Geisterglaube entwickelt. Solche globalen Thesen rel. Evolution sind nicht mehr haltbar. Ausdrücke wie »G.« bzw. »Geister« bez. eine Reihe verschiedenartiger Phänomene; sie berühren sich mit Bez. wie »Seele«, »Dämonen«, »Ahnen« usw. Angezeigt ist deshalb eine Klassifikation der Phänomene, die gemeinhin unter dem Begriff G. und benachbarter Bez. subsumiert werde…